Konzert:

Kamelot, At Vance, Symphorce - Aschaffenburg, Coloss-Saal

Konzert vom 03.06.2003SYMPHORCE: Den Opener des abendfüllenden Power-Trios im Aschaffenburger Colos-Saal machte einer der Metal-Highlights des letzten Jahres. Die aus Schwaben stammende Band SYMPHORCE sollten also für die doch schon recht etablierten AT VANCE und den mit vielen Vorschußlorbeeren angereisten KAMELOT eröffnen. Und dieses "eröffnen" sollte der einzigste negative Kritikpunkt an diesem Abend bleiben. Zwar war SYMPHORCE erst etwas später ins Billing gerutscht, aber nicht wenige Fans gingen weiterhin von der allgemein bekannten Zeit für den Konzertbeginn um 21 Uhr aus. SYMPHORCE standen aber bereits circa eine halbe Stunde früher auf der Bühne und waren dann kurz nach 21 Uhr schon fertig. Und die zu spät gekommen bestrafte das Leben hier recht hart. Denn der Auftritt von SYMPHORCE war absolut sehens- und hörenswert. Das Set bestand größtenteils aus Stücken des letztjährigen Bringers "phorcefulahead", welche mit viel Power und Spielfreude auf die headbangende Fanschar losgelassen wurde. Und die schon nach wenigen Minuten euphorischen Fans gaben der Band das zurück, was sie auf der Bühne ausstrahlte. Den Reaktionen der Band nach zu urteilen, hatten sie nicht mit soviel Beifall und mit einem so begeisternd mitmachenden Publikum gerechnet. Besonders der Schweizer Gitarrist Cede (Freedom Call, ex-Headstones) und Sänger Andy B. Franck (Brainstorm, ex-Ivanhoe - mittlerweile wohl einer der Besten seines Faches, nicht nur in Deutschland) sorgten für spaßige Ansagen und musikalische Highlights. Das sie nicht nur mich, sondern auch den Rest der Anwesenden mit ihrem Kraftfutter überzeugten, lässt sich auch daran ablesen, dass schon kurz nach dem Auftritt die Tourshirts von SYMPHORCE am Merchandising-Stand ausverkauft waren (auch meinereiner stand da jetzt plötzlich ohne das begehrte Teil da).


AT VANCE: Die Band um Gitarrist und Bandleader Olaf Henk hatte es nach diesem begeisternden Auftritt von SYMPHORCE naturgemäß nicht leicht einen draufzusetzen. Und der erste Song wurde dann auch recht zurückhaltend von der mittlerweile beachtlichen Fanschar im Aschaffenburger Colos-Saal aufgenommen. Mit dem melodischen "Only Human" vom letztjährigen gleichnamigen Album und dem Hammer "The Evil In You" von der diesjährigen Scheibe aber zog man die Fans wieder an die Bühne und auf AT VANCE’ Seite. Ihr klassischer Heavy Metal Marke Rainbow meets Malmsteen kommt sehr eingängig rüber und machte es dem Publikum leicht mitzugehen. Der Großteil der Songs stammte von den bereits genannten letzten beiden Scheiben und wurden vom neuen Sänger Mats Leven (er ersetzte bereits auf dem aktuellen Studio-Output Ausnahmeshouter Oliver Hartmann) routiniert rübergebracht. AT VANCE haben hier auch Live einen würdigen Nachfolger gefunden. Mr. Henk ließ bei seinen Soli wieder mal seine Vorliebe für Blackmore & Co. durchscheinen, an seiner Bühnenperformance könnte der Hüne aber ruhig noch ein wenig arbeiten. Am Gitarrenspiel gab’s nun gar nichts zu meckern. Der Sound von AT VANCE hätte ruhig einen Tick lauter sein dürfen (wie auch schon bei SYMPHORCE) die Weltklasse-Soundanlage kam dann aber erst bei Kamelot richtig zum tragen. Musikalisch war aber auch bei AT VANCE alles im oberen Bereich - vor allem die eher im Midtempo gehaltenen Songs ("Broken Vow", "Take Me Away", "One Million Miles") wussten Live zu überzeugen. Zwei "Vorbands" dieser Güte und dann noch Kamelot, ich war jetzt schon im x-ten Metal-Himmel (und das für einen sensationell niedrigen Eintrittspreis von 13,- Euro - andere Veranstalter können sich da gerne mal eine Scheibe abschneiden).


KAMELOT: Zu der amerikanischen Band mit norwegischen Sänger schon mal eins vorneweg - die waren an diesem Abend genauso gut drauf wie ihre beiden Vorbands und konnten die hochgesteckten Erwartungen problemlos erfüllen. Schon ab dem ersten Song "Center Of The Universe" (auch Startsong der Epica-Scheibe) war der Sound astrein, klar und mit dem nötigen Druck da. Das dann auch noch eine ganz in weiß gekleideter blonder Engel auf der Bühne erschien um die weiblichen Backing Vocals zu singen (viele Bands arbeiten da mit Sound vom Band) war ein äußerst gelungener Einfall, den man dann später bei einem sensationellen "Nights Of Arabia (diesmal orientalisch gekleidet) wiederholte. Direkt nach diesem Highlight kam mit "The Spell" mein persönlicher KAMELOT-Favorit zu Live-Ehren und haute mich wahrlich aus meinen Latschen (vom fantastischen 2001er-Album "Karma" kamen an diesem Abend 6 Tracks ins Set - siehe nachfolgende Playlist). Sänger Kahn gönnte sich hin und wieder eine kleine Pause und verschwand kurz um seine etwas angeschlagene Stimme zu ölen - Live kam das aber kaum zu tragen und dem Großteil des Publikums dürfte es kaum aufgefallen sein, dass er heute Mühe hatte alles zu geben - was Kahn aber trotzdem tat. Zwischendurch wurde das Tempo dann vollständig rausgenommen: KAMELOT bauten auf Akustik um; Kahn und Gitarrist Thomas Youngblood gaben "Don’t You Cry" in Gänsehautmanier zum Besten. Die Fans waren an diesem Abend nun ja schon zur Genüge verwöhnt worden - aber Kamelot fraßen sie wahrlich aus der Hand. Sänger Kahn ließ es sich auch nicht nehmen, mal auf Tuchfühlung mit den Fans zu gehen, und nahm samt Mikro ein Bad in der Menge. Gekonnt wechselte KAMELOT zwischen schnellen Powernummern und epischen Stücken, das Keyboard war zwar ständig präsent, blieb aber wohltuend im Hintergrund (dafür bekam der Mann an den Tasten einen coolen Soloauftritt in den Set mit eingebaut). Mit der zweiten Zugabe, dem schnellen, harten "Farewell" und dem Outro "Helena’s Theme" ging dann ein denkwürdiger Konzertabend standesgemäß zu Ende.

p.s.: ein negativer Punkt fällt mir jetzt doch noch ein - um kurz nach 12 Uhr war die Vollbedienung vorbei - und dass war eindeutig zu früh.



Playlist Kamelot:

Center Of The Universe

Until Kingdom Come

Edge Of Paradise

Desert Reign

Nights Of Arabia

The Spell

Wander

Mourning After

Wings Of Despair

Don’t You Cry

Forever

Fall From Grace

Lost And Damned

Karma

Farewell

Helena’s Theme

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