GBH, Antikörper - Hamburg, MarX
Nun gut, zu GBH füllte sich das kleine Markthällchen dann doch ganz gemütlich. Und vielleicht hätte ich nicht tags zuvor mal wieder Trainspotting gucken sollen. Denn Sänger Colin erinnerte mich derart an Sick Boy und Bassist Ross an Spud, dass ich der Kapelle sofort jedweden Drogen-Genuss unterstellte und ihnen die apostrophierte "Lust zu Leben" absprach. Doch weit gefehlt. Colin verkörperte in herrlich klischee-beladenen Posen die Rolle des Punk-Entertainers, der Rest der Band rockte, was das Zeug hält und irgendwie war’s längst nicht so enttäuschend wie die Rückkehr von Exploited vor einigen Monaten. Mag sein, dass es auch einfach nur daran lag, dass GBH eben von der intimen Atmosphäre lebten. Doch während Exploited jetzt mehr oder weniger flotten Metal machen, sind sich GBH treu geblieben. Up-Tempo-Punk der frühen Neunziger gab’s auffe Omme - übrigens enttäuschend selten mit Iro geschmückt. "Give Me Fire", "Alcohol", beide "City Babies" und viele andere Klassiker gab’s zu hören. Und da sich das neuere Material zumindest live nicht übermäßig abhob vom alten Stoff, wurde es ein richtig schöner Abend, der einen in Erinnerung schwelgen ließ. Und manchmal wippte sogar das Köpfchen oder bewegte sich das Füßchen im Takt. Ich habe die Briten unterschätzt. Sie haben sich doch für das Leben entschieden. Ob sie auch schon Mittelklasse-Autos fahren und in pervers riesige Fernseher glotzen?