Konzert:

Headbangers Open Air 2016 - Samstag

Konzert vom 30.07.2016

Für mich startete der Samstag mit einer weiteren NWoBHM-Veteranen Kapelle. SALEM. Das besondere an SALEM ist, dass hier nicht 1-2 Originalmitglieder mit diversen neuen Nasen auflaufen, wie es bei vielen anderen UK-Reunions der Fall ist, sondern alle heute auf der Bühne befindlichen Musiker auch schon in den frühen 80ern zusammen unterwegs waren. SALEMs Sangesmeister sieht zwar aus wie Drumlegende Tommy Aldridge, kann vermutlich aber besser singen und hat seinen Platz am Mikro somit zu Recht. SALEM sind für eine Band, deren erste Gehversuche aus dem Jahre 1981 datieren, erfreulich agil und haben augenscheinlich Lust am rocken. Zumindest sind sie nach OSTROGOTH schon die zweite Band des Festivals, die einen Titel namens „Rock Fever“ im Programm haben. Und da dieses wohl immer noch in ihnen wütet, kann man ihnen eine starke Leistung attestieren.

 

AIR RAID

Das letzte Mal habe ich die Schweden AIR RAID auf dem Keep It True gesehen. Damals noch mit deren erstem Sänger Michael Rinakakis, der für mich ein großer Baustein im gelungenen Gesamtsound von AIR RAID darstellte. Neu-Zugang Arthur W. Andersson stellte auf seinem Albumdebut „Sudden Impact“ dann leider eine kleine Enttäuschung für mich dar. Mittlerweile habe ich mich jedoch an Anderssons Vocals gewöhnt und hatte an seiner energiereichen Performance so richtig Spaß. Der mitunter speedige, klassische Metal AIR RAIDs wird mit viel Freude an der Sache dargeboten. Überall fliegen Haare, gelungenes -nicht aufgesetztes- Posing und auch sonst viel Bewegung lassen den Auftritt sehr kurzweilig werden. Dazu kommt, dass die Schweden mit „Wildfire“, „Night Of The Axe“ oder „Midnight Burner“ einige richtige Kracher in petto haben. Im momentanen Sog der jungen 80er Combos sind AIR RAID immer noch ganz vorne mit dabei.

 

DESOLATION ANGELS

Nun standen mit DESOLATION ANGELS die nächsten NWoBHM-Veteranen auf der Bühne. Nachdem der Textil schmeißende Sensenmann seinen Job gemacht hatte und einige Fans mit DESOLATION ANGELS Merchandise beglückte, stürmten die älteren Herren die Bühne. Neuerding gehört ja auch Ex-ELIXIR Sänger Paul Taylor zum Line-Up, welcher mit perfekter Föhnwelle ausgestattet seine Sache sehr gut machte. Ähnlich wie SALEM hatten auch DESOLATION ANGELS richtig Bock und das übertrug sich sehr schnell auf alle Anwesenden, die zu Songs wie „Medusa“ oder „Only Time Will Tell“ mächtig abfeierten. Alles in allem ein weiterer sehr würdiger Beitrag zum hier zu feiernden Wiegenfeste der NWoBHM.

 

VARDIS

Und so ging es munter weiter: Zuerst mit VARDIS, die tatsächlich noch ein paar Jährchen mehr auf dem Buckel zu haben scheinen als ihre NWoBHM Kollegen des heutigen Tages. Auch wenn Mastermind Steve Zodiac eine runderneuerte Begleitmannschaft im Schlepptau hatte, so bestanden diese augenscheinlich nicht aus Anfängern, sondern hatten auch schon das eine oder andere Jahrzehnt Musikererfahrung. Der Boogie Hard Rock VARDIS‘ war noch nie so ganz mein Ding. War nett anzusehen und wurde auch kompetent dargeboten, nur berühren tut mich das Ganze eher weniger. Alte Songs wie „Move On“ oder „Let Go“ wurden mit neueren Werken wie „Red Eye“ gemixt und der geneigte Laie hörte nicht wirklich einen Unterschied. Alles wirkte wie aus einem Guss und ohne große Brüche. Für Fans sicherlich ein Fest, für mich nette Unterhaltung für zwischendurch.

 

TRESPASS

Und dann TRESPASS. Eine weitere NWoBHM Band wo mir nur der Name, nicht jedoch die Songs im Vorfeld bekannt waren und ich muss gestehen, dass es mir so langsam etwas viel der Inselmucke wurde. Natürlich passt das zum Motto und hat auch vielen gefallen, da ich aber noch nie so der absolute UK Freak war, kam ich eben etwas an meine Kapazitätsgrenzen. Objektiv haben aber auch TRESPASS einen guten bis sehr guten Auftritt hingelegt, der mich allerdings nicht so in Verzückung versetzt hatte, dass ich gleich zum Merchstand rennen musste um mir die Alben zuzulegen. Und normalerweise passiert mir das zum Leidwesen meiner Barschaft sonst relativ oft.

 

OLIVER / DAWSON-SAXON

Und als letzte NWoBHM-Band des Tages durften mal wieder OD-SAXON ran. Sänger Bri Shaugnessy fragte auch sogleich was man denn ohne sie letztes Jahr hier gemacht hätte. Auch wenn den Herren um die Original SAXON Recken Steve Dawson (Bass) und Graham Oliver (Gitarre) etwas die Aura der „großen“ SAXON abgeht, so haben sie doch einen großen Vorteil gegenüber den vielen anderen NWoBHM Bands, die dieses Wochenende auftraten: Hits, Hits, Hits!!! „Heavy Metal Thunder“, „Rock ‘N Roll Gypsy“, „Strong Arm Of The Law“, „20.000 Feet”, „Crusader”, „Wheels Of Steel”, „Princess Of The Night” usw. Das war ein Feuerwerk. Und Brande-Hörnerkirchen war mehr als gewillt da mitzumachen und mitzufeiern. Dies wiederum übertrug sich auch auf die Band und besonders Oliver war sehr agil. Natürlich kann man sich die Frage stellen, ob es wirklich zwei Bands braucht, die ein und dieselben Songs spielen, aber um ehrlich zu sein war das an diesem Abend komplett wurscht, da alle ausrasteten und einen mordsmäßigen Spaß hatten. Meine Person eingeschlossen. Damit erklärt sich auch die eben gestellte Frage. Außerdem haben es OD-SAXON geschafft, dass ich doch noch einen versöhnlichen Abschluss mit der NWoBHM an diesem Wochenende machen konnte.

 

DENNER / SHERMANN

Passend zur einbrechenden Dunkelheit wurde es nun Zeit für das original MERCYFUL FATE Gitarrenduo Michael Denner und Hank Shermann. Gefronted wurde das Ganze von CAGE-Sirene Sean Peck, welcher dieser Tage ein einerseits vielbeschäftigter, aber andererseits auch umstrittener Frontmann ist. Er neigt dazu es mit seinen Screams immer mal wieder zu übertreiben. Und auch heute Abend war es mal wieder hart an der Grenze, auch wenn es natürlich beeindruckend ist, wie hoch der Mann quietschen kann. Albern jedoch war das Getue mit seinem ultrafetten Ledermantel. Obwohl ihm offensichtlich viel zu warm war, zog er das hässliche Ding nicht aus, sondern lüftete es alle 30 Sekunden nur und wirkte damit wie ein alternder Exhibitionist im Offenbacher Stadtpark. Mit „Evil“, „Curse Of The Pharaos“, „Black Funeral“ und „Desecration Of Souls“ kamen zwar auch 4 MERCYFUL FATE Kracher zum Zuge, richtige Begeisterung ließ sich aber nicht ausmachen. Irgendwie hatte man das Gefühl, dass da jeder auf der Bühne sein eigenes Süppchen kochte. Als Einheit waren DENNER / SHERMANN nicht wahrnehmbar. Dazu kamen auch technische Unzulänglichkeiten (der Drummer hatte wohl erst kurz vorher Snowy Shaw ersetzt), sodass Songs teilweise abgebrochen und neu angefangen werden mussten. Gerade Denner wirkte mitunter richtig genervt. Das letzte, was man noch von der Bühne vernahm, war ein „Can’t play with you anymore, guys“. Bin mal gespannt, wie und ob das überhaupt weitergeht. Allerdings macht das in meinen Augen so auch keinen Sinn. Hatte ich mir durchaus mehr von versprochen.

 

RAGE meeting REFUGE

Nun wurde es aber Zeit für den Headliner der diesjährigen Ausgabe des Headbangers Open Airs. Mit RAGE meeting REFUGE hatten sich die Veranstalter etwas Besonderes ausgedacht. Die neuen RAGE und die klassische 88-93 Besetzung auf einer Bühne. Spannung garantiert. Los ging es mit der aktuellen RAGE Besetzung, der neben Cheffe Peavy auch der neue Drummer Vassilios Maniatopoulos und der Gitarrist Marcos Rodriguez angehören. Gerade letzterer erweist sich als absoluter Gewinn für RAGE. Kein selbstverliebter Techniker wie Smolski, sondern ein megasympathischer Metalhead mit extrem viel Spaß in den Backen. Neben seinen Vorzügen als Gitarrist und Perfomer ist er auch noch ein toller Sänger, wie er später als DIO-Imitator beweisen sollte. RAGE beschränken sich auf ganz neue Stücke wie „Spirits Of The Night“ und „The Devil Strikes Again“ sowie Songs aus den Mid-90ern wie „Back In Time“, „Days Of December“ und die beiden mich eher überraschenden „End Of All Days“ und das speedige „Until I Die“. Gerade letzteres war schon mal richtig fett. Zu den Klängen von „Shame On You“ gesellten sich dann die alten Hasen Manni Schmidt und Chris Efthimiadis zu RAGE auf die Bühne und man performte den Song gemeinsam. Es war echt schön zu sehen, mit welchem väterlichen Stolz Manni und Peavy Marcos beim abrocken auf der Bühne zusahen. Von Neid und Konkurrenzdenken war nichts zu spüren. Danach machten die Neuen endgültig Platz für die alte Garde und die hämmerte sich mit viel Enthusiasmus durch den RAGE-Classix Katalog. „The Missing Link“, „The Body Talks“, „Solitary Man“, „Nevermore“, „Power And Greed“, „Enough Is Enough“, „Firestorm”, „Invisible Horizons”, „Refuge” und „Don’t Fear The Winter”. Ich war wieder 15 und absolut selig. Das Manni Schmidt Riffing ist immer noch einzigartig, Peavy’s Vocals sitzen und Efthi sorgt mit seinem Powerpunch für den nötigen Druck. REFUGE sind einfach die professionellste Hobby-Band der Welt. Großes Kino. Für den gelungenen Abschluss sorgt dann ein wiederum von allen sechs Musikern dargebotenes „Higher Than The Sky“. Ein Ausdruck für die gute Stimmung und die Gelassenheit der Musiker war eine Situation kurz vor Ende: Scheinbar gab es schon den ganzen Abend Probleme mit dem Monitorsound, als dieser vor „Higher Than The Sky“ komplett abrauchte und die örtliche Crew verzweifelt versuchte, das irgendwie noch hinzubekommen, meinte Peavy nur gelassen: „Vergesst es, is‘ nur noch ein Song und den bekommen wir auch so hin!“ Megasympathisch.

 

So ging das Headbangers Open Air 2016 mit einem Klasseheadliner zu Ende. Ich kann mich nur Jahr für Jahr wiederholen: Musik stimmt, Location toll, Stimmung klasse, Futter fein…nur Veränderungen bei der vor Ort vorhandenen Flora müssten natürlich in Zukunft mit der Stammkundschaft abgesprochen werden ;-)

Für nächstes Jahr stehen mit BLACK HAWK, STORM WARRIOR, WARRANT, ATLANTEAN KODEX, PARAGON, BLIND ILLUSION (!), ROCK GODDESS und den PRETTY MAIDS schon die nächsten Hochkaräter in den Startlöchern. Ich freu mich drauf. Bis nächstes Jahr.

 



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