Konzert:

Freak Valley Festival 2017

Konzert vom 15.06.2017

Das ist Freak Valley! Unser absoluter Festivaljahreshöhepunkt. Ein Festival von Freunden für Freunde und das merkt man auch.
Ich kenne kein Festival, das so liebevoll aufgezogen ist.

Mit
- Frühstückszelt
- Hängemattenzone
- überall Sofas
- Rollstuhlrampe in der Mitte der 2 Bühnen
- 2 langen, zur Hauptbühne ausgerichteten und an den Seiten offenen Bierzelten
- Shuttleservice zum Zeltplatz!
- Foodtrucks
- Kinderbetreuung
- Schaukeln!
- kostenlose, regelmässig gereinigte Wassertoiletten
- Kostenloses Trinkwasser
- Handyladestation

Sicherlich ist die Infrastruktur dafür auch perfekt: Es ist eigentlich eine Werkstatt für behinderte Erwachsene.


Nach 9 Stunden Anreise und einem 90 minütigem Campingstellplatzwimmelfindespiel stellten wir unsere Schlepphütte auf dem Hügel ab, der auf der anderen Seite des Freak Valleys gelegen ist.
Eine halbe Stunde die schöne Landschaft geniessen und dann konnte es mit 2 Wegbier dann auch gleich losgehen. Bergab ist die Hitze auch nicht sooo schlimm. 
Leider waren wir etwas vor'm Einlasszeitpunkt da und so standen wir in der prallen Sonne und begehrten Einlass.
Ich muss zugeben, mit Handschlag begrüßt zu werden freut mich immer sehr und Freunde unter Veranstaltern und Bands zu haben, macht so eine Veranstaltung noch schöner. Aber ich schweife ab ...

Eröffnet wurde das Fest von dem Kult-Sprecher Volker:

Liebe Froindöö, willkommen auf unserem Freak Valley Festival!
Dieses Jahr eröffnen THE BLACK WILLOWS [CH] aus der Schweiz!
Viel Spass!
Also eröffneten THE BLACK WILLOWS mit ihrem Shamanic Psych Rock das Fest mit leider noch zu wenigen Zuschauern, als sie verdient hätten.
So darf es musikalisch bitte weiter gehen!

Schnell noch ein Radler für 3,70€ (der Preis wurde gegenüber letztem Jahr um 20Cent erhöht, um mehr Security bezahlen zu können).
und dann betraten schon die Mädels von MAIDAVALE [SW] die Bühne. Eine reine Frauenband war für das FVF eine Premiere.
Ihr psychedelischer Heavy Blues holte mich auch gleich vom Hocker und meine von der Fahrt noch etwas geschundenen Beine fingen schüchtern an zu zappeln.

Pünktlich zu ORANGO [NO] fing es an zu schütten und drei Gewitter zogen über uns hinweg.
Viele blieben einfach vor der Bühne, immerhin hat man ja wohl im Siegerland immer eine Regenjacke dabei.
Ich rettete mich mit einer leckeren Dalisuppe in eine der Jurthen und harrte dort aus. So lernt man auch nette Menschen kennen, aber leider blieb dabei die Musik auf der Strecke.

Passend zum zweiten Gewitter spielten ARBOURETUM [US] ihren ecstatischen Doom. Wer diese Kombination etwas konträr findet, hat schon recht, aber es funktioniert ganz hervorragend!
Bei Gewitter drei spielten CONAN [UK] ihren doomigen Sludge Metal, ab da konnte ich dann die Kuschelzone wieder verlassen und noch ein Bier holen.

Mögen die Italiener Ferrari haben, die Amerikaner haben MASERATI [US]. Ihr Postrock heizte die nun etwas fröstelnde Postgewittermenschenmasse wieder auf.
Zeit für Currywurst Pommes Schranke! Für 5Euronen gab es eine köstliche Wurst vom Dorfmetzger mit frittierten Kartoffelstreifen, dazu noch eine Pilsette und 
als Absacker die ersten Töne von SLO BURN [US]. Deren Stonerrock hat uns dann noch bettschwerer gemacht, als wir sowieso überhaupt schon waren und wir nahmen den ersten Shuttlebus auf den Berg. Man ist ja auch ein Jahr älter als letztes Jahr, als wir noch jeden Abend hochgekraxelt sind.

Nach einem hervorragendem Erschöpfungsschlaf und einem reichhaltigen Frühstück gab es wieder den Menschenalmabtrieb zum Gelände.
Eröffnet wurde Tag 2 von GREEN ORBIT [DE] aus dem Siegerland, meinem persönlichen Headliner des Herzens.
Sie funkten uns passend zum 3. Kaffee eine digeredoo-psychedelic-rock show vor. Viel großartiger kann ein Tag nicht beginnen.

Von ELEPHANT TREEs [UK] mehrstimmigem Gesang war ich dermassen überfordert, dass ich mich in eine Hängematte zurückzog und erst zu LIMESTONE WHALE [DE] wieder aufstand.
Die Bajuwaren machten einen Heavy Psych, der gleichzeitig erfrischend und drückend daher kam. Eine sehr interessante Kombination.
Passend zum ersten Bier spielten THE GREAT MACHINE [IL] eine großartige Mischung von psychedelisch bis wildem Gedresche. Die Stimme fügte sich hervorragend in das Klanggebilde. Dazu hatten sie noch richtig Bock, die Bühne zu rocken. Ein weiteres Tageshighlight.

Gesehen haben wir nicht nur frühkindliche, sondern auch pränatale Musikerziehung. Welches Festival ist schon so entspannt, undrängelig und friedlich, dass mehrere hochschwangere Frauen sich hin trauen? FVF punktet also auch hier ...

GEEZER​ [US] beamten mich mit ihrem Cosmic Stoner Blues in andere Sphären. Diesen Auftritt habe ich komplett mit geschlossenen Augen auf einem Sofa genossen.

Punkigmetallisch wurde es nun mit DEATH ALLEY [NL], gefolgt von gehärtetem Bluesrock der Briten THE BREW [UK].

Mit GREENLEAF [SW] spielten nun sehr routinierte Bühnentiere, die gefühlt auf dem ganzen Areal kein Bein haben nicht mindestens wippen lassen. 

GOLDEN VOID [US] liessen es dann wieder psychedelisch angehen, die Musikmischung an Tag 2 hat mir sehr gefallen.

UFOMAMMUT [IT] spielten ihre Mischung aus psychedelischem Stoner und Doom Metal, die mich wiederum Richtung Bett schickte.
Dadurch verpasste ich PENTAGRAM [US], die ohne Sänger wohl nicht gut performten, wie mir auch von Volker zugetragen wurde.

Tag 3 begann mit SATIVA ROOT [AT]. Ich persönlich liebe ja hart tiefer gestellte Saiteninstrumente. Wenn das Ganze dann noch instrumental dargereicht wird, fängt das Herz an zu hüpfen und so schmeckte der echt leckere Apfelmuscrepe (3,50€) einfach nochmal so gut.

Währenddessen kam der Bürgermeister von Netphen vorbei und hat mit seiner blauen Krawatte wichtig gucken geübt. Er stützte fachmännisch sein Kinn in die Hand und versuchte mit der Musik etwas anfangen zu können. Bei mir hat das geklappt, bei ihm lassen wir das dann mal im Raum stehen ... 

VODUN [UK] mussten nach ihrem Gig leider sofort wieder los. Sie hätten gerne noch mit dem Publikum herumgehangen. Wirklich schade, es sei jedem gegönnt, auf dem FVF zu chillen. Das tat dem Auftritt allerdings nichts. Die beiden Powerfrauen an Schlagzeug und Gesang, begleitet von einem Gitarristen, weckten auch den letzten schlaftrunkenen Gast. Die Stimme erinnert doch sehr an Skunk Anansie ... 

SALEM'S POT [SW] waren richtig richtig richtig gut! Kein Wunder, wurden sie doch präsentiert von unseren Freunden von Rockblog Bluesspot. Warum der Sänger im Kleid aufgetreten ist, ist nicht überliefert, es stand ihm allerdings ausserordentlich gut.

Mein Sitznachbar warf ein: Das hier ist wie Wohnzimmer. Nur besser. Dem kann ich nur uneingeschränkt zustimmen.

Volker konnte KIKAGAKU MOYO [JP] flüssig und fehlerfrei aussprechen. Der muss viel geübt haben!
Die fünf Japaner waren sehr atmosphärisch unterwegs. Ein ganzes Festival hält den Atem an. Meinem Sitznachbarn entlockten sie schon mit dem zweiten Lied einen Freudenschrei und mir Ganzkörpergänsehaut. In Lied fünf war ein Glückskloss in mir entstanden, der einfach nicht platzen konnte. Wenn Du denkst, besser geht es nicht, kommt da einfach eine Band daher und reisst Dein gefestigtes Musikuniversum in Stücke. Vielen Dank, Rock Freaks!

Ganz anders dann die CHURCH OF THE COSMIC SKULL [UK], ihre gospelige Art war nahezu bombastisch und episch, aber nicht mein Fall.

"Entschuldigung! Ich habe da mal ein Formulierungsproblem!"
"Ich bin Sprachwissenschaftlerin, wie kann ich helfen?"
Intelligenz ist sexy und dort liefen fast nur sympathische Menschen herum, wie die nette Sprachwissenschaftlerin oder der äußerst nette Bierzapfer, der mir umgehend und kostenlos ein neues Bier gab, nachdem sich meins durch einen Unfall in die Wiese verflüchtigt hatte.

MAMMOTH MAMMOTH [AU] passten so gar nicht ins Lineup, aber wenn man schonmal auf Europatournee ist, kann man ja in Siegen auch mal vorbeischauen. Der Sänger rockte wie üblich die Bühne und sowohl Bühne als auch Publikum bekamen mehr als eine Bierdusche ab. Freiluftdosenexen gehört natürlich auch zum punkigen rock'n'roll Programm.

Volker kam auf die Bühne und verkündete:
"Die nächsten zwei Bands WAND und MOTHERSHIP müssen tauschen. Erst Auto kaputt, dann Auto wieder heile und jetzt stehen sie im Stau.
Und dann noch etwas: die drei Autos mit den Kennzeichen [...] stehen völlich falsch! Nämlich in der Feuerwehreinfahrt. Bitte wegfahren. Danke!
Jetzt auf unserem schönen Freak Valley Festival MOTHERSHIP aus den USA! Viel Spaß!"

MOTHERSHIP [US] holten uns mit ihrem Heavy Rock wieder etwas runter und bereiteten uns auf WAND [US] vor, die wieder sehr psychedelisch unterwegs waren. Vielleicht war der Stau ja eine Fügung des Gottes für Lineupreihenfolge, dem Musikgenuss tat es ganz gut.

Der Cosmic Triprock von FÖLLAKZOID [CL] schickte mich wiederum ermattet Richtung Koje, sodass ich als Fahrer KING GIZZARD & THE LIZARD WIZARD [AU] und EARTHLESS [US] nicht mehr mitbekommen habe.
Ich bin mit dem Taxi auf den Berg und die Leute, die ich eingesammelt hatte, spendierten mir auf dem Platz noch ein Absackbier.

Am nächsten Morgen fuhren wir dann um zehn los und wurden nach wenigen Minuten von der Polizei angehalten. Nach der amtlichen Fahrtauglichkeitsprüfung mittels pusten, ging es dann an die 9 Stunden Fahrt zurück nach Hamburg. 

 

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