Konzert:

MANTAR - Köln, Gebäude 9

Konzert vom 15.09.2022

Im Juli erschien MANTARs erfolgreicher vierter Longplayer "Pain Is Forever And This Is The End", auf dem sie sich stilistisch neuen Einflüssen öffnen. Die Konzerte in Hannover, Köln und Essen wurden verschoben, bzw. in kleinere Locations umgebucht, die Auftritte in München, Wiesbaden, Nürnberg, Rostock und Leipzig wurden abgesagt. Für das Kölner Publikum bedeutet das, dass MANTAR anstatt morgen in der Essigfabrik, heute im kleineren Gebäude 9 gastieren. Der Grund für die ärgerlichen Konzertverschiebungen und -absagen sind schlechte Ticketvorverkäufe und es geht derzeit vielen Bands so. Nach der angespannten Situation aufgrund der Coronapandemie, entspannt die sich Lage auf dem Veranstaltungs- und Konzertmarkt nicht und zahlreiche Bands bleiben auf den Tickets sitzen. Man würde den Veranstaltern, den Clubbetreibern, den Bands und allen anderen, die hier mit drinhängen, wünschen, dass wieder Normalität eintritt. Aber heute Abend geht’s um Musik und wie Sänger, Gitarrist und Wahlfloridianer Hanno im späteren Verlauf des Abends betont, entschädigt ein Konzert für nervige Dinge und Frust.

Den Anfang macht die Bonner Combo VALBORG. Sie haben ihre neue Platte "Der Alte" im Gepäck und Frontmann Jan Buckard schaut düster mit tief nach unten gezogenen Mundwinkeln auf das vorfreudige Publikum. Ihr Material ist sehr eindringlich und experimentierfreudig: Sie bauen ein Spannungsfeld aus Sludge, Doom, Death und Industrial auf. Ähnlich wie bei MANTAR, könnte man eine gewisse Simplizität als Konzept bezeichnen. Routiniert zockt das Trio Songs wie „Werwolf“, „Ave Maria“ und „Asbach“.  

Kurz nach 21 Uhr entern MANTAR mit „The Berserker`s Path“ die Bühne und liefern genau das, was man von ihnen erwartet: dichte zermalmende Rohheit mit großen Riffs, Krach und Krawall. Seit ihrem kratzbürstigem Debütalbum „Death By Burning" im Jahr 2014 begeistert das innovative Tandem Hanno und Erinc die Massen. So ist es auch heute Abend in Köln: „Pest Crusade“, „Astral Kannibal“ und „Cross The Cross“ verwandeln den Konzertsaal in eine finnische Sauna mit Bier-Aufguss und es entsteht ein schwitzendes Moshpit, samt Stagediving. Nach „Age Of The Absurd” folgen “Egoisto” und “Hang Em Low (So The Rats Can Get Em)” vom neuen Album. Die Setlist des heutigen Abends ist gespickt mit neuen und alten Songs: „Spit“, „Into The Golden Abyss“ und „Grim Reapin'“ (cooles Video übrigens, wer es noch nicht gesehen hat). MANTAR haben Bock zu spielen und die Leute haben Bock auf MANTAR und ihre musikalisch-rabiate Misanthropie. MANTAR zu hören ist ein bisschen so, wie zuzuschauen, wenn ein schweres Auto oder ein Panzer über eine reife Wassermelone heizt und zum Platzen bringt: eine lustvolle Destruktion.

Drummer Erinç Sakaryas groovt sich treffsicher durch angepissten Sludge-Wahnsinn. Hanno Klänhardt berichtet von einem früheren Gig im Kölner Sonic Ballroom, wo ihm erstmalig bewusst wurde, das nicht nur die Mütter des Duos ihre Musik mögen. Weiter geht’s mit „Frost + Decay“, „Swinging The Eclipse“, „Obey The Obscene”, sowie “Oz” vom 2016er Album „Ode to the Flame“. Nach der rotzigen Hymne „Era Borealis“ und ihrem typischen Rausschmeißer „White Nights“ ist Schicht im Schacht und das Publikum verlässt zufrieden und verschwitzt den Ort des Geschehens. Es fehlen Hits wie „Praise The Plague“ oder “seek und forget”, aber was solls: MANTAR hatten ein paar gute Überraschungen in ihrer Songauswahl parat.

Die Jungs spielen als nächstes in Kopenhagen; in Deutschland folgen die Konzerte in Essen (29.9.) und Hannover (7.10.).

Copyright: Text und Photo Credits: Erik Bosbach, All rights reserved



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