Konzert:

Therapy in Heidelberg - Karlstorbahnhof

Konzert vom 21.11.2001Dunkel wars, der Mond schien helle... Naja, eigentlich wars in erster Linie arschkalt und verregnet an diesem Mittwoch als endlich mal wieder eine gute Band den Karlstorbahnhof rocken sollte.
Und anfangs war es mir fast so, als hätte viele das heimische warme Bett und ein gutes Buch bzw. eine noch bessere Freundin den irischen Rockern vorgezogen, vielleicht waren es aber auch der reichlich hoch angesetzte Eintrittspreis, der dafür sorgte, dass sich der Laden nur langsam füllte.



Und dann folgte erstmal schier ewiges Warten bis endlich die Vorband die Bühne betrat, deren Namen ich euch leider vorenthalten muss, da ich ihn weder verstanden, noch irgendwo gelesen habe. Sie kamen jedenfalls aus Island, womit dann auch die Frage geklärt wäre ob die Isländer nur Björk hören. Sie waren sehr jung, und sie machten Musik die so gar nicht auf Therapy einstimmte und einige, vor allem die ältere Fraktion verzog sich missmutig nach draußen. Schätzungsweise zwischen 16 und 18 Jahren alt, knallten bereits im Intro fette und chaotisch aggressive Gitarren der Marke Slipknot aus den Boxen, und dann betrat ihre noch mit reichlich Babyspeck bestückte Sängerin (!) die Bühne. Und weiß der Himmel, was sie schlimmes in ihrer Kindheit erlebt hatte, denn mit ihrer Stimme rutschte sie schon fast in deathiges Geschreie ab, teilweise verdammt aggressiv, aber dann auch wieder schmusig sanft. An der Arbeit von ihr gabs nichts auszusetzen, was jedoch sehr auf die Nerven ging waren ihre Gitarristen und Bassisten. Offenbar hatte ihnen noch niemand gesagt, dass Gitarren als Verlängerung der primären Geschlechtsmerkmale bei pubertierenden Jungs lächerlich wirken (und bei vielen erwachsenen auch...). Eine optisch nicht überzeugende, musikalisch aber durchaus erfreuliche Band!



Und dann wurde es Zeit für THERAPY?... Und auch wenn ihr Sänger schon immer etwas kräftiger war, mir schien es als habe er noch mal ein paar Rettungsringe mehr angesammelte... wiedemauchsei: Sie können noch rocken! Den Anfang machte zwar ihr neuer Smashhit "Gimme Back My Brain", aber zum Glück hatten sie ihr Set nicht nur auf die neuen Songs ausgerichtet, denn das Publikum wollte doch ganz klar lieber die alten Sachen hören, auch wenn bei den neuen Songs höflich aber verhalten mitgesungen wurde. Sie ließen sich feiern, sie feierten selber, das Publikum danke es ihnen, Crowdsurfing (sogar von weiblichen Zuschauern... ohne Kommentar!) bei den schnelleren Stücken, Mitgröhlen bei den langsameren. Auch wenn die ersten Songs ohne ihren Streicher auskamen, so haben die Lieder mit Cello eine ganz eigene Stimmung, auf der Bühne noch mehr als auf einer CD und spätestens bei der Überschnulze "Diane" flossen zumindest in Gedanken die Tränen. Ein sehr geiles Konzert mit einer genialen Liveband und coolen Songs, wer nicht da war hat definitiv was verpasst!