Konzert:

Metal Assault Festival 2017 - Würzburg, Posthalle

Konzert vom 11.03.2017

Irgendwie ist es nun schon eine schöne Tradition geworden: Um sich auf sein persönliches Jahreshighlight (das Keep It True) einzustimmen, rollt man schon in den ersten Wochen des neuen Jahres gen Würzburg, um sich die erste Dosis Old School Metal Feeling abzuholen und sich noch mehr Lust auf das zu holen, was da Ende April auf einen wartet. Oder um es anders auszudrücken: Die Zeit zwischen den einzelnen KITs wäre schlicht zu lange, gäbe es substituierende Events wie das Harder Than Steel, Hammer Of Doom oder eben das Metal Assault nicht.

Und auch 2017 lockten ein Füllhorn an jungen, (noch) unbekannten Bands und ein Strauß Klassiker nach Würzburg.

Auch wenn manche Stimmen im Vorfeld meinten, dass das Billing jetzt nicht sooooo zwingend wäre, strafte der Zuschauerzuspruch die Nörgler Lügen und gab Veranstalter Oli recht. So waren gefühlt doch einige Nasen mehr da als die Jahre zuvor. Das Interesse an klassischem Stahl ist also nach wie vor ungebrochen oder wie las ich unlängst: „Das 80er Revival dauert mittlerweile länger als die 80er selbst.“ Wie wahr.

 

Das soll jetzt nicht arrogant klingen, aber es passiert mir selten, dass ich von neun auftretenden Bands im Vorfeld die ersten vier nur vom Namen her kenne. So wurde es für mich eine kleine Wundertüte bzw. wurde die Pause dementsprechend gelegt. Man möge es mir verzeihen.

 

BLACKSLASH

Los ging es mit den Jungspunden BLACKSLASH. Mit zwei Alben auf der Habenseite und schon dem einen oder anderen Gig auf dem Buckel kamen BLACKSLASH nicht ganz so unerfahren rüber wie manch anderer Newcomer. Sehr sympathisch war die zu jederzeit spürbare Dankbarkeit und Demut, mit der man zu Werke ging. Was mir immer wieder auf die Nüsse geht, sind Bands, die kaum ihre Instrumente bedienen können, im Wohnzimmer ne E.P. eingeprügelt haben, hackevoll auf der Bühne rumfallen und dabei so tun, als wären sie die neuen IRON MAIDEN. Davon sind BLACKSLASH glücklicherweise Lichtjahre entfernt. Ihr klassischer Tschörman-Metal, der in bester Weise an die alte GAMA-Garde erinnerte, mundete vorzüglich, war nett anzusehen und stimmte perfekt auf einen Tag im Zeichen des wahren Stahls ein. Mit BLACKSLASH wird in Zukunft noch vermehrt zu rechnen sein. Sehr gut.

 

VULTURES VENGEANCE

Als nächstes waren die Italiener VULTURES VENGEANCE an der Reihe. Jetzt wurde es für den Rezensenten eher schwierig. Optisch waren die Herren ein Traum. Mehr 80er Feeling geht nicht. „Guardians Of The Flame“ VIRGIN STEELE treffen auf „Legions Of The Dead“ TYRANT. Sehr cool das. Nieten und Pudel allover. Leider konnte die Musik nicht wirklich das halten, was die Optik versprach. Treibender US Metal ist ja eigentlich mein Ding, nur leider konnten die Römer ihren amerikanischen Vorbildern nicht das Wasser reichen. Die Kompositionen wirkten teils zerfahren und der angestrengte Gesang von Tony T. Steele war auch nicht das Gelbe vom Ei. Der verwaschene Sound und das immer gleiche Tempo halfen da auch nur bedingt weiter. Und so bleibt der Eindruck einer Band, bei der zwar Spirit und Einstellung, nicht aber die musikalische Klasse stimmt. Da stehen noch ein paar Runden im Proberaum an.

 

Zu VULTURE und ANTICHRIST wollten diverse Einkäufe verstaut und ein Wildgulasch verspeist werden. Falls es jemanden interessiert: War extrem lecker.

 

OSTROGOTH

Umso gestärkter konnte ich mich dann OSTROGOTH zuwenden. Die Belgier haben zwar mit Drummer Mario Pauwels nur noch ein Originalmitglied in ihren Reihen, haben aber doch durch mitreißende Shows in den letzten Jahren ihre Daseinsberechtigung mehr als bewiesen. Josey Hindrix ist ein toller Sänger und souveräner Frontmann, welcher heute die Aufgabe hatte das Publikum durch ein special Set zu leiten, welches nur aus dem Debut „Ecstasy And Danger“ und der ersten E.P. „Full Moon’s Eyes“ bestand. Nachdem das Debüt in Originalreihenfolge abgehandelt wurde, kamen bis auf „Rock Fever“ noch alle E.P. Songs zum Zuge. Da OSTROGOTH die einzige Band des Tages waren, welche mit einem amtlichen Sound gesegnet wurden, stand einer richtigen Metal-Party nichts im Wege. Natürlich vermisste man Stücke wie z.B. „Vlad Strigoi“ oder „Love In The Streets“, aber das war beim heutigen Motto ja logisch. Als einmaliges Event durchaus spannend und gelungen, in Zukunft dürfen OSTROGOTH dann auch gerne wieder aus dem Vollen schöpfen. Aber auch so waren die Belgier eine Bereicherung und ein erstes Highlight. Der Spaß, den die Band hatte, übertrug sich zu 100 % auf das Publikum und OSTROGOTH sorgten für zufriedene Gesichter und schmerzende Nacken.

 

WITCHFYNDE

Die in Klassikerbesetzung antretenden WITCHFYNDE werden von vielen kultisch verehrt, meine Wenigkeit hat leider nie den Zugang zu dem mit teils recht schrägen Riffs ausgestatteten Okkult-NWoBHM gefunden. Auch ist Fronter Luther Beltz zwar engagiert, in den Höhen aber eher „speziell“. So knuffelig und sympathisch die alten Herren abseits der Bühne auch sind, so schwierig gestaltet es sich darauf. Aber auch das Publikum spalteten die Engländer. Entweder „Bäh“ oder „Geil“. Dazwischen gab es nix. Aber besser man polarisiert, als das man überhaupt keine Reaktionen hervorruft. Abgesehen davon legten sich WITCHFYNDE aber richtig ins Zeug und gaben gut Gas. 60 ist eben doch das neue 30.

 

ARTILLERY

Als nächstes durften sich die Dänen ARTILLERY beweisen. Auch sie waren mit einem Special Set -bestehend aus den ersten drei Alben- angereist. ARTILLERY gehören zu diesen Bands, bei denen der Platz am Mikro einem Schleudersitz gleicht. Metal-archives.com listet allein für das letzte Jahr 4 verschiedene Sänger. Wir kamen heute wohl in den Genuss der Darbietung von Michael Bastholm Dahl zu lauschen. Und selbiger machte seine Sache richtig gut, auch wenn er das letzte Fünkchen Wahnsinn des Original Fronters Flemming Rönsdorf missen lies. Nur mit den Songs der ersten drei Alben konnte erwartungsgemäß nicht viel schief gehen. Und so thrashten sich ARTILLERY durch Prügelpretiosen wie „Khomaniac“ oder „Terror Squad“, dass es eine wahre Freude war. Das messerscharfe Riffing war auch im suboptimalen Sound gut auszumachen und ARTILLERY bewiesen einmal mehr, warum sie zu den besten Euro-Thrash Bands ever gehören. Auch wenn die Stützer Brüder in diesem Leben wohl keine Ausstrahlungsgiganten mehr werden, so haben ARTILLERY doch alles richtig gemacht und den hohen Platz im Billing mehr als verdient.

 

HELSTAR

Ein immer wieder gern gesehener Gast auf deutschen Bühnen sind HELSTAR. Aktuell mehr denn je, denn ihr neuestes Werk „Vampiro“ kann durchaus mit den Glanztaten der späten 80er und frühen 90er mithalten. Durch die konzeptionelle Nähe von „Vampiro“ zum 89er Meilenstein „Nosferatu“ war das Vampir-Thema natürlich allgegenwärtig. So lief Fronter James Rivera mit schwarzem Umhang und niedlichen Vampirzähnchen auf. Selbige wirkten zwar etwas albern, damit hat es sich aber auch schon mit Kritik. Gesanglich war der agile Mittfünfziger nämlich über jeden Zweifel erhaben. Auch die spitzesten Schreie meisterte er problemlos. Seine Backingband agierte auf gewohnt hohem Niveau, alleine wie Michael Lewis sein Kit bearbeitete war eine Augen- und Ohrenweide. Wie schon erwähnt generierte sich die Setlist zu großen Teilen aus „Vampiro“ und „Nosferatu“ Material (u.a. „Blood Lust“, „Black Cathedral“, „Harker’s Tale“, „To Sleep Per Chance To Scream“ oder „Baptized In Blood“). Auf der Zielgeraden machten HELSTAR mit dem Tripple bestehend aus „The King Is Dead“, „Evil Reign“ und dem unsterblichen „Run With The Pack“ den Sack dann zu. Sehr stark. HELSTAR stehen nach wie vor gut im Saft, veröffentlichen relevante neue Musik und liefern mitreißende Liveshows. Das können nicht viele alte Nasen von sich behaupten.

 

NASTY SAVAGE

Danach wurde es Zeit für den nicht unumstrittenen Headliner. Was wurde im Vorfeld nicht alles getuschelt und gelästert: Nasty Ronnie wäre zu alt, zu fett und überhaupt könne er sich nur noch via Rollstuhl bewegen. Man durfte also gespannt sein. Als es endlich losging, schlurfte Herr Galetti dann auch tatsächlich mit einem Rollator auf die Bühne. Konnte es tatsächlich wahr sein und war dieser einstige Baum von einem Kerl tatsächlich gefällt? Mitnichten, denn Ronnie hat als Wrestler die Show im Blut, und so dauerte es nicht lange und der Rollator ging laut krachend den Weg alles Irdischen. So viel zu den Nasen, die ihr Wissen von gaaaanz aktuellen Youtube Videos hatten.

NASTY SAVAGE sind und waren schon immer sehr speziell. Irgendwo im Niemandsland zwischen garstigem US Metal und Thrash nahmen NASTY SAVAGE in ihren Riffs auch schon mal das vorneweg, was später im Death Metal gang und gebe werden würde. Eingängig und schöngeistig ist da wenig bis nichts, dennoch konnten NASTY SAVAGE unterhalten. Ihre kauzige Verschrobenheit wusste zu gleichen Teilen zu amüsieren, aber auch zu gefallen. Und Songs wie „Metal Knights“, „No Sympathy“, „Psycho, Psycho“ und natürlich „XXX“ sind einfach kleine Metalklassiker und ich war froh sie noch einmal live erleben zu dürfen.

Eher semiförderlich waren die langen Pausen zwischen den Songs, die teils mit Ronnies eher wirrem Gefasel gefüllt wurden, teils mit der Verschrottung diverser Altelektronik und teils auch mit nix. Als Ronnie eine riesige Kette auf die Bühne schleppte und damit einige Male auf den Boden kloppte, dachte man schon irgendwann: „Warum?“ Allerdings folgte die Erklärung auf dem Fuße, denn als nächster Song wurde „Unchained Angel“ angekündigt. Was eine geile Einleitung…muss man auch erstmal darauf kommen.

NASTY SAVAGE sind und waren Kult und gehen zwar nicht als Tagessieger vom Platz (das waren für mich HELSTAR, OSTROGOTH & ARTILLERY), waren aber unterhaltsam und so herrlich schrullig, dass man sie mögen muss.

Und anstatt „To The Morgue“ ging es danach für mich wieder ab ins Hotel.

 

Das Metal Assault 2017 war wieder eine gelungene Veranstaltung. Zum Thema Sound gab es auch noch ein offizielles Statement von Veranstalter Oli: „I want to thank everybody who came out to our annual Metal Assault Festival on saturday. I hope everyone had a blast and we will start working on the 2018 edition soon. Also we heard about the criticism about the sound this time and we can only say we had to use a different guy, cause our usual guy was not available on that day, plus we had several sound guys from the bands itself. We are working on that too and will have our usual soundman next time again.” (Quelle: Facebook)

So gesehen ist alles gesagt und ich freue mich schon wie ein kleines Kind auf die große Sause im April.

 

Vielen Dank an Dany Adelfinger fürs Finger wundknipsen.

Da im Moment etwas die Technik streikt, gibt es Bilder vom Event erst einmal hier zu sehen:

http://tierra-de-oz.net/wordpress/metal-assault-vii-posthalle-wurzburg-18-2-2017/



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