Konzert:

Yes - München, Tollwood Musik Arena

by Gast
Konzert vom 09.07.2003X minus 7 Stunden


Es ist einfach grauenhaft. Noch noch 7 Stunden bis zum YES Konzert und ich habe entsetzliche Kopfschmerzen. Nein, ich habe nichts getrunken und auch sonst keine verboteten Substanzen zu mir genommen. Liegt wohl einfach daran, dass ich zu wenig geschlafen habe.


In den Vierzigern zu sein ist ja diesbezüglich ein dämliches Alter. Ist man jünger, steckt man zu wenig Schlaf locker weg. Heimkommen, duschen, arbeiten gehen...funktioniert sogar mehrere Male hintereinander und wenn es sein muß auch ohne Dusche...


Ist man älter leidet man vielleicht schon an seniler Bettflucht und kommt ohnehin mit weniger Schlaf aus. Aber in den Vierzigern...wie gesagt, Kopfweh!
Wie dem auch sei, Kopfwehtabletten hat man ja sowieso immer mit, also eine genommen und mal sehen....


X minus 6 Stunden


Also in der Werbung helfen diese Schmerzmittel immer sofort. Mir nicht. Ganz im Gegenteil, jetzt hab´ ich auch noch Magenweh. Vielleicht sollte ich was essen.


X minus 5 Stunden


Schon besser, Magenweh ist weg. Kopfweh macht allerdings keine Anstalten zu verschwinden. Ein kleines Nickerchen würde vielleicht helfen. Einziges Problem an der Sache: Ich sitze im Intercity von Wien nach München.


In den letzten Jahren haben YES dreimal in Wien Halt gemacht.
Einmal mit "Open Your Eyes", einmal mit "Ladder" und das letzte Mal mit Orchester und "Magnification" im Gepäck.
Jetzt ist Rick Wakeman das erste mal seit Jahren endlich wieder mit dabei und ich muß nach München fahren, weil die Tour zwar nach Japan und Australien führt, aber nicht nach Wien. Aber was soll´s. Ich wollte ohnehin wieder mal wieder nach München...


Einziges Problem das ich jetzt habe ist, eine Sitzposition zu finden, die es ermöglicht, zu schlafen. Wer österreichische Züge kennt, der weiß, wovon ich spreche...


X minus 4 Stunden


Wow! Was so ein kleines Schläfchen ausmacht! Kein Kopfweh mehr, nur mein linker Fuß ist eingeschlafen (ist der überhaupt noch dran?) und mein Kreuz tut weh, aber daran bin ich inzwischen gewöhnt...wie gesagt, das Alter :)


X minus 3 Stunden


Jetzt weiß ich wieder, warum ich nicht mit der Bahn fahren wollte! Beim Umsteigen in Salzburg war die Zeit zwischen Ankunft und Abfahrt doch etwas knapp bemessen...ich hasse es, laufen zu müssen...überhaupt dann, wenn ich einen Koffer zu tragen habe..


X minus 2 Stunden


Um das mal klarzustellen: Ich hab´ überhaupt nichts gegen Holländer (naja, deren Wohnwagen machen mich auf der Autobahn manchmal etwas nervös)
Ich hab´ auch nichts gegen Leute, die Witze erzählen, besonders dann, wenn die Witze gut sind.


Wenn aber in einem Zugabteil 9 Holländer 1 Stunde lang lauthals auf holländisch holländische Witze erzählen, kann das etwas nervig werden, besonders, wenn man kein Wort davon versteht...


X minus 1 Stunde


Bin endlich in München! Hauptbahnhof, Hotel, Taxi, Tollwood Musik Arena! Jede Menge Leute, Volksfeststimmung! Ich freu´ mich riesig auf das Konzert!



X minus 30 Minuten


Sieht nicht aus wie YES, klingt auch nicht wie YES, ist aber auch hörenswert ...Kraan
Ich kenne zwar kein einziges Stück, nicht mal ansatzweise, hört sich aber gut an. Ziemlich lange Nummern, Tempowechsel, Takt-Wechsel, Key-Changes...kann man eindeutig Prog zuordnen...sollte mich mal umsehen, ob ich noch irgendwo eine CD auftreiben kann, angeblich gibt’s ja auch was neues von denen...


X


Kraan sind fertig und die Menge wartet auf YES, da muß aber noch kräftig umgebaut werden, schließlich müssen die Instrumente von Kraan von der Bühne runter und die von YES fertig aufgebaut werden.


Die Aufstellung ist die selbe wie immer: Steve Howe links, Jon Anderson in der Mitte, Chris Squire rechts und hinter ihnen in der Mitte Alan White und rechts aussen die Keyboardtürme von Rick Wakeman.
Die Wartezeit vertreibe ich mir mit der Frage: Welches Stück wird der Opener?


Ich interviewe mal die Leute in meiner Umgebung und bekomme die Vorschläge: Awaken, Siberian Khatru, Roundabout


Es ist soweit, YES betreten unter bombastischen Orgelklängen die Bühne, die Menge jubelt, Steve Howe greift zur Gitarre und..."Siberian Khatru"


Nach einer grandiosen Eröffnung mit der Nummer aus dem Jahre 1972 geht es weiter mit der Titelnummer des letzten Albums: "Magnification"


YES lassen der Menge keine Zeit, in Applaus auszubrechen, da sofort nach Magnification ohne Pause ein Stück vom 1978er Album gebracht wird: "Dont Kill The Whale"


Als nächstes wird mein Lieblingsstück von Magnification gespielt: "In The Presence Of"


Wenn man das Original mit Orchester kennt, merkt man zwar den Unterschied zu Rick Wakeman (wäre ja auch ein Wunder, wenn nicht) aber die Nummer kommt trotzdem super ´rüber, der Typ ist halt einfach genial!


Als nächste ein kurzes Intermezzo vom 1972er Superalbum Fragile: "We Have Haven"


Danach geht’s weiter mit der nächsten Nummer vom selben Album "Southside Of The Sky"


Am Ende des Stückes liefern sich Steve Howe und Rick Wakeman ein Duell, auf das wahrscheinlich schon mehrere Besucher gewartet haben.
Danach eines der Standardstücke von YES von der fantastischen "Close To The Edge", ebenfalls aus dem Jahr 1972: "And You And I".


Nach einem nicht endenwollenden Applaus wieder was von Fragile: "Heart Of The Sunrise"


Den Abschluss des offizielle Konzertes bildet dann "Awaken" vom Album Giong for The One, eine meiner absoluten Favorites.


Nach knapp 20 Minuten ist die Nummer aber dann unter tosendem Applaus des Publikums leider doch schon aus, die Band verabschiedet sich und verlässt die Bühne.


Was machen Musiker eigentlich hinter der Bühne, wenn es sowieso sicher ist, dass da noch eine Zugabe gespielt wird? Stehen die einfach hinter der Ecke, bis der Zugaben-Timer abgelaufen ist oder trinken die in Ruhe einen Tee oder was?


Wie dem auch sei, nach knapp 1 Minute kommen die 5 Jungs (tolle Bezeichnung für Musiker, die zusammen fast 280 Jahre alt sind) wieder auf die Bühne und spielen erst mal die Wohlfühl-Mittanz-Mitklatsch-Mitsing-Nummer: "I´ve Seen All Good People" vom 1971er Album "The Yes Album"


Es folgt dann noch der Standard-Abschluß "Roundabout", ebenfalls vom Album "Fragile", danach ist aber endgültig Schluß.
Ein paar unentwegte skandieren zwar immer noch "Zugabe" aber das dürfte auf Grund der Tatsache, dass die Techniker schon die Anlage auseinandernehmen doch ein eher nutzloses Unterfangen sein.
Fazit: Mit klapp zwei Stunden eher kurz (naja), für den Preis von knapp über 30 € aber sehr preiswert. Günstiger waren nur Porcupine Tree mit 18€ für 2 Stunden...


Musikalisch gesehen boten YES nichts Neues, was angesichts eines fehlenden neuen Albums nicht verwunderlich erscheint, aber was ein echter YES Fan ist, den interessieren die alten Sachen ohnehin mehr als die neuen und handwerklich stehen YES sowieso außer Frage.


Für meinen Geschmack war Rick Wakeman ein wenig zu zurückhaltend, ich hätte mir ein bisschen mehr "Gefiedel" seinerseits erwartet, ein oder zwei Soli hätten meine Erwartungen eher erfüllt.


Was mir zu 100%iger Befriedigung gefehlt hat? Starship Trooper, Close To The Edge und Ritual - Nous Sommes Du Soleil, aber mit den drei zusätzlichen Nummern hätte das Konzert dann schon 3 Stunden gedauert.



P.S.: Ich denke, es hat keinen Zuschauer gegeben, dem "Owner Of A Loney Heart" abgegangen ist.. (Michael Asteriou, Kontakt über die Redaktion)