Konzert:

Fuck Christmas Warm Up - Hamburg, MarX

Konzert vom 28.11.2003Glühwein, Kerzenschein, Oh Tannenbaum. Es mag auch Menschen geben, denen die alljährliche Portion Advent zuviel wird. Menschen die dann doch eher ein kühles Bier, Bühnenstrahler und harte Musik bevorzugen. Als Konkurrenz zum Adventssingen gibt es in Hamburg daher seit einigen Jahren eine feste Institution, die sich auf die Fahne geschrieben hat, dem Volk ein alternatives Programm zu bieten: FUCK CHRISTMAS! Ende November, wenn sich der Frust auf die traute Besinnlichkeit noch in Grenzen hält, fand im kleinen MarX das FUCK CHRISTMAS WARM UP statt. Mit satten sechs Bands ebenfalls nicht mager besetzt, durfte sich der Gewinner des Publikumspreises über einen Auftritt beim Hauptevent am 19.12. freuen... doch das stand nicht an erster Stelle. Es sollte Spaß machen, und das tat es auch, denn das Programm war gewagt vielseitig.



Die Reihenfolge der Bands am Abend wurde ausgelost, das harte Los des Openers fiel dann den kurzfristig für ALPHA I.D. eingesprungenen NAYLED zu. Und so undankbar diese Position am frühen Abend ohnehin ist, so gnadenlos wischte ihnen die Technik eins aus. Denn nach dem ersten Track verabschiedete sich der Bass und sein Spieler trollte sich enttäuscht von der Bühne. Ob es nun daran lag, dass die Musik nicht zünden wollte, weiß ich nicht. Ohne dieses Fundament wurde die Musik zwangsläufig recht dünn, die Performance ließ aber auch generell etwas die Souveränität missen. Ob es daran lag, dass die Heimatstadt Buxtehude eben nicht der Nabel der Welt ist, wie im Publikum gemunkelt wurde, würde ich aber bezweifeln. Die positiven Eindrücke von der Band im Vorfeld wurden zumindest an diesem Abend nicht so ganz bestätigt, aber es lief wie gesagt von außen auch gar nichts rund. Sad But True.



Was dann kam, war für die meisten Anwesenden der Schock schlechthin. Wer CAPUT nicht kannte, lernte sie schnell kennen. Ein komplett weißer Sänger in Strumpfhosen und geschminkten Gesicht, weißem Hemd und einer Papierkrone bestritt das Konzert jedenfalls komplett im Zuschauerraum. Ein Paradiesvogel, der wie besessen vor der Bühne herumturnte und so nach und nach die Reihen lichtete. Die Musik der Jungs ist brachial. Derbe Gitarren, aggressive Gitarren und erwähnter Sänger in weißem Aufzug der sich die Seele aus dem Leib brüllte. Umstehende behaupteten zwar, den einen oder anderen Song wiederzuerkennen, mir fiel eine Unterscheidung jedoch recht schwer. Als Gesamtkunstwerk betrachtet eindrucksvoll, musikalisch anstrengend und in jedem Fall gewöhnungsbedürftig.



Die letzte Zeit waren sie mit der Produktion ihrer neuen CD beschäftigt und zum ersten mal mit neuem Drummer unterwegs. LIQUID GOD zeigten vor mittlerweile recht zahlreichem Publikum wo der Hammer hängt. Drummer Hans hat sicher einen großen Anteil am insgesamt deutlich tighteren Sound er Jungs. Der zweistimmige Gesang mit Growls auf der einen und melodiös ruhigen Vocals auf der anderen Seite, hinterlässt bleibenden Eindruck. Für die mehr aufs Detail Achtenden, bieten sie technisch versierte und phasenweise progressive Musik zwischen Tool und Death Metal. Nach CAPUT wirkten die teils sehr vertrackten Songs beinahe eingängig, ihr roter Engel thronte im Hintergrund über dem ziemlich professionellen Auftritt. Das Publikum sollte dies am Ende auch entsprechend honorieren, LIQUID GOD werden nämlich am 19.12. als zweiundzwanzigste Band das FUCK CHRISTMAS rocken.



Weniger hart wurde es bei LIMBOGOTT nicht. Die Industrial Rocker legten in Punkto Performance nochmals eine Schippe drauf. Was die beiden Sänger der Band boten, glich einem Zirkus. Klassen härter als auf ihrer CD spielten die Beiden auf der Bühne ein sehr unterhaltsames Theater. Die Abwechslung der CD ist live nicht in dem Maße vorhanden, denn der ruhige Gesang fehlt bzw. geht zugunsten des durchgedreht freakigen Handels verloren. Die Gitarren hingegen haben mehr Raum und die ganze Schose rockt ordentlich. Stimmungstechnischer Overkill hätte aber das Destiny´s Child Cover "Survivor" werden können, wenn das Publikum nicht ganz so am Boden festgenagelt gewesen wäre.



Alles in Schutt und Asche legen war dagegen wohl das Kredo von MAD DOGGIN. Mit sehr fähigen Gitarristen legten sie feinen Hardcore/Crossover auf die Bretter. Von den im Vorfeld in sämtlichen Foren lautstark grölenden Fans war aber nicht viel zu sehen. Und so schrie sich ihr Sänger Ben vergeblich die Seele aus dem Leib. Und genau daran sollten sie noch arbeiten, denn der Gesang wirkt zumindest live zu eintönig und fällt gegen die guten Gitarren stark ab. Dass die Jungs Alarm machen können wird deutlich, die powervolle Bühnenpräsenz spricht eigentlich Bände. Warum die Fans hier nicht wirklich laut waren, verstehe wer will.



Die Stunden zogen ins Land, und BRAINFUCKERS FUN FOUNDATION fielen zumindest meiner schwindenden Auffassungsgabe zum Opfer... sorry dafür! So viele Stunden so gute Musik gab es in Hamburg definitiv lange nicht mehr, die Qualität aller Bands war unterm Schnitt definitiv über dem Durchschnitt. Und wenn man bedenkt dass am 19.12. fast viermal so viele Bands spielen, schlackern jetzt schon die Ohren!

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