Review:

Heathen Machine

(Balance Of Power )

TIPP
Doch ziemlich überraschend für mich, ist die neue CD "Heathen Maschine" von BALANCE OF POWER außergewöhnlich überzeugend ausgefallen. Vom Klangbild her gesehen fast nicht wiederzuerkennen, schlägt die jetzt "rein" britische Formation (der bisherige Vokalist wurde übrigends aufgrund geldlicher "Differenzen" in die Wüste geschickt) sowohl musikalisch als auch was den jetzt äußerst charismatischen Gesang angeht, ein ganz neues Kapitel in der Bandgeschichte auf. Unter dem Hintergrund daß BOP ganz zu Beginn ihrer Karriere noch ziemlich AOR-lastig unterwegs waren, sich aber zuletzt immer mehr vom weg vom schlichten melodischen Rock hin zu einer deutlich härteren und stellenweise sogar progressiver Richtung bewegt haben, eine bemerkenswert positive Entwicklung. Mit "Heathen Machine" ist den Jungs jetzt tatsächlich ein guter Wurf gelungen. Nicht immer kann man auf die Begeisterungsstürme der Printmagazine voll vertrauen bzw. selten waren sich die Schreiberlinge der großen Mags einmal so einig, wie in diesem Fall von Balance Of Power und dies völlig zu recht. Die Jungs sind nun stilistisch im weiten Feld des Prog (Power) Metals gelandet und können sich durchaus mit solchen Genrespitzen wie FATES WARNING, MAGNITUDE9, SHADOWKEEP und vor allem aber QUEENSRYCHE messen. Und bei Letzteren wären wir auch schon beim passenden Querverweis, denn zu den Kanadiern bestehen tatsächlich größere Gemeinsamkeiten, da der neue Sänger John K. stimmlich stark an "Sirene" Geoff Tate erinnert. Der gute Mann hat’s wirklich voll drauf in allen Lagen mit einem gewissen wunderbaren Hang zum Pathetischen bzw. Melodramatischen und bildet so das I-Tüpfelchen auf das abwechslungsreiche Songwriting. Die Jungs haben auch keine Berührungsängste mit den Kanadiern verglichen zu werden - laut eigener Aussagen hätte man keinreli Problem damit, den Stil aus (leider) vergangenen "Mindcrime/Empire" Zeiten fortzuführen, wenn die eigentlichen "Erfinder" leider nichts mehr damit zu tun haben wollten. Die neun Songs geben ein rundum gelungenes Gesamtbild ab, die Arrangements sind klasse, die vielen eingebauten Spannungsbögen harmonieren mit den immer wieder mal eingestreuten epischen Teilen (die Keys sind dabei besonders gelingen!) und bilden so einen mitreißenden Mix aus sattem, aggressivem Heavy Metal und melodischer Eingängigkeit. Anspruch und eingängige Komplexität werden bei Balance of Power scheinbar mühelos miteinander verbunden und lassen den Hörer fast eine Stunde lang nicht mehr los. Mit solchen Hammersongs wie das knackige "I Wish You Were Here” oder das schleppend düstere "Necessary Evil" sticht "Heathen Machine" als positiver Lichtblick aus der heutigen Veröffentlichungsflut deutlich heraus. Ich würde zwar nicht soweit gehen, um gleich von einem Klassiker zu sprechen, denn hierzu muß noch ein klein wenig mehr am bandeigen Profil gebastelt werden aber ansonsten dürfen alle verprellten Queensryche Jünger sowie natürlich Progmetalfans hier bedenkenlos eintüten.
(maio)



Mein lieber Schwan! Was BALANCE OF POWER hier aus den Lautsprechern hauen, hätte ich so wahrlich nicht erwartet. Was sie mit dem Melodie-Überhammer "Shelter Me" vom 2000er Album "Perfect Balance" bereits andeuteten, zelebrieren die Briten auf ihrem mittlerweile fünften Album nun in Perfektion. BALANCE OF POWER liefern hier (inkl. Intro) sechs unglaublich tighte, fantastisch ausgearbeitete und vor allem höchstmelodiöse Prog Metal-Tracks (zwischen fünf und siebeneinhalb Minuten) ab, wie es sonst fast keine eine andere Band schafft - spontan fallen mir lediglich Vanden Plas mit deren brillantem letzten Album ein.
Unvermittelt summt man bereits während des ersten Durchlaufs die Gesangslinien mit, und - ratz fatz - hängt man mitten drin in wunderschönen, druckvoll produzierten Klanggebilden, errichtet von wuchtigen Gitarren, tighter Rhythmusarbeit, epischen Keyboards und schier unglaublichem Gesang! Was "der Neue" John K. hier abliefert, wird die Welt von Queensryche’s Geoff Tate nie wieder auch nur ansatzweise zu hören bekommen.
Dass das letzte Drittel von "Heathen Machine" den wahnwitzig hohen Level nicht mehr ganz halten kann, fällt da kaum ins Gewicht und sei hier nur am Rande erwähnt. (heavy)



Im Metaller-Volksmund und in der Presse kann man immer wieder über manche Band Folgendes hören: "Boah, die klingen ja wie X zu Y-Zeiten!". Man will damit meistens andeuten, dass eine Band auf ihrem angesprochenen Album klingt wie eine andere (bekannte) Band X auf einem ihrer Alben mit dem Titel Y. Das gab es schon immer, gibt es noch und wird es ewig geben. Wenn man nun aber gerade mal X=QUEENSRYCHE und Y="The Warning" deklariert, dann ist Aufmerksamkeit gefragt! Und genau dieses ist im Falle "Heathen Machine" der Fall, denn BALANCE OF POWER arbeiten mit diesen beiden, oben entsprechend definierten, Variablen. Genug der geschwollenen Worte und Mathespielchen: dieses Album ist ein Kracher vor dem Herren! BOP verstehen es perfekt, den Spirit der Seattle-Götter einzufangen, ohne dabei wie eine Kopie zu wirken. Besser noch: sie erreichen das Niveau, das die Vorlage schon seit vielen Jahren nicht mehr hat. Würde "Tribe" auch nur annähernd so klingen wie "Heathen Machine", dann wären viele der kritischen Stimmen (meine eigene eingeschlossen) zum neuen QUEENSRYCHE-Streich schnell verstummt. Hier hat der Schüler den Meister nicht nur übertroffen, sondern deklassiert, umgelegt und begraben! Jeder Song auf "Heathen Machine" ist ein kleines Meisterwerk des progressiven und epischen US Power Metals. Die von der Superstimme John K.’s veredelten Granaten "Heathen Machine", "I Wish You Were Here" (Superrefrain!!!), "Chemical Imbalance", "No Place Like Home", "The Eyes Of All The World" (könnte locker von "Operation: Mindcrime" stammen), "Just Before You Leave", "Wake Up Call" (für mich der Höhepunkt des Albums - grandios!) und "Necessary Evil” sind nicht nur abwechslungsreich und bombastisch arrangiert, sondern besitzen darüber hinaus ein schier unglaubliches Ohrwurmpotential. Weiterhin fällt auf, dass fast alle Nummern leichte Überlänge aufweisen und so nochmals erhöhten Hörgenuss bieten, ohne zu langweilen. Einziger kleiner Negativpunkt ist der bei allem Bombast leichte Pompfaktor der Truppe, bei dem das Keyboard öfters die Gitarrendoppelfront zukleistert und das, obwohl im Line-Up, das mir vorliegt, gar kein Keyboarder aufgeführt ist. Das soll die Freunde saftiger US Metal-Klänge aber nicht davon abhalten, mit diesem Album eines der Highlights des Jahres abzugreifen!

Heathen Machine


Cover - Heathen Machine Band:

Balance Of Power


Genre: Power Metal
Tracks: 9
Länge: 56:43 (CD)
Label: Massacre Records
Vertrieb: Soulfood