Konzert:

Fuck The Commerce 2005 - Freitag

Konzert vom 06.05.2005Der Freitag begann wieder mit der morgendlichen Kotzorgie eines Ostfriesen. Nur das Wetter war diesmal schlechter als am Tag vorher. Wind kam auf und der Himmel hatte sich ordentlich zugezogen, so dass den ganzen Tag über Schauer auf die Meute niedergingen.



CENOTAPH aus der Türkei hatten dieses Jahr den Exotenbonus inne und durften den Freitag eröffnen. Eigentlich finde ich die Truppe auf Platte ganz gut, aber an diesem Mittag langweiligte ich mich beinahe zu Tode. Einfallsloser Death/ Grind, unterlegt von einer nicht vorhandenen Bühnenshow. Das war nix.



Würden FEARER es besser machen? Ähnlich wie ihre Vorgänger finde ich die Ostfriesen auf Platte sehr cool (ich hab zwar nur ihre letzte, aber immerhin) und war gespannt, wie sie sich live präsentieren würden. Und genau wie bei CENOTAPH sprang der Funke nicht so recht rüber, auch wenn sich FEARER alle Mühe gaben. Zum einen wirkte ihr grooviger Death Metal ziemlich altbacken, zum anderen war auch ihre Bühnenshow zurückhaltend und die Jungs wirkten ein wenig unsicher. Da kann man als unbekannte Band die Fans auf einem Festival nicht mitreißen, was FEARER schmerzlich erfahren mussten. Mehr als Höflichkeitsapplaus war heute nicht drin.



PLEURISY waren doch schon letztes Jahr da? Und da waren sie langweilig, also lieber noch vorm Zelt ein paar Bierchen trinken. Rechtzeitig zur heutigen Grindattacke in Form von ROMPEPROP war ich dann aber wieder vor der Bühne, was ich nicht bereuen sollte. Die Holländer kamen stilecht mit Krankenhauskleidung auf die Bühne, hatten ihr Kunstblut fein aufgetragen und ballerten hammergeilen Grind in die Menge. Grind der groovigen, knackig-kurzen Sorte wohlgemerkt, kein primitives Geballer. Vor der Bühne hatte sich ein großer Haufen getreuer Fans eingefunden, die sich im Stagediven und Crowdsurfen ohne Ende übten und sich auch freudig von einem Typen mit literweise Kunstblut einsauen ließen. Derweil grindeten ROMPEPROP sich durch ungefähr zwanzig Songs, die HAEMORRHAGE oder AGATHOCLES zur Ehre gereichen würden und live eine unheimliche Wirkung entfalteten. Das war ein sehr spassiger Auftritt und ROMPEPROP eine meiner Favoriten beim FTC 2005!



VIU DRAKH und DESECRATION fielen Nahrungsaufnahme und einem kurzen Mittagsschläfchen (sozusagen) zum Opfer, waren aber nicht auf meiner "muss-ich-sehen"-Liste. Dann doch lieber DISFEAR, die Crusties um ex-ATG Tompa. Kaum nach einer 16-Stunden-Fahrt aus dem Bus geklettert, präsentierten sich die Schweden in absoluter Spiellaune und gaben von Beginn an alles. Mittlerweile hatte es gut angefangen zu regnen, aber das störte weder den großen Moshpit vor der Bühne noch DISFEAR. Tompa liess es sich nicht nehmen, den Großtei des Sets auf der Absperrung (die aus Betonklötzen bestand) zu verbringen und den Fans einzuheizen. Egal ob DISFEAR Material der letzten Scheibe "Misantrophic Generation" oder alte Granaten spielten, die Band genau wie die Fans gingen ab wie verrückt und waren heiss auf schnellen harten Crust. Selbst ENTOMBED-Axtmann Uffe liess sich anstecken und war deutlich aktiver als später bei ENTOMBED. Viel zu schnell war da die Dreiviertelstunde um und DISFEAR verließen unter Zugabe-Rufen die Bühne. Das war Hammer, das war besser als WACO JESUS oder ROMPEPROP - das war der beste Gig bisher! Danke!



Nach so einer fulminanten Show würden es GOREROTTED schwer haben, noch einen draufzusetzen. Die Briten kamen mit sichtlicher Schlagseite auf die Bühne und sahen genauso wenig nach Death Metal aus wie ILLDISPOSED vor ein paar Jahren, eher wie englische Hooligans. Macht aber nix, solange die Musik stimmt. Durch den Weggang von Mr. Fluffy muss nun der Basser die wichtige zweite Stimme übernehmen, was ihm aber nicht so gut gelingt wie seinem Vorgänger. Überhaupt gelang GOREROTTED nicht viel. Das fing beim Drummer an, der deutliche Timingschwierigkeiten hatte und ging bis zum etatmäßigen Sänger, der sich ungewohnt eintönig durch den Set grunzte. Die Bühnenshow war ganz ok, aber musikalisch haben GOREROTTED mich an diesem Tag nicht überzeugt, auch weil deutlich wurde, dass die neuen Songs nicht die Genialität der "Mutilated In Minutes"-Tracks haben und live eine ganze Ecke schwächer sind.



Mindestens genauso besoffen waren VOMITORY, was dazu führte, dass sie den ganzen Set über kein Wort sagten. Das hinderte sie aber nicht daran, ihren Death Metal gnadenlos und absolut fehlerfrei in die begeisterte Menge zu feuern. Diese Typen waren Death Metal pur und das Publikum liebte sie dafür. Die Schweden haben bisher nie so recht den Durchbruch geschafft, was umso unverständlicher ist, wenn man ihre mittlerweile endgeilen Shows sieht oder sich mal "Primal Massacre" zu Gemüte führt. Das ist Death Metal wie wir ihn 2005 hören wollen. Grandiose Leistung eines besoffenen Haufens Schweden!



LIVIDITY waren dann im Anschluss die nächste Enttäuschung. Seltsam stocksteif standen die Amis, ballerten routiniert ihren Death/ Grind runter und konnten gar keine Akzente setzen. Warum die Combo den Co-Headliner machen durften, muss mir noch mal einer erklären.



Beim Posten des Headliners gab es aber keine Diskussion: eine Legende wie ENTOMBED hat auf einem solchen Festival nur einen möglichen Platz im Billing und der ist ganz oben. Ohne Alex Hellid angereist, wirkten die Schweden an diesem Abend erstaunlich müde und hüftlahm, fast schon ein wenig arrogant. Die Songs der alten legendären "Left Hand Path"-/ "Clandestine"-Phase mögen im ENTOMBED-Lager ja nicht mehr sehr geliebt werden, die aber mit nur einer Gitarre so lieblos runterzuleiern ist schon frech. ENTOMBED setzten den Fokus auf ihre neueren Songs, aber selbst die wirkten langweilig und zahnlos. Einer der schwächsten Auftritte, wenn nicht sogar der schwächste, den ich jemals von ENTOMBED gesehen habe. Eine Menge Lute sah das ähnlich und verließ nach wenigen Songs den Platz vor der Bühne, um sich am Feuer zu wärmen oder im Partyzelt Schutz vor dem mittlerweile eingesetzten Dauerregen zu finden.



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