Review:

My Own Fairground

(Capricorn)

Aua aua... Der Gesang auf dem Debüt von CAPRICORN tut ganz schön weh... Jeder Zahnarztbesuch ist dagegen Zuckerschlecken. Im Ernst: Was Sänger und Gitarrist Gero von Werden da verbricht, ist z. T. schlichtweg unerträglich. Die sowieso schon hohe Stimme wird ausgiebig gequält und schlägt vom Jammernd-Jauligen auch gelegentlich in kreischiges Geschrei um. Aus dem Grund fällt es auch schwer, auf die Musik zu achten, die sich beim näheren Hinhören aber auch nicht als sonderlich spannend erweist. Klingt irgendwie alles nach melodischem 80er Indie-Pop-Rock, ist dabei aber ziemlich einfallslos bis langweilig. Bei "Reply To My Love" beispielsweise kann man gar nicht anders als an FURY IN THE SLAUGHTERHOUSE zu denken. Die Tempi der Songs bewegen sich größtenteils im Mid-Tempo, variiert durch einige noch langsamere Stücke. Klingt auch alles sehr gleich, Höhepunkte gibt es so gut wie keine. Doch halt - es gibt zwei (positive!) Ausnahmen: "Feeling You" ist ein sehr schöner, extrem ruhiger, fast meditativer Song, der alleine schon durch seinen elektronischen Beat interessant ist und durch einen ab der Hälfte einsetzenden und in diesem Kontext sehr passenden Kirchenorgel-Sound bereichert wird. Sogar der Sänger hält sich bis auf gelegentliche Kopfstimmen-Akrobatik einigermaßen zurück, so dass hier ein wirklich gutes, eigenständiges Stück zustande kommt. Auch aus dem Rahmen fällt "One Minute", denn: Endlich wird mal richtig abgerockt! Ein schneller Schrebbel-Pop-Rock-Song, bei dem Gero nur wenig kreischt und in seinen besten Momenten gar an Robert Smith erinnert. Unterm Strich ist für mich aber nicht nachvollziehbar, was Ex-HOSEN-Schlagzeuger Wölli dazu bewegt haben mag, CAPRICORN für sein Label Goldene Zeiten zu signen. Es kann sich nur um ein höhere Form des Masochismus handeln...

My Own Fairground


Cover - My Own Fairground Band:

Capricorn


Genre: Rock
Tracks: 13
Länge: 55:3 (CD)
Label: Goldene Zeiten
Vertrieb: Alive