Konzert:

Gotthard - Köln, Live Music Hall

by Gast
Konzert vom 22.04.2003STARLIGHT, die Gewinnerin unserer GOTTHARD-Ticket-Verlosung, schildert Euch an dieser Stelle sehr lebendig Ihre Eindrücke vom Gig der Schweizer Pop-Rocker mit deren Support KINGDOME COME...



Clean und kuschelig!



Ich bin ja nie wirklich KINGDOME COME–Fan gewesen. Zwei, drei Pflicht-Alben von früher habe ich natürlich schon, aber irgendwann habe ich die Band dann aus den Augen verloren. Ich hatte also keine Ahnung, was auf mich zukommen würde.
Mit GOTTHARD war das schon ganz anders: Von den ersten beiden Scheiben konnte ich jeden Text auswendig. Die beiden Nachfolger "G." und "Defrosted" ... na ja, das ging schon in Ordnung. Aber mit der "Homerun"-Tour hatten mich die Schweizer dann doch derbe enttäuscht; das war mir echt zu weich-gespült. Ich hatte allerdings im Vorfeld munkeln hören, es sei jetzt wieder alles viel rockiger - davon wollte ich mich heute also selbst überzeugen. Auf zur Live-Music-Hall nach Kölle am Ring.
Erster Eindruck bei der Ankunft: Mein Begleiter und ich sind hoffnungslos over-dressed. Ziemlich viele Bundfaltenhosen und Lackschühchen. Zum Glück taucht im Laufe des Abends noch die ein oder andere Lederhose auf..!
Es ist noch nicht so übermäßig voll und wir ergatterten einen guten Platz genau in der Mitte, um uns mit KINGDOME COME in Stimmung zu bringen. Relativ pünktlich um 8:00 wird´s dunkel. Doch was ist das? Ein Punk am Bass und ein glatzköpfiger Gitarrist, der aussieht, als wäre er soeben der "Matrix" entsprungenen?! Bevor ich weiterdenken kann, knallen mich das Intro und der erste Song "I can feel it" total weg - wow, wie geil! Ich strahle über´s ganze Gesicht, genau wie die Jungs auf der Bühne, denn die haben richtig Spaß inne Backen. Was für ein cooler Auftritt! Nach zwei, drei Lieder ist Lenny gesangs- und stimmungstechnisch voll da. Ab und zu greift auch er zur Gitarre, wobei ich mich allerdings frage, ob man wirklich à la Maiden drei Gitarren braucht?! Während der folgenden Lieder von der aktuellen "Independent"-CD fällt mir vor allem Bassist Dirk Wolff auf, der seinem Instrument einen ziemlich fetten und "groovigen" Sound entlockt und prima mit dem dänischen Drummer Allan Tschicafa harmoniert; zusammen machen die Zwei richtig gut Krach.

Apropos Krach: Ab und zu ist es dann doch etwas laut und teilweise sind die Rückkopplungen an der Schmerzgrenze. Aber dann schaue ich einfach dem mittlerweile halbnackten *sabber* Eric Förster bei seiner Selbst-Inszenierung zu - sehr cool!
Die neuen Songs, die sich irgendwie "elektronischer" anhören, als man das von KINGDOME COME gewohnt war, gefallen anscheinend nicht nur mir richtig gut, denn hier und da sieht man sogar ein paar Leute richtig bangen. Lenny ist total locker drauf, macht faxen und quatscht zwischendurch immer wieder mit dem Publikum. Erwartungsgemäß kommen zum Schluss dann die ersehnten Klassiker, wie "What Love Can Be" und "Always On The Run". Zum letzten Lied "Can You Feel It" stürmt Herr Leoni (Gotthard) auf die Bühne und rockt sich schon mal warm - die allgemeine Spielfreude ist bis in die letzte Reihe spürbar. Auch wenn der Sound stellenweise nicht ganz astrein war: Eine geile Show, die mich überrascht und vor allem überzeugt hat!



In der Pause fragen wir uns, ob sich GOTTHARD mit dem Opener einen Gefallen getan haben... Ab 21:30 Uhr gibt´s die Antwort: Mit dem für GOTTHARD-Verhältnisse flotten "Human Zoo" eröffnen die Fünf ihre Show hinter einer Art Zoogitter, das zum Ende des Liedes unter lautem Pyro-Getöse und -Gesprühe verschwindet. Die Mädels in den ersten Reihen zeigen sich tief beeindruckt. Nachdem der Rauch sich verzogen hat, wirft ein Projektor während der weiteren Show das strahlende CD-Cover, bunte Bilder und rührende Fotos ("Jeannie´s Not Alone ") an die Bühnenwand - sehr hübsch. Auch "Top Of The World" verheißt weiterhin einen rockigen Abend, doch weder das Bein noch der Fuß wollen so recht mitwippen. Mit "Come Along" wird das Tempo schon langsamer, macht uns allen aber umso deutlicher klar, dass Steve Lee sicher zur Cremè de la Cremè der Rock-Stimmen gehört. Allerdings hat er für meinen Geschmack ein paar überzogene Schlagersänger-Gesten zuviel drauf ... und warum zum Teufel muss ich andauernd an Steven Tyler denken? Bei "Vision" entscheiden wir, ein bisschen frische Luft zu schnappen. Beim Rausgehen passieren wir unzählige glückseelig-lächelnde oder knutschende Pärchen, aber uns ist das hier alles etwas zu kuschelig. Da ich zwischenzeitlich die Set-List ergattert habe, will mein Begleiter auf jeden Fall vor "Sister Moon" wieder rein. Jooo, das rockt noch mal ganz gut, aber war das früher nicht schneller? Auf der Bühne ist dagegen richtig Action: Die Jungs sind viel unterwegs, laufen auf dem Bühnengestell hinter dem Drum-Kit hin und her, tauschen ständig die Plätze. "Hush" begeistert mich wenig: Zwar wieder alles absolut sauber– aber es kickt nicht mehr. Was aber eindeutig an mir liegt, denn die anderen 599 Leutchen in Halle sind begeistert. Ich hab´ sogar ein paar "Horns up" gesehen! Meine abgepinnte Set-List verspricht nun ein Drum-Solo - eine willkommen Abwechslung. Steve verschwindet von der Bühne und an der P.A. wird ein Käfig enthüllt, in dem ein weiteres Drum-Kit steht. Er läuft außen um die Halle zur P.A., setzt sich in den Käfig und stellt eindrucksvoll unter Beweis, dass er mehr kann als gut singen. Mit seinem Drummer Hena Hebegger trommelt er bestimmt 10 Minuten lang um die Wette. Eine gelungene Show-Einlage, Respekt, Herr Lee! Danach halten wir tapfer bis zu "Firedance" durch, denn das möchte ich unbedingt hören. O.K., das ist nie schnell gewesen, aber ich hab´s "dreckiger" in Erinnerung. Ja, es ist ein Feuertanz, aber die Jungs wollen sich anscheinend lieber nicht die Füße an zu heißem Rock ´n Roll verbrennen. Mir ist das alles zu clean.



Sicher, GOTTHARD haben einen absolut sauberen und professionellen Gig hingelegt. Wer wegen der "neuen" Gotthards zum Konzert gekommen kam, ist zu 100 Prozent auf seine Kosten gekommen - keine Frage. Der Sound war perfekt und die Show war sehr lebendig und für so eine kleine Halle waren Licht, Pyros und der Gag mit dem Drum-Solo schon fast over-sized. Die Schweizer wollen offenbar zeigen, dass sie eigentlich in eine höhere Liga gehören, und für diesen Liga-Aufstieg verraten sie sich sogar selber.



Auf dem Heimweg beschließe ich, morgen meine Kingdom Come Sammlung zu aktualisieren...



Gotthard Set-List

Human Zoo

Top of the World

Come along

Vision

Have a little faith

You

Sister Moon

Still I belong to you

What I like

Hush

Mountain Mama

In the name

One Life

Jeannie´s not alone

Long Way down

- Drum-Solo –

Homerun

Heaven

Firedance

Mighty Quinn

Rock ´n Roll (Starlight)

Gotthard - Köln, Live Music Hall - 1 Gotthard - Köln, Live Music Hall - 2