Konzert:

Eisregen, Siebenbürgen, Hollenthon in Hamburg - Marx

Konzert vom 18.03.2002Uuuups: EISREGEN ziehen Fans wie verrückt. Selbst im verwöhnten Hamburg machten die Fans aus dem Fleischhaus Marx ein Treibhaus. Schon bei den beiden Vorbands ist Bierholen nicht angesagt: Das Motto an diesem Abend: Proppenvoll und Schweiß dabei!



HOLLENTHON-Gentleman Martin Schirenc und sein Gefolge rächten sich in eindrucksvoller Manier für das österreichische Debakel bei den Olympischen Winterspielen. Denn da verlor das Alpenland in der Medaillenwertung gegen Thüringen, Stolz und Heimat EISREGENs. Aber an diesem Abend sollte alles anders sein. Was der "Prinz-Charming mit Ösi-Slang" und seine Band zelebrierten, ließ einigen Anwesenden die Münder weit offen stehen. Sie zauberten eine düstere Atmosphäre, die an siberianische Gefangenenchöre erinnerte, verbanden das Ganze mit Death-Thrash-Metal und Folklore-Elementen der Marke CRUACHAN. Geiler Sound, tolle Songs ("Kingdom To Come"). Die Wiener hatten nicht Bronze verdient, sondern den Platz ganz oben auf dem "Stockerl".



Dann SIEBENBÜRGEN. Wie bei Olympia: Schweden höchstens Mittelmaß. Dabei mag ich die Scheiben der Jungs eigentlich ganz gerne. Aber nach HOLLENTHON kamen mir die angemalten Skandinavier vor wie Boekloev, Erfinder des V-Skisprung-Stils, im Vergleich zum heutigen Super-Star Sven Hannawald. Die Jungs boten anständigen Black Metal mit melodischen Parts, nie zu heftig, nie zu sanft. War halt ok, reichte für Silber.



Dann latschten die Thüringer samt ihrer "toten russischen Freundin" auf die von zwei thüringischen Fahnen geschmückte Bühne und vor selbiger gab´s kein Halten mehr. Etwa wie beim Publikum in Oberhof bei Biathlon. Während ein paar Menschen die Geige schief und die Songs langweilig fanden, rasteten die Fans komplett aus, brüllten die Texte von Anfang bis Ende mit, machten der Band und sich selbst einen schönen Abend. Mal ganz abgesehen von der Geschmacklosigkeit mancher Texte, aber die Reminiszenz EISREGENs für den an Krebs (!) verstorbenen CHUCK SCHULDINER (mit dem Death-Cover "Born Dead")??? Nee, nee, nee. Also: Geschmacklos wie immer, spielerisch allenfalls durchwachsen. Wer´s mag... Sie haben sich durch ihre Hits gebraten: "Leichenlager" fehlte natürlich ebensowenig wie "Farbenfinsternis", "Krebskolonie", "Scharlachrotes Kleid" und all die anderen Gassenhauer. Um es im olympischen Bild zu belassen. Die Punktrichter beim Eiskunstlaufen hätten Thüringen diesmal allenfalls den dritten Platz gelassen. Für das Publikum aber - und das zählt letztlich - waren sie die klaren Sieger.