Konzert:

Rob Zombie, Schlachthof in Wiesbaden

Konzert vom 17.06.2019

Fast 9 Monate zuvor war das einzige und exklusive Deutschlandkonzert von ROB ZOMBIE bereits angekündigt worden, das dann an einem für Konzerte doch eigentlich so ungeliebten Montag, dem 17.06.2019 im Schlachthof in Wiesbaden stattfinden sollte. 

ROB ZOMBIE, mir zuerst bekannt aus den 90er Jahren während seiner Zeit mit WHITE ZOMBIE, die sich leider 1998 auflösten und sich bisher zu keinem Comeback zusammenfinden konnten, gilt seit nahezu 30 Jahren als Multitalent und hat als Sänger, Bandleader oder Filmregisseur einige Ausrufezeichen mit seinen Veröffentlichungen gesetzt. Seine Filme sind Kult, teils schwer verdauliche und gestörte Gewaltorgien, welche einen schnell am Verstand des Regisseurs zweifeln lassen, aber auch Meisterwerke ihres Genres sind. Nahezu 15 Millionen Tonträger hat ROB ZOMBIE verkauft, kann man eigentlich gar nicht glauben, denn so richtig angesagt war er doch nie. 

Was mir bei ROB ZOMBIE immer gefiel, war nicht nur der Musikstil, eine Mischung aus Industrial Rock, hypnotischen Rhythmen und Heavy Metal, in die er immer wieder Soundschnipsel aus Horrorfilmen und abgedrehte Effekte einstreute, sondern auch die Präsentation in Videos oder auf den Plattencovern, die eine Hommage an die SciFi oder Horrormovies der B- und C-Kategorie sind, und nicht selten künstlerisch Sex-, Drogen- und satanischen Gewaltorgien huldigen wollen, ohne dabei platt zu wirken. 

Wie dem auch sei, er hat einen hohen Wiedererkennungswert durch seinen Gesangs- und Musikstil und beweist mit seinen sieben Studioalben, dass er nie weg war. 

„Ob denn am Montag da in Wiesbaden überhaupt was los sei?“ wollte mein Mitfahrer zum Konzert wissen, denn es gab ja keine groß angekündigte Tour, kein neues Album und der Montag ist bekanntermaßen kein guter Konzerttermin für die arbeitende Bevölkerung. 

Auf dem großen Parkplatz am Schlachthof wurden wir aber direkt eines Besseren belehrt: Ein Publikum, das ROB ZOMBIE in Sachen Tattoos und Abgerissenheit in nicht viel nach stand, lungerte bereits in großen Scharen um den Schlachthof herum. Früh angekommen tranken wir so noch ein Bierchen im 60/40, dem direkt angrenzenden Lokal im Wasserturm am Schlachthof und reihten uns bei noch schweisstreibenden Temperaturen von fast 30 Grad gegen 19 Uhr in die sehr lange Schlange zur Halle ein, die wir bei Kartenpreisen von ca. 45 € im Vorverkauf ohne Vorband nicht erwartet hatten.

Ohne Vorband also ging es dann wohl bei nahezu ausverkaufter Halle um ca. 20.20 Uhr mit den Klängen zu „American Witch“ endlich zur Sache. 

Die Setlist sah an dem Abend dabei aus wie folgt:

1. American Witch 2. Meet the Creeper 3. Superbeast 4. Living Dead Girl 5. More Human Than Human (White Zombie song) 6. In the Age of the Consecrated Vampire We All Get High 7. Dead City Radio and the New Gods of Supertown 8. Helter Skelter (The Beatles cover) 9. The Lords of Salem 10. Get Your Boots On! That's the End of Rock and Roll 11. Well, Everybody's Fucking in a U.F.O. 12. Pussy Liquor 13. Guitar Solo 14. Thunder Kiss '65 (White Zombie song) 15. Blitzkrieg Bop (Ramones cover) (Song wurde zwischen Thunder Kiss `65 gespielt) 16. Dragula
Zugabe:
17. The Hideous Exhibitions of a Dedicated Gore Whore 18. Never Gonna Stop 19. Ging Gang Gong De Do Gong De Laga Raga

Beeindruckend war die Bühnenpräsentation mit insgesamt 3 großen Videoleinwänden (vor der Bühne, neben dem Schlagzeug und im Hintergrund), die immer wieder Szenen aus B- oder C-Movie Horror- oder SciFi-Streifen zeigten, uns wackelnde Brüste und Ärsche in Nahaufnahme lieferten oder verstörende  Zeichentrickclips. Allein das Betrachten der Videoleinwand zog einen dabei schnell in den Bann, da hier für jeden Song aufwändig produzierte Clips abgespielt wurden, so dass man sich immer entscheiden musste, ob man jetzt lieber das Video verfolgt oder auf die Bühne schaut.

Vor dem Konzert wurden wir für die ersten 3 Songs, zu denen auch üblicherweise geknipst werden darf, von der Security eindrücklich am Fotograben angewiesen, nicht über eine weiße Linie am Boden, die den Fotograben nochmals in zwei Hälften teilte, zu treten. Eine Pyroshow sollte sich nämlich am Bühnenrand abspielen und uns würde der Feuertod drohen, wenn wir hinter die Linie und zu nahe an die Bühne treten würden. Entsprechend beengt und mit Bedacht auf möglichst viel Abstand zum Bühnenrand, ging es dann zu Beginn des Konzerts unter den Fotografen auch zu, fürchtete doch jeder, bei einem Trittfehler von einer Feuersäule erfasst zu werden. Nach dem Konzert musste ich jedoch irritiert feststellen, dass es überhaupt keine Pyroshow an dem Abend gab, nicht mal ein Streichholz wurde auf der Bühne gezündet, so dass ich mich frage, ob die Anlage defekt war oder man uns nur mit einem Trick möglichst weit von der Bühne fernhalten wollte. Ich werde es wohl nie erfahren.    

Wie dem auch so, die Band hat die Halle gerockt. Gitarrist „John 5“, der sich immer wieder zu Beginn des Konzerts an den Bühnenrand stellte und sich zu seinen Riffs mit seiner kalkweiß geschminkten Fratze die Sülle aus dem Mund laufen ließ, wirkte ebenso bei der Sache wie Bassist Piggy D., der uns mit einer Art venezianischen Vampirmaske und dann abwechselnd als goldener Skelettmönch das fürchten lehren wollte. 

Auch wenn ROB ZOMBIE mit 54 Jahren schon einiges „auf dem Buckel“ hat und gesanglich wohl alles nicht mehr ganz so treffsicher ist, wie vor 20 Jahren, so groovt die Band nach wie vor doch ordentlich. Ständig ist Bewegung auf der Bühne. Etwas mehr Druck hätte ich mir an der Gitarre gewünscht, hier fehlt einfach der zweite Gitarrist, der auf den Alben naturgemäß auch bei einer 3-Personen Band mit eingespielt wird.

Während eines Gitarrensolis marschierte ROB ZOMBIE, der an dem Abend auch frisch verkündete, bei NUCLEAR BLAST unterzeichnet zu haben und mehrere neue Scheiben somit ankündigte, einmal quer durch die Halle und klatschte die Fans ab. Manch einer schien vor Freude sich wohl die Woche nicht mehr waschen zu wollen. 

Achja, während des Konzerts gab es auf den den neuen Teaser Trailer des im Herbst 2019 anstehenden dritten Horrorstreifens in der Reihe „House of 1000 Corpses“ und „The Devil Rejects“, nämlich „Three vom Hell“ zu sehen, der eine ähnliche Metzelei wie die beiden Vorgänger zu versprechen scheint. 

Um ca. 22:30 Uhr war dann Schluss. Kein T-Shirt mitgenommen, Preise von 35 € waren mir dann trotz teils ansprechender Motive etwas zu hoch gegriffen. 

Als uns die Halle wieder ausspuckte, war es somit draußen noch hell, ungewohnt nach einem Konzert, noch nicht erlebt. Aber man wird nicht jünger und ist gerne früh im Bett, die passenden Alpträume hat uns ROB ZOMBIE für die Nacht auf jeden Fall geliefert. 

 



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