Konzert:

Headbangers Open Air 2015 - Samstag

Konzert vom 22.09.2015

Los ging es mit der ersten Kulttruppe des heutigen Tages: AFTERMATH. Für mich waren AFTERMATH ein weiteres Überraschungspaket, da ich die Truppe im Vorfeld noch nicht kannte, und ich war auch prompt überfordert. Der hagere Rockabilly lookalike Kyriakos Tsiolis knatterte seine Botschaften maschinengewehrartig ins Mikro, während der Rest mit recht hektischem ADHS Thrash hinterher hechelte. Einen kleine Meute devoter Fans wusste das durchaus zu würdigen, für mich war das so kurz nach dem Aufstehen einfach noch zu krass.

 

Auf SPELLCASTER hingegen freute ich mich besonders, war doch gerade das Debut „Under The Spell“ eines meiner absoluten Jahreshighlights aus dem Jahre 2011. Mittlerweile haben SPELLCASTER einen Sängerwechsel und eine leichte stilistische Kurskorrektur hinter sich. Zum Speed Metal der Anfangstage gesellen sich immer mehr NWoBHM Einflüsse. Was an sich kein Problem ist, denn gerade live geht die Truppe immer noch gut ab und ältere Nummern wie „Molten Steel“ oder „Chainsaw Champion“ passen gut zu eher melodischen Tracks neueren Datums („As Darkness Falls“, „Clockwork“). Als Schwachpunkt im SPELLCASTER-Sound entpuppte sich ausgerechnet der von der Gitarre ans Mikro gewechselte Bandchef Tyler Loney. Sowohl tonal als auch in punkto vokale Power ließ der Auftritt leider etwas zu wünschen übrig. Energie und Einsatz stimmten hingegen. SPELLCASTER waren also instrumental top, im gesanglichen Bereich sollte man nachbessern. Da sind die Kollegen von STRIKER schon bedeutend weiter.

 

Während sich eine Bekannte schon auf „Fighting For The Earth“ freute, mussten wir mal wieder den Spielverderber geben und ihr erklären, dass es sich bei den nun folgenden WARRIOR mitnichten um die legendären Amerikaner, sondern um die weit unbekanntere NWoBHM Band handelt. Nachdem die erste Enttäuschung überwunden war, konnten sich aber alle an dem unverfälschten Inselsound erfreuen. Auch wenn Gitarrist Gwaeather Bloom mit seinem „Captain Jack Sparrow geht aufs WGT-Outfit“ etwas aus der Rolle fiel, tat das dem Gesamteindruck, ein gute und engagierte Heavy Metal Truppe gesehen zu haben, keinen Abbruch.

 

RUTHLESS drehten dann den Energielevel aber gleich mal ein paar Grade höher. „Metal Without Mercy“ war versprochen, „Metal Without Mercy“ wurde geliefert. Endlich mal eine Truppe, deren neues Material nicht besonders hinter den Klassikern abfällt. Obwohl (oder gerade weil) das Motto bei RUTHLESS „Stumpf ist Trumpf“ ist, hatte man die Meute vor der Bühne sofort fest im Griff. Man feierte gemeinsam zu speedigen Abfahrten wie „Discipline Of Steel“ oder Midtempogranaten wie „Know No Evil“. Gitarrist Ken McGee trägt sowohl seine gebleechten Zähne als auch seinen blonden Pudel mit Stolz und sorgte mit seinen Mannen für eine unterhaltsame und vor allem authentische Show. RUTHLESS darf man nach diesem Auftritt durchaus als Bereicherung ansehen.

 

Geschichte wiederholt sich: Nachdem die wiedervereinigten HEXX im letzten Jahr auf dem KIT mit Debut-Sänger Dennis Manzo aufliefen, so waren sie heute mit dessen Nachfolger Dan Bryant am Start. Dieser hatte 86 das Zweitwerk „Under The Spell“ eingesungen. Mittlerweile zu einer optischen Mischung aus Almöhi und Neandertaler mutiert (böse Zungen behaupten, dass das eh ein und dasselbe sei), wusste er gesanglich mit seinem Reibeisenorgan aber zu überzeugen. Über die Stimmung innerhalb der Band bin ich mir nicht ganz im Klaren. So gab es immer wieder zynische Kommentare (z.B. ob des zu lange dauernden Stimmens der Gitarre) von Bryant in Richtung der anderen Musiker. Ob da echt Ärger in der Luft hing oder es nur etwas schräger bandinterner Humor war, vermag ich an dieser Stelle nicht zu beurteilen. Was ich beurteilen kann ist, dass HEXX die Zeit seit dem KIT Auftritt genutzt haben und um einiges tighter klangen, und an US Metal Powerhouse Kompositionen wie „Invader“, „Look To The Sky“, „Hell Rider“, „Time Of War“ oder „The Hexx“ gibt’s so gar nichts auszusetzen. Ich zumindest bin super happy HEXX mit beiden relevanten Frontmänner gesehen zu haben. Was jetzt noch bleibt ist die Wiederholung der Bitte aus dem letzten Jahr: Endlich eine offizielle Veröffentlichung der beiden Alben auf CD. Es kann doch nicht sein, dass jedes Popeldemo aus den 80ern zu CD-Ehren kommt, nur diese beiden Meilensteine nicht!

 

Nach fast 30 Jahren der musikalischen Abstinenz greifen auch ROCK GODDESS noch einmal an. Ihre beiden Alben aus der ersten Hälfte der 80er gelten gemeinhin als Klassiker des Hard Rocks. Nicht nur ich war überrascht mit wieviel Energie die Damen immer noch zu Werke gingen. Ein klassisches Power-Trio eben. Gerade Sängerin und Gitarristin Jody Turner hat kein Mü ihrer stimmlichen Präsenz und Power eingebüßt. Das gegen Ende gespielte „Heavy Metal Rock N‘ Roll“ mutierte gar zur Hymne des diesjährigen H.O.A.s. Auch die Aussicht auf ein neues Album stieß auf viel Zustimmung, und da ROCK GODDESS mittlerweile auch für das nächste KIT bestätigt sind, scheint diese Reunion länger Bestand zu haben. Alles in allem war das ein bockstarker Auftritt.

 

Nach dem starken Auftritt von ROCK GODDESS hatten es STORMWITCH dann gar nicht so einfach die Menge vor der Bühne zu halten. Es ist ja löblich wenn eine Band ihre Setlist immer wieder durcheinanderwirbelt um für Abwechslung zu sorgen. Aber man sollte sich schon bisschen was dazu überlegen. Denn sonst kann es einem so gehen wie der Sturmhexe. Denn offensichtlich merkte man erst während des Auftritts, dass die hintereinander platzierten Balladen und Slow-Mo Titel „Russia’s On Fire“, „Stronger Than Heaven“, „Tears By The Firelight“, „Fallen From God (!)“ und „Season Of The Witch“ doch etwas zu viel des Langsamen waren. Zumindest kommentierte Frontmann Andy Mück die müden Gesichter im Publikum nach „Season Of The Witch“ mit den Worten: „So, das waren jetzt STORMWITCH fürs Sofa.“ Danach wurde es aber merklich besser: Erst wurde mit „Eye Of The Storm“ tüchtig Gas gegeben und dann folgte noch eine Handvoll Klassiker wie „Ravenlord“, „Priest Of Evil“ oder „Walpurgis Night“. In der zweiten Hälfte wurde es dann auch die erhoffte Metal Party. Auch wenn STORMWITCH diese Show partiell in den Sand setzten, blieb ein am Ende immer noch guter Auftritt. Aus der Diskussion, dass man einen Hang zum Kitsch haben muss um STORMWITCH überhaupt mögen zu können, halte ich mich jetzt mal raus ;-)

 

Dann begann die lange Zeit des Wartens: Auf Grund eines Sturms war es lange Zeit nicht klar, ob und wann SATAN ankommen würden, irgendwann wurde es dann Gewissheit, dass sie es erstmal nicht schaffen würden und so wurde der Auftritt von DEATH ANGEL vorgezogen.

Mit „Left For Dead“ erwischten die Bay Area Thrasher auch einen perfekten Einstieg. Es war unglaublich mit welchem körperlichen Einsatz und mit welcher Energie DEATH ANGEL über die Bühne fegten. Mark Osegueda war immer in Bewegung und peitsche seine Kollegen zu Höchstleistungen an. Und trotz der hohen Agilität von Cavestany, Aguilar und Co. ging das zu keiner Sekunde auf Kosten der Musikalität. DEATH ANGEL sind eine perfekte Maschine, die alles kurz und klein haut, was sich ihr in den Weg stellt. Und bei Thrash Monumenten wie „Voracious Souls“, „Mistress Of Pain“, „3rd Floor“, „Bored“, „Seemingly Endless Time“ oder auch neueren Granaten wie „Thrown To The Wolves“ oder „Claws In So Deep“ wurde einem einmal mehr deutlich, was für tolle Songs DEATH ANGEL im Laufe ihrer Karriere gestrickt hatten. Für mich der Höhepunkt eines starken H.O.A. 2015.

 

Als nach dem DEATH ANGEL Abriss nicht SATAN, sondern BLITZKRIEG wieder ihr Equipment aufbauten, war das für mich das Zeichen ins Hotel zu fahren. Erstens spürte ich die drei Tage nun schon recht deutlich, zweitens machte sich das Unwetter nun ziemlich bemerkbar und drittens rechnete ich nicht damit, dass SATAN noch kommen würden. Ein Irrtum, wie sich später herausstellen sollte. Tief in der Nacht spielten SATAN tatsächlich noch vor einer kleinen Menge unentwegt im Starkregen ausharrender Fans. Hut ab vor so viel Einsatz. Das gilt für beide Seiten.

 

Alles in allem war das H.O.A. auch 2015 wieder die 1000 km Anreise für mich wert. Musikalisch stimmte es und stimmungsmäßig war auch alles im grünen Bereich. So gesehen freue ich mich schon auf nächstes Jahr, auf eine weitere gute Zeit im Garten, weitere Nacken im Brötchen und natürlich auch auf ein weiteres Softeis mit rosa Liebesperlen. 



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