Konzert:

In Flames, Wovenwar, While She Sleeps - Große Freiheit 36, Hamburg

Konzert vom 30.09.2014

Andere Bands treten im Kaiserkeller (dem Keller unter der Großen Freiheit) vor 50 Nasen auf und träumen davon, einmal auf den Brettern der Großen Freiheit 36 zu stehen - andere heißen IN FLAMES, kommen aus Göteborg, sind einen langen Weg bis heute gegangen - und spielen eine Handvoll "Warm-Up-Shows" und verwandeln Clubs mit 1.400-1.800 Menschen Fassungsvermögen in Schuhschachteln, um sich vor den wirklich großen Gigs warmzuspielen.

Vorher dürfen sich WHILE SHE SLEEPS vor dieser Kulisse beweisen, aber die fünf aus Sheffield machen das quasi aus dem Handgelenk. Äh, Fußgelenk. Denn WHILE SHE SLEEPS stehen gar nicht in ihrer eigentlichen Besetzung auf der Bühne. Schlagzeuger Adam Savage hat sich rund um die erste Show in Krakau sein rechtes Fußgelenk gebrochen. Also ist der Gitarrist ans Schlagzeug gewechselt, Bassist Aaran Mckenzie an die Gitarre und der Gitarrentechniker an den Bass. Und wenn die Band nicht den Unglücksraben Adam Savage für einen Song zum Singen auf die Bühne gezerrt hätte, hätt es kaum jemand bemerkt. Das liegt wahrscheinlich an Sänger Lawrence Taylor, der für das Entertainment sorgt und mehr als einmal über die Brüstung klettert, um das Publikum zu Circle Pits und Wall of Death anzuleiten. Chapeau, so gut hätte kaum eine Band das durchgezogen!

Vier von fünf Musikern von WOVENWAR sind die große Kulisse von mehr als Tausend Fans bereits bewohnt, und dementsprechend werden Nick Hipa, Phil Sgrosso, Josh Gilbert und Jordan Mancino auch begrüßt. WOVENWAR sind "ja noch viel besser als AS I LAY DYING", bemerkt meine Nachbarin. Klar, ähnliche Songwritingstrukturen ziehen sich durch, aber da der neue Sänger Shane Blay richtig singen kann, dürfen die Melodien auch mal eine Spur cheesig sein, die Breakdowns müssen nicht von Steroiden tropfen - und insgesamt ist es ein großes Glück im Unglück, dass diese Band so zusammengekommen ist. Das Hamburger Publikum läßt keinen Zweifel daran, niemand hier hätte diese Band gern verpasst. Und noch einmal wird geklatscht und gerufen.

Setlist WOVENWAR
All Rise
Death to Rights
The Mason
Profane
Archers
Identity
Tempest
Matter of Time
Prophets

Und dann kommen IN FLAMES zu AC/DC auf die Bühne. Das Wasser tropfte schon zur Vorfreude von der Decke der Freiheit. "Singen statt Labern" war das Motto des ersten Showteils, die erste halbe Stunde feuerten die Göteborger Song um Song in die Menge. Sollte ich nicht jedes Detail mitbekommen haben, dann weil meine Nachbarin mir auf den Zehen herumgetanzt ist. Es ist ein Zeichen dafür, wie gut die "poppigen" neuen Songs zu Fans und alten Songs passen, dass ab dem ersten Akkord alle steil gingen, durcheinander schubsten und tanzten, mitsingen und staunen. Dabei gibt es kaum Show-Effekte, wie schon gesagt: Das ist eine Show mit "kleinem Besteck", also nur ein paar LEDs, einer Ego-Box für Sänger Anders Fridén und allem sehr nah beieinander. IN FLAMES konzentrieren sich auf die perfekte Mischung von neuen und alten Songs, die Interaktion mit dem Publikum und die ungewohnten Laufwege auf der kleinen Bühne. Nach 20 Minuten beginnt die erste Ansage mit: "Wir haben uns auf die heutige Show vorbereitet, in dem wir SANDRA, MODERN TALKING, RAMMSTEIN und euren zukünftigen Bundeskanzler, Klaus Meine von den SCORPIONS gehört haben." Anders hat die Lacher auf seiner Seite, lobt das aktuelle Album "Siren Charms" auf eine Weise, die haarscharf so überzogen ist, dass es nicht peinlich wirkt. Zu "Only For The Weak" wird ein Fan aus dem Publikum auf die Bühne geholt, der trotz der Sauna, in die sich die Große Freiheit inzwischen verwandelt hat, seine Lederjacke anbehalten hat. Dieser Fan bekommt die Aufgabe, die große Hüpferei auf seinem Smartphone festzuhalten und ist für die nächsten 6 Minuten der glücklichste Mensch der Welt. Das Sportprogramm ist noch nicht beendet, außer Circle Pit und Wall of Death fordern die Schweden ab "Mirror's Truth" verstärkt zum Crowdsurfen auf, besonders die Textzeile "Fly Into the Distance" von "Deliver Us" hat es Anders angetan. Profi-Tipp dazu: Wenn man sich als Surfer nicht zu zweit aneinander festhält, haben die Securities auch eine Chance, jeden einzeln rauszuziehen und fallen nicht mit dem Doppel-Paket auf den Boden. Die Band konnte dagegen von den fliegenden Leibern kaum genug bekommen, den letzten Song würde es nur geben, wenn noch jemand gesurft käme. Ein Fan aus der zweiten Reihe tat den beherzten Sprung - und mit "Take This Life" brechen IN FLAMES mit einer Tradition: Die Show wird nicht mit "My Sweet Shadow" sanft ausgeblendet, sondern verabschiedet sich mit einem Knall. Wow!

Setlist IN FLAMES
(ohne Gewähr)
In Plain View
Everything’s Gone
Fear Is the Weakness
Trigger
Resin
Where the Dead Ships Dwell
With Eyes Wide Open
Paralyzed
Through Oblivion
Ropes
Delight and Angers
Cloud Connected
Only for the Weak
The Chosen Pessimist
Monsters in the Ballroom
Rusted Nail
The Mirror's Truth
Deliver Us
Take This Life



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