Konzert:

Gluecifer, Captain Murphy, Bonk - Hamburg, Markthalle

Konzert vom 11.11.2004

Zusammen mit den HELLACOPTERS und den BACKYARD BABIES bilden die Norweger GLUECIFER immer noch die Speerspitze der neuen Welle des skandinavischen Schweinerock, wobei GLUECIFER immer diejenigen waren, die dem Punk-/Garagenrock am nächsten waren, die den dreckigsten Sound hatten und auf der Bühne am meisten geschwitzt haben. Und auch wenn die letzten beiden Platten BASEMENT APES und AUTOMATIC THRILL eher in die klassische Rock-Ecke tendieren, hat sich das nicht verändert, wie zuletzt eindrucksvoll auf dem diesjährigen Hurricane-Festival bewiesen. So konnte man also gespannt einem der diesjährigen Rock ´n Roll-Highlights entgegen fiebern...



Doch den Anfang an diesem Abend machten die ebenfalls aus Norwegen stammenden BONK, die undankbarerweise vor dem offiziellen Konzertbeginn um 21 Uhr anfangen mussten, so dass sie bereits vor einer Handvoll Zuhörern spielten, als ich um viertel vor neun den Konzertraum betrat. Ist aber auch nicht so tragisch, wenn man sie verpasst hat, denn allzu Aufregendes wurde hier nicht geboten. Einige Passagen ihres 70er Rock gingen ganz gut nach vorne, aber insgesamt wurde es doch schnell eintönig. Zugegebenermaßen trug der extrem schlechte Sound dazu bei, dass nicht wirklich viel herauszuhören war. Hinzu kam, dass BONK einfach nicht gut aussehen. Jaja, ich weiß, man sollte Äußerlichkeiten nicht zu stark bewerten, aber wenn was fürs Auge geboten wird, freut man sich ja doch, und das war hier eben nicht der Fall. Aus dem irgendwie sehr normal und alltäglich und überhaupt nicht nach Rock-Musik aussehenden Quartett ragte lediglich der Leadgitarrist etwas hervor, der mit seinen langen Haaren und dem langen Bart als waschechter Hippie durchgeht. Als BONK ihr Set kurz nach neun beendeten, war man dann aber doch froh, erstmal wieder etwas Ruhe zu haben.



Nach kurzer Umbaupause begaben sich die Schweden CAPTAIN MURPHY auf die Bühne und konnten zumindest optisch ordentlich punkten. Scheinbar direkt aus den 70ern ins Jahr 2004 gebeamt - der Bassist geht locker als amtlicher Doppelgänger von Ron Wood durch - stammt auch ihre Musik aus dieser Zeit, eine Mischung aus LED ZEPPELIN, den WHO, Jimi Hendrix und AC/CD. War auch alles gut gespielt, und der Sound war inzwischen auch erträglich, aber die Band schaffte es trotzdem nicht, die inzwischen ungefähr zur Hälfte gefüllte Markthalle vollends zu überzeugen. Zu selten ging es richtig ab, und zu wenig eigenständig und abwechslungsreich waren die Songs. Alles nett anzuhören, mehr aber eben auch nicht. Was man CAPTAIN MURPHY lassen muss: Das Posen haben sie schon fantastisch drauf. Vor ihrem inneren Auge schienen die Musiker auf einer Festival-Bühne vor 20.000 Leuten zu stehen - das zeugt durchaus von Selbstbewusstsein. Fazit: Stageacting sehr gut - Musik befriedigend. Für eine Vorband ging das aber völlig OK.



Nachdem dann eine gute halbe Stunde die Bühne für den Hauptact tauglich gemacht worden war, enterten endlich die selbst ernannten Kings of Rock GLUECIFER ohne Intro oder sonstigen Schnickschnack die Bühne und gaben direkt Vollgas. Das Publikum lag ihnen vom ersten Ton an zu Füßen, vor der Bühne wurde gepogt und überall in der mittlerweile gut gefüllten Markthalle sah man Köpfe fliegen und wippen. Man konnte zwar deutlich sehen, dass die Zeit an den Norwegern nicht spurlos vorbeigegangen ist - Sänger Biff Malibu und Bassist Stu Manx tragen inzwischen kleine Plauzen vor sich her, und besonders Biff wirkte etwas müde und erschöpft. Doch das tat ihrer Show keinen Abbruch, denn sie gingen allesamt ab, was das Zeug hielt. Der Schwerpunkt des Sets lag erwartungsgemäß auf den letzten beiden Alben, aber zwischendurch kamen auch immer wieder ältere Stücke. Besonders Fans, die die letzten beiden Alben kritisiert haben, dürften hier eines Besseren belehrt worden sein. Songs wie "Take It" oder "Car Full Of Stash" von der "Automatic Thrill" und "Brutus" oder "Easy Living" von der "Basement Apes" sind nach vorne treibende Rock-Hammer, die live noch einiges an Dreck zulegen, der vielen auf den letzten Produktionen fehlte. Selbst das Midtempo-Stück "Here Come The Pigs", das auf Platte etwas lahm und uninspiriert klingt, groovt live brutal und drückt ohne Ende. Nach ca. 60 Minuten ist das reguläre Set jedoch schon beendet, worauf die Band aber noch einmal für drei Stücke auf die Bühne zurückkommt, eingeleitet vom brachial-rockigen Titeltrack der "Automatic Thrill"-Scheibe. Nach gut 70 Minuten ist dann aber endgültig Schluss - was eindeutig zu kurz war! Warum GLUECIFER nicht länger spielten, wurde nicht wirklich ersichtlich, denn Material hat die Band nach 10jährigem Bestehen, fünf vollen Alben und zahlreichen Singles und EPs ja zu Genüge. Aber das ist auch schon das einzige Negative, was man über dieses Konzert sagen kann, denn an diesem Abend boten die Norweger eine dreckige und druckvolle Rock ´n Roll-Show, ohne lange Ansagen, schnörkellos, kompakt und direkt, energiegeladen und schweißtreibend. Und nach dem Konzert ist man bereit, ihnen ihren selbst verliehenen Titel zu bestätigen: GLUECIFER sind die Könige des Rock!



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