Konzert:

In Extremo, Exilia - Hamburg, Große Freiheit

Konzert vom 24.09.2003Die Qualität des neuen Albums von IN EXTREMO kann es nicht gewesen sein, was die Große Freiheit beinahe zum Platzen brachte. Und doch zeigt die Top Ten Platzierung in den Media Control Charts die große Fanbase der Band. Das Publikum war dementsprechend ein buntes Sammelsurium aus Feierabendrockern, harten Fans und vor allem vielen Leuten die ihre sonst wohl szenefremden Partner mit zum Konzert genommen hatten.



Und grade für diese war in der ausverkauften Location erst mal eine bittere Pille zu schlucken. Weil es nämlich deutlich härter zuging als IN EXTREMO es werden sollten. Die junge italienische Band EXILIA machte Mucke zum Kopfnicken oder Rumhüpfen. Zum Hüpfen hatte nur der harte Kern direkt vor der Bühne Bock, der Rest nickte artig mit dem Kopf. Frontfrau Masha fiel nicht nur durch ihre wallenden Dreads auf, sondern v.a. durch ihren extrem aggressiven Gesang. Und ebendieser machte es ziemlich schwer grade die ersten Songs zu unterscheiden, was sich im Laufe ihres Auftritts aber besserte. Und so rockten sie, die eben erst ihre 5-Track Debut EP veröffentlicht haben, ein recht solides Set, mit dem sie nach und nach immer mehr der Anwesenden in ihren Bann zogen. Live auf jeden Fall eine nicht zu verachtende Kost, wenngleich pure Power nicht alles ist und hier zukünftig hoffentlich nachgebessert wird - oder man sie zu heftigeren Bands ins Vorprogramm steckt.



"Make some noise for IN EXTREMO!”. Mashas Aufruf wurde mit infernalem Gröhlen nachgekommen. Für wen das Herz der Anwesenden schlug, wurde von keinem hinterm Berg gehalten. Und als die wackeren sieben dann nach düsterem Intro die "verehrten Damen, meine Herren" begrüßten, tobte die Menge zum Opener "Küss Mich". In schicken Gewandungen aus Metall und Leder schmolz beim sympathischen Auftreten gerade des Sängers jedes Eis. Das generell schmeichelhafte Verhalten den Hamburgern gegenüber, die er gar über die Berliner lobte, war nur ein geglückter Versuch auch die hinteren Reihen um den Finger zu wickeln. Wer mit dem Publikum spielt, kriegt freche Antworten. Die Jungs stehen mit Antworten wie "Zieh Dir erst mal was an, Du Hühnerbrust" durch jahrelange Liveerfahrung locker drüber. Egal ob alte Songs oder neuere Nummern, solange es nicht allzu soft wird, ist die Party in vollem Gange. Klassiker wie der "Merseburger Zweiter Zauberspruch" kommen gut an und beim lauthals geforderten "Spielmannsfluch" gröhlt das Publikum lauter als Das Letzte Einhorn singen kann. Aber auch auf ganze neue Tracks wie "Ave Maria" oder "Erdbeermund" geht die Menge gut ab. Anlässlich des Geburtstags ihres Bassisten schmettern fast 2000 Kehlen dann "Happy Birthday", was von der Band mit breitem Grinsen und erhobenen Daumen wortlos kommentiert wird. Die Performance der ganzen Band ist wie immer professionell und gut organisiert, hier kann sich so mancher Act was abschauen, denn auf der Bühne ist immer heftige Bewegung, jeder der Musiker bekommt mindestens einmal die Möglichkeit die ganze Aufmerksamkeit der Anwesenden zu bekommen. Was die Studioarbeit betrifft mag es mittlerweile spannendere Bands geben, live waren und bleiben IN EXTREMO aber eine äußerst überzeugende Angelegenheit, die bei aller Professionalität verdammt ehrlich rüberkommt! Zu klären wäre noch, wer Markus ist, den Das Letzte Einhorn mit dem Handy eines Zuhörers angerufen hat - ganz wie es der große Robbie W. vorgemacht hat. Und als ob das Schicksal der Band noch eins auswischen möchte, fällt bein letzen Song "In Extremo" das Mikro aus... dass auch das souveränst gemeistert wird, verdient eigentlich keine Erwähnung mehr.