Konzert:

Grave, Dismember, Entombed, Unleashed, Exterminator - Hannover, Faust

Konzert vom 18.11.2006

Kann es einen passenderen Titel für die Tour der schwedischen Legenden überhaupt geben, als "Masters Of Death´"? Wohl kaum. Das Old School-Stelldichein lockte so ziemlich jeden Bremer, Hamburger und Hannoveraner ins Faust, der was mit schwedischen Tönen anfangen kann. So prangte auch schnell ein "Ausverkauft"-Schild an der Eingangstür und man traf einen Haufen bekannter Gesichter. Zwar sind viele Fans schon in die Jahre gekommen, ist die Plautze gewachsen und sind die Haare lichter geworden (prominentes Beispiel hierfür ist LG Petrov), aber dLust auf eine anständige Dröhnung guten alten Schwedentod hatte jeder noch genauso wie damals, als er die Klänge zum ersten Mal hörte. Überall wurden Geschichten zum Besten gegeben, wer wann wo das erste Mal GRAVE gehört hat oder zu "Into Glory Ride" abfeierte. Diese Tour war der wahrgewordene Traum vieler Fans.


Auch wenn es vier quasi-Headliner gab, die sich in der Reihenfolge abwechselten und alle so um die 45 Minuten spielten, gab es eine Band, die immer den Opener machte: EXTERMINATOR, eine mir bis dato unbekannte belgische Death Metal-Band, die sich um kurz vor acht redlich mühte, aber von den Fans nur die kalte Schulter gezeigt bekam. Das war angesichts der vorhandenen Qualitäten der Band zwar nicht wirklich fair, aber mal ehrlich, wer war denn wegen eines unbekannten Openers ins "Faust" gekommen? Eben.


UNLEASHED hatten natürliches leichteres Spiel, schon nach den ersten paar Takten flog die Kuh und der halbe Saal moshte munter mit. Johnny und seine Mannen hatten sichtlich Spass an der Show und gingen ab wie die berühmte Katze von Schmidt. Auf lange Ansagen (wie noch 2004 in Wacken) wurde diesmal weitgehend verzichtet, dafür aber jeder Mucker mit einer kleinen Show vorgestellt. So blieb viel Zeit für Songs, wobei sich UNLEASHED sehr auf ihre Klassiker konzentrierten und nur wenige Songs der neuen, sehr coolen, Alben spielten. Aber für mehr war die Spielzeit auch nicht lang genug. Wie richtig sie mit der Entscheidung lagen, zeigte die spontate Huldigung eines Fans, als "Into Glory Ride" gespielt wurde. Ein Metaller betet seine Götter an, ein schönes Bild. Und danach munter in die Menge gesprungen, wie die unzähligen anderen Stagediver vor ihm, die von der bis dato entspannten Security freie Hand bekamen. UNLEASHED wurden am Ende zurecht imt "Unleashed! Unleashed!"-Sprechchören gefeiert, das war ganz großer Schwedentod!


ENTOMBED hatten vor Kurzem einen Wechsel hinterm Drumkit zu verzeichnen: für Ur-Mitglied Peter (der jetzt nur noch bei NIFELHEIM trommelt) ist der Schlagwerker vom ENTOMBED-Ableger ALPHA SAFARI (wo pikanterweise Uffe Cederlund mitmischt) eingesprungen. Von wegen, "Freunde kann nichts trennen.". Ein zweiter Gitarrist fehlte diesmal, was sich unangenehm bemerkbar machte, besonders bei den alten Sachen. Von denen spielten ENTOMBED eine ganze Menge und natürlich wurden die Songs am heftigsten abgefeiert, aber so ganz fett klang das nicht. Der neue Drummer machte seine Sache ganz gut und auch Basser Nico war wie üblich tadellos, aber ohne Uffe (oder wenigstens einen Ersatzmann) ist das alles nicht 100´%. LG Petrov hatte zwar nicht seinen kommunikativsten Tag erwischt, lieferte aber trotzdem eine gute Leistung ab und konnte sowohl bei alten Songs als auch den (wenigen) neueren Sachen überzeugen. Über seinen nach zwei Songs am Kopf klebenden Haare verlieren wir hier besser keine Worte... ENTOMBED zeigten sich bemüht, aber durch die ganzen Wechsel der letzten beiden Jahre auch arg geschwächt. Wenn die Herren Hellid und Petrov nicht bald einen festen zweiten Gitarristen an Bord holen, sollten sie in Zukunft lieber auf "Left Hand Path" und "Clandestine" verzichten. Aber das ist ja auch nix...


Line Up-Wechsel gab es Anfang des Jahres auch bei DISMEMBER, für Johan ist mittlerweile ein echter Jungspund am Bass aktiv. Neben den bereits mit sehr breitem Scheitel auflaufen David wirkte der Viersaiter noch viel jünger. Allen Altersunterschieden zum Trotz präsentierten sich DISMEMBER als eingespieltes Team, das richtig Bock auf diese Show hatte und mit ordentlich Feuer im Hintern sowohl bekannte Hits wie "Skin Her Alive" oder neuen Kram spielte, als auch selten gezockte Songs wie "Dreaming In Red" spielte. Dazu wurde auf und vor der Bühne fleißig gemosht und gepost, besonders die Gitarrenfraktion gab hier alles. Die Fans fraßen Matti von der ersten Ansage an aus der Hand, aber wer kann dem Charme des halbblinden Stockholmer Death Metal-Teddys wiederstehen? Viel zu schnell war eine der besten DISMEMBER-Shows seit dem 2005er Party.San vorbei, die trotz lautstarker Zugabe-Forderungen nicht verlängert wurde. Hoffentlich auf bald, Jungs!


GRAVE würden es als Headliner schwer haben, DISMEMBER zu toppen. Ola und seine Mannen (verstärkt um CENTINEX-Drummer Ronnie) ließen sich davon aber nicht aus der Ruhe bringen und zockten ihre Zeitreise solide runter. Das Stageacting war zwar bei weitem nicht so temperamentvoll wie bei DISMEMBER, aber dafür stimmte die Songauswahl und überzeugte die Band durch ein hervorragende Leistung. Bis auf einen Song wurde das neue Album nicht berücksichtigt, dafür die alten Sachen umso stärker, was das Herz beinahe jeden Fans höherschlagen ließ und das noch immer pickepacke volle "Faust" ein letztes Mal zu Höchstleistungen animierte. Wie schon bei DISMEMBER war die Spielzeit viel zu schnell vorbei und der Abend mit den Meistern des Todes vorbei. Viele Fans blieben noch lange in der angeschlossenen Kneipe, um Merch zu kaufen, mit ihren Helden zu plauschen oder wieder in Erinnerungen zu schwelgen. In ein paar Jahren wird dieser Abend dazugehören, und das völlig zu Recht!


"Weißt du noch, damals in Hannover..."
 



Mehr Infos:Grave
Dismember
Entombed
Unleashed
Exterminator