Keep It True 2016 - Freitag
Bereits zum 19ten Mal wurden die Pforten zum Garten Eden des 80er Metals geöffnet und auch wenn gerade hier großer Wert auf Tradition gelegt wird, so war dieses Mal doch ein bisschen was anders als die Jahre zuvor. Die größte Veränderung war die Verbannung der Metalbörse aus der Halle in ein vorgelagertes Zelt. Einige besonders kritische Zeitgenossen monierten eine etwaige Gier des Veranstalters, um so mehr Karten verkaufen zu können. In Wahrheit ist dies schlicht einer Auflage der Gemeinde geschuldet, da die Börse den Weg zu den hinteren Ausgängen blockierte. Dass nun ein paar Leute mehr in die Halle passen, ist also nur ein Nebeneffekt. Wenn es wirklich um ein kommerzielles Wachstum ginge, dann könnte man auch locker in eine doppelt so große Halle ziehen. Also nicht immer nur meckern, sondern auch mal nachdenken.
Dass beim ersten Mal nicht alles gleich perfekt ist, ist ein natürlicher Lernprozess. Da alle, um in die Halle zu gelangen, durch das Börsenzelt müssen, war es im Hauptgang natürlich recht eng. Selbigen sollte man nächstes Jahr etwas verbreitern. Aber das war wirklich nur eine Kleinigkeit.
Sogar die Händler, mit denen ich sprach, zogen ein positives Fazit. Die befürchteten Umsatzeinbußen blieben aus und die Kollateralschäden durch Bier, welches über sauteure Hyperraritäten fließt, nahmen auch ab.
In der Halle selbst war es zwar etwas voller, aber immer noch gab es genug Raum. Dadurch dass sich immer ein Teil des Publikums entweder auf dem Zeltplatz oder im Delirium aufhält, waren nie alle gleichzeitig in der Halle und so stand auch einem weiteren entspannten Wochenende im Zeichen des Stahls nichts im Wege.
TERMINUS
Los ging es mit den Iren von TERMINUS. Da die Herren von der Insel erst einen (sehr gelungenen) Longplayer auf die willige Hörerschaft losgelassen haben, rekrutierte sich das Songmaterial auch größtenteils von eben diesem. Allerdings hielt das TERMINUS nicht davon ab, uns mit „To Ash, To Dust“ auch einen neuen Song zu kredenzen, welcher perfekt zum US-lastigen Power Metal des Debüts passt. Musikalisch gab’s nichts zu meckern und OMEN-artiges Material wie „The Reaper’s Spiral“ oder „The Psychohistorians“ muss das Original erst einmal wieder hinbekommen. Was man bei aller Güte des Songmaterials aber auch merkt ist, dass TERMINUS jetzt nicht unbedingt die geborene Liveband sind. Die Herren sind jetzt nicht gerade Rampensäue. Aber musikalisch hat das schon sehr gut gepasst. Und wenn da noch ein paar Auftritte kommen, wird man bestimmt auch noch auf der Bühne sicherer werden.
Setlist
The Reaper's Spiral
The Encyclopedists
The Merchant Princess
Fortress Titan
The Traders
Poseidon's Children
To Ash, To Dust (New Song)
The Psychohistorians
Centaurean
MYTHRA
MYTHRA hatte ich Vorfeld nicht wirklich auf dem Schirm und ein erster Blick auf die Bühne verleitete mich zu der These, dass 60 wohl das neue 30 sein könnte. Aber der erste, etwas betagte Eindruck verflog in Windeseile als MYTHRA loslegten. Recht Up-Tempo-lastiger NWoBHM mit tollen Melodien und viel Spaß dargeboten. Damit wussten die Herren sofort zu überzeugen. Zwar nicht ganz so flott wie beispielsweise JAGUAR, legen MYTHRA aber im Vergleich zu vielen anderen Bands aus den frühen 80ern doch einige Briketts drauf und rocken sehr amtlich nach vorne. Das hat echt Spaß gemacht und ließ den aktuellen CD Release der Briten sofort auf den imaginären Einkaufszettel wandern. Sehr gut.
Setlist
The Best Is Yet To Come
U.F.O.
Warrior Time
Vicious Bastard
Face The Mirror
Killer
England
Machine
Overlord
Death And Destiny
Heaven Lies Above
New Life
S.D.I.
Die wiedervereinigten Rumpelspeedies von S.D.I. werden in diesem Leben bestimmt nicht mehr die nächsten DREAM THEATER. Was aber auch schnurzpiep ist, denn hier gilt „Stumpf ist Trumpf“ und die Meute hatte bei rauen Speed Metal Attacken wie „Panic In Wehrmacht“, „Alcohol“ und natürlich „Megamosh“ sichtlich ihren Spaß. Da war auch der eine oder andere Holpler eher sympathisch denn störend. Im Vergleich zum Metal Assault Gig wurde der Set auch geringfügig variiert: So wurde dieses Mal auf die Ode an die Liebe „I Wanna Fuck You“ verzichtet und man präsentierte „Killer’s Confession“. Guter Auftritt, auch wenn ich in diesem Leben jetzt wohl nicht mehr der S.D.I. Überfan werde.
Setlist
Fight
Killer's Confession
Long Way From Home
Panic In Wehrmacht
Quickshot
Alcohol
Violence
Comin' Again
Sign Of The Wicked
Megamosh
THRUST
Abgesehen von Gitarrist Ron Cooke ist zwar niemand mehr vom Debut Line-Up THRUSTs übrig. Das hindert die älteren Herren jedoch nicht daran kräftig Gas zu geben. Mit einem mörderisch lauten Gitarrensound gesegnet (oder verflucht…je nach Sichtweise) hauen uns THRUST erstmal die Debut Hymne „Fist Held High“ um die Ohren und das ist dann auch gleich Programm, denn da gehen so einige Patscherchen im Auditorium nach oben. Fronter Andy Beaudry erweist sich als souveräner Dirigent und leitet seine Mannschaft sicher. THRUST wandeln sicher zwischen neuerem Material und den alten Gassenhauern, die naturgemäß die besten Reaktionen bekommen. Raues Power / Speed Material wie „Overdrive“, „Metallic Attack“ oder das programmatisch betitelte „Posers Will Die!“ klingen wie eine etwas gemäßigte Variante alter EXCITER Schoten und laufen dem anwesenden Publikum mehr als gut rein. So dass man das als guten, wenn auch etwas zu lauten Auftritt verbuchen kann.
Setlist
Fist Held High
War
Scream Girl Scream
Overdrive
Hypocrite
Thrasher
Wasted
Metallic Attack
Fit Of Rage
Posers Will Die!
TOKYO BLADE & ROCK GODDESS
Die beiden Vertreter klassischer Inselmucke haben leider gegen den an dieser Stelle schon vielfach von mir erwähnten Zwiebelrostbraten in der Rose verloren.
Erzählungen zufolge sollen TOKYO BLADE mit Originalfronter Alan Marsh ziemlich gekillt und ROCK GODDESS dagegen nicht den Hauch einer Chance gehabt haben.
THE RODS
Frisch gestärkt ging es dann mit dem New Yorker Power Trio THE RODS weiter. THE RODS sind sowas wie die Ursuppe des New Yorker Heavy Metals. Kann man doch Querverbindungen zu nahezu jeder New Yorker Band mit Namen von THE RODS ziehen. Aber auch ohne diese Verbindungen haben DIO Cousin Feinstein und seine beiden Sidekicks Bordonaro und Canedy so einiges auf der Pfanne. Man mag nicht glauben, dass da drei Männer auf der Bühne stehen, die die 60 schon einige Zeit hinter sich haben. Das war Power und Energie pur. Songs wie „Wild Dogs“ oder „Crank It Up“ waren schon mächtige Bretter. THE RODS fegen in dieser Form einen Großteil der halb so alten Konkurrenz locker von der Bühne. THE RODS waren für mich das erste richtige Highlight und eine absolute Bereicherung des diesjährigen Keep It True.
Setlist
Evil In Me
Hurricane
Devils Child / Let Them Eat Metal / Born To Rock
The Night Lives To Rock
Violation
Hold On For Your Life
Wild Dogs
Hot City
Cold Sweat & Blood
Nothing Going On In The City
Crank It Up
Power Lover
I Just Wanna Rock
ROSS THE BOSS
Nun wurde es richtig spannend. Denn jetzt war die sagenumwobene „Secret Band“ an der Reihe. Wie Veranstalter Oli später erklärte hat er dieses TamTam aus nur einem Grund veranstaltet: Er wollte, dass man unvoreingenommen dem jungen Sänger Mike Cotoia eine Chance gibt. Und er hatte Recht damit: Ich ertappte mich selbst dabei, als ich Mike das erste Mal mit Sonnenbrille und Mike Muir Gedächtnisbandana auf der Bühne sah, zu denken „Hoffentlich ist das nicht der Sänger.“ Aber ich -und alle anderen- wurden schnell eines Besseren belehrt. Die nächste Stunde war pure MANOWAR Magie. Was der junge Mike aus seinen Lungen presste, bekommt Eric Adams seit mindestens 20 Jahren in dieser Form nicht mehr hin. Und dann die Setlist: Angefangen bei „Sign Of The Hammer“ über „Blood Of My Enemies“ hin zu einem wahnsinnig emotionalen „Secret Of Steel“. Aber das war erst der Anfang, denn Ross, Mike und ihre tighte Backing-Band legten mit „Thor (The Powerhead)“, „March For Revenge (By The Soldiers Of Death)“ und „Hail And Kill“ noch kräftig nach. Aber auch das war noch nicht das Ende und man schaffte es mit einer absolut überwältigenden Version von „Battle Hymns“ den größten und lautesten KIT-Chor aller Zeiten zu generieren. Wow…danke dafür. Hail!
Setlist
Sign Of The Hammer
Metal Daze
Blood Of My Enemies
Gates Of Valhalla
Secret Of Steel
Kill With Power
Thor (The Powerhead)
March For Revenge (By The Soldiers Of Death)
Dark Avenger
Hail And Kill
Battle Hymn
RAZOR
Nach der Ross The Boss-Show auf die Bühne zu müssen, ist eine eher undankbare Aufgabe. Da gilt nur, Augen zu und möglichst locker die eigene Setlist durchgehämmert. Eine kurze Ansage, dass man jetzt erst mal das „Evil Invaders“ Album, exklusive des Titeltracks durchspielen würde, und ab ging die Post. Das Instrumental „Nowhere Fast“, gefolgt von „Cross Me Fool“ und jeder wusste was in den nächsten 90 min passieren sollte. Die Gigs von RAZOR sind eher selten und die Gelegenheit, das kanadische Quartett mit einem reinen `85-Set zu sehen, war dementsprechend ein echtes Schmankerl. Fronter Rob Reid brüllte die über 30 Jahre alten Songs lässig runter, während die beiden letzten Originalmitglieder Dave Carlo und Mike Campagnolo ihre Parts souverän runterzockten. Dem „Evil Invaders“ Album folgten mit „Hot Metal“, „Gatecrasher“, „Fast And Loud“ sowie „City Of Damnation“ eine Ladung vom „Executioner's Song“ Album, bevor zum Abschluss die beiden Bandhits „Take This Torch“ und „Evil Invaders“ abgefeuert wurden. Wegen einiger Holperer bei „Take This Torch“, waren sich RAZOR nicht zu fein den Song zum Abschluss noch mal fehlerfrei runterzubolzen. Eine unterhaltsame, headlinerwürdige Speed Metal Breitseite.
(Holger Ziegler)
Setlist
Nowhere Fast
Cross Me Fool
Legacy Of Doom
Iron Hammer
Instant Death
Cut Throat
Speed Merchants
Tortured Skull
Thrashdance
Hot Metal
Gatecrasher
Fast And Loud
City Of Damnation
Take This Torch
Evil Invaders
Take This Torch
P.S. Danke an Holger Ziegler für das RAZOR Review.
und hier geht's zum Samstag: http://www.metalinside.de/konzertbericht/keep-it-true-2016-samstag
Mehr Infos:TerminusMythra
S.D.I.
THRUST
Tokyo Blade
Rock Goddess
The Rods
Ross The Boss
Razor