TIPP

Als nach drei tollen bis überragenden Scheiben in 2013 Glenn Hughes das Aus für BLACK COUNTRY COMMUNION verkündete (mit recht deutlichen Worten gen Joe Bonamassa bezüglich der Ursachen) rechnete kaum jemand mit einer Wiederauferstehung; geschweige denn im Original-Line-Up. Aber totgesagte leben bekanntlich ja länger und 2017 erlebt mit BLACK COUNTRY COMMUNION Album Nummer vier – sinnigerweise „BCC IV“ betitelt - ein echtes Classic Hard Rock Highlight. Eben jene bereits genannte Protagonisten - Stimmwunder Glenn Hughes und Wundergitarrist Joe Bonamassa – zusammen mit Schlagzeuger Jason Bonham und Keyboarder Derek Sherinian (beide jeweils herausragende Könner ihres Fachs) haben sich dann doch nochmals zusammengerauft. Und eines vorneweg – das hat sich gelohnt - denn „BCC IV“ weis zu überzeugen und schreit regelrecht nach einer Live-Performance.

Mit „Collide“ eröffnet ein fett-stampfender Rocker in LED ZEPPELIN-Manier den Reigen der zehn Kompositionen – Glenn Hughes tritt hier regelrecht die Tür ein – mehr als passend und die Richtung vorgebend. Beim folgenden sehr eingängigen „Over My Head“ frisst sich sofort der etwas ungewöhnliche Refrain ins Ohr. Der ganze Song ist eher mainstreaming (ohne auch nur ansatzweise banal zu wirken), hat aber höllisch Groove und weist die höchste Radiotauglichkeit des Albums auf. Ein Highlight sicher das von Bonamassa selbst eingesungene, fast 8-minütige „The Last Song For My Resting Place”. Ein dramatischer Song über den Untergang der Titanic und die Geschichte eines sich an Bord befindlichen Musikers und seiner Geige. Eingerahmt von einem Folk-Rock Intro und Outro (natürlich mit Geige und Mandoline) verbreitet das Stück eine dunkle, tragische Stimmung und gipfelt in einem der unnachahmlichen Bonamassa-Gitarren-Soli. Reinhören!

Bei „Sway“ schwebt wieder das Luftschiff über den Song. Die Vibes der Bonhams sind spürbar, das Bassspiel von Hughes treibt das Stück nach vorne – ein typischer, flotter BBC-Song, dem man anhört, dass es dem Quartett Anno 2017 richtig Spaß macht. „The Cove“ (ein Song über das Abschlachten von Delfinen) setzt dann auf viele Emotionen (Hughes) und auf einen deutlich hörbaren Sherinian. Der Keyboarder darf hier mal mehr im Vordergrund agieren und macht das auf tolle, unaufdringliche Weise, die den düsteren, härteren Track bis zum Schluss hin wachsen lässt. Beim nachfolgenden „The Crow“ (das auch auf dem BBC-Debüt eine gute Figur gemacht hätte) darf der Keyboarder sich dann ein Duell Hammond gegen Bonamassa leisten. Der Song wirkt laut, fast hektisch – muss ins Live-Programm. Mit „Wanderlust“ hat man dann gleich das nächste, überlange Highlight platziert. Ein sehr melodischer und fast schon lyrischer Song, welcher trotz der Länge nicht langweilig wird, sich wiederum zum Ende steigert (Gitarrenpart beachten) und nochmals Sherinian (Piano) sich deutlich einbringen lässt. Für Kompositionen wie das etwas weniger spektakuläre „Awake“ mit seinem Funk-Touch und das von Riffs dominierte „Love Remains“ würden andere Bands Verbrechen begehen und hätten auch LED ZEPPELIN gut mit Leben können – bis zum Schluss keine Füller. Das abschließende, großartige „When The Morning Comes” ist eine Reminiszenz an die wuchtigen Halb-Balladen der 70er. Ruhig und träumerisch in den Gesangspassagen, treibender Groove auf instrumentaler Seite, erwacht bei dem Longtrack das Feeling von BAD COMPANY meets WHITESNAKE – Blues-Rock zum Schwelgen halt.

Ergo: Mit „BCC IV“ haben sich BLACK COUNTRY COMMUNION verdammt stark wieder in Erinnerung gebracht und allen Freunden des härteren und rifforientierten Blues-Rock eine echte Freude bereitet. Pflichtveranstaltung!

BCC IV


Cover - BCC IV Band:

Black Country Communion


Genre: Hard Rock
Tracks: 10
Länge: 60:33 (CD)
Label: Mascot
Vertrieb: Rough Trade