Konzert:

Desertfest Berlin 2019

Konzert vom 03.05.2019

Was für unglaubliche drei Tage es doch waren auf dem achten Desertfest in Berlin. Es war das zweite Mal, dass es in der Arena Berlin direkt an der Spree ausgetragen und im vergleich zum letzten Jahr hat sich einiges getan. Im letzten Jahr noch ein komplett offener Innenraum mit zwei Bühnen, was oft auch zu Irritationen geführt hat wurde das Innenraumkonzept deutlich überarbeitet. Diese Jahr gab es einen extra abgehangenen Bühnenraum, während man davor sich mit allerlei vergnügen konnte, wie zum Beispiel Flipper oder Kicker spielen, Essen, oder die Stände durchschauen um zu evaluieren wie viel Geld man wirklich übrig hat und wie viel man davon kaufen kann (das ob steht hier einmal komplett außer Frage). Es wurde aber nicht die Raumaufteilung deutlich verbessert, sondern auch die wichtigen Sachen bei einem Musikfestival, nämlich Raumklang und das Licht der Bühne.
Um 16 Uhr fing dann mit The Devil and the almighty Blues an. Ende März erschien von den Norwegern noch das neue Album „Tre“ und dieses konnte die Band eindrucksvoll vortragen. Der ‚rohen‘ Blues-/Hardrock, den die Jungs vorgetragen haben war der perfekte Einstieg um richtig in Stimmung zu kommen für drei Tage Festival.
Damit auch wirklich alle wach werden, endlich in das innere der Arena finden und Musik zu hören bekommen, dafür sorgte Mondo Generator. Während das Intro noch ein wenig an Queens of the Stone Age erinnert -was aufgrund der Bandgeschichte nicht weiter verwunderlich ist- wechseltes es sehr schnell zum eigentlich Stil der US Band, welcher deutlich härter und punklasitger ist. Was ebenfalls auffällig war, ist die Tatsache das dies die erste Band war welche auf dem Festival eine Videoshow im Hintergrund lief. Diesem Trend folgten einige weitere Bands, welche entweder kein Banner dabei hatten oder gar nicht erst eins Besitzen.
Nachdem nun alle wach und auf dem Gelände waren, haben Monkey3 die Leute abgeholt und auf einen Stoner/Spacetrip mitgenommen der sich gelohnt hat. Das Pech scheint allerdings mit der Band zu sein, denn zuvor noch mit Samsara Blues Experiment unterwegs gewesen, die leider Verletzungsbedingt die weitere Tour absagen mussten, musste die Band selbst leider Ihren Auftritt beim Desertfest London absagen, da Eurowings nicht sonderlich pfleglich mit der Bandaustattung umging und so Schaden angerichtet hat, der in so kurzer Zeit nicht repariert werden konnte.
Nach nun drei Stunden im knapp Beleuchteten Innenraum der Arena, stand nun 24/7 Diva Heaven auf dem Boot. Die 2017 gegründete Berliner Band heizt dabei die Leute die es nach draußen geschafft haben mit ihrer Mischung aus Hard/Stoner Rock und Metal ordentlich ein und sorgte für deutlich mehr Leben auf dem Außengelände.
Als nun für kurze Zeit das Sonnenlicht erblickt worden ist, musste es wieder hinein gehen, denn Earthless spielte. Und was soll man zu den Drei noch groß sagen: Ihr Auftritt war fantastisch. Diesmal ohne Gesang aber dafür wie immer mit einer vollen Dröhnung Bass.
Witch konnte anscheinend nicht genug vom Desertfest bekommen (was vollends nachvollziehbar ist), denn sie waren bereits auf der Warum-Up Party dabei. War der Anfang beim „richtigen“ Festival noch etwas langsamer so wurde es innerhalb kürzester Zeit, sehr schnell. So wundert es nicht, dass die Massen, die die Halle inzwischen gut gefüllt haben, komplett in den magischen Bann gezogen worden ist.
Dann kam wohl der beste Gang zur Bühne, den das Desertfest wohl je gesehen hat. Die Massen noch von Witch begeistert vernahmen sie folgende Textzeilen (natürlich mit vorherigem instrumentellem Intro):
Generals gathered in their masses
Just like witches at black masses
Evil minds that plot destruction
Sorcerers of death's construction
In the fields the bodies burning
As the war machine keeps turning
Death and hatred to mankind
Poisoning their brainwashed minds
Oh lord yeah!
Und noch bevor die zweite Zeile überhaupt angefangen werden konnte, sang das Publikum bereits mit. Großartig. Großartig war dann auch der Auftritt von All Them Witches, mit den langen Riffs und den flüssigen Übergängen zwischen den Liedern glich die fast 1,5 Std lange Show fast einem einzigen langen Lied.
Dann kam Colour Haze. Und die Münchner, welche seit 25 Jahren im Geshcäft sind, waren so, wie sie halt sind. Soundcheck, Licht aus, 10 Sekunden warten, Licht wieder an: „Ja hallo ähm, wir sind Colour Haze“, so als wüssten die tausende von Menschen nicht, wer da grade auf der Bühne steht. Und wenn auch bereits 10 Studioalben veröffentlich worden sind, werden nach wie vor die Fans befragt, so wundert es auch nicht wenn dann so etwas kommt wie: Joa wir sind seit 2 Wochen wieder im Studio und haben da mal ausprobiert, wir wären froh wenn ihr uns dann sagen könntet, ob euch das gefällt. Wie kann man diese Jungs und deren absolut faszinierende Musik nicht mögen? Auf jeden Fall hab ich den Auftritt sehr genossen!

Als dann Samstag die Arena wieder betreten worden ist, konnten einige kleinere Verbesserungen ausfindig gemacht werden. So gab es z.B. mehr Beleuchtung an einigen Stellen die zuvor doch sehr duster waren. Dies sollte man den Veranstaltern auf jeden Fall hoch anrechnen, da sie das auch bereits im letzten Jahr so gehandhabt haben und nicht selbstverständlich ist!
Den musikalischen Anfang machten Lucidvox aus Moskau, die zum ersten mal in Deutschland überhaupt sind. Was ich persönlich immer interessant finde, wenn Bands nicht klassischerweise auf Englisch singen, sondern in diesem Falle auf Russisch. Vom Stil her spielen die Damen auf jeden Fall eine für mich interessante Mischung aus OM und Sonic Youth.
Sowohl Hällas, als auch The Shrine legten ganz ihrem Stil nach sehr gute Auftritte hin, sodass die Zuschauer auf jeden Fall begeistert waren. Wobei besonders The Shrine an diesem Tag eine willkommene Abwechslung waren, da sie mehr in die schnellere Rockschiene gegangen sind.
Um wieder etwas Ruhe und musikalische Entspannung hineinzubringen kam Naxatras grade recht. Besonders hervorzuheben ist hier, dass die Lieder und der Auftritt allgemein gut konzipiert worden sind, sodass die Lieder sehr gut aufeinander Aufbauen und die wiederkehrenden Riffs wie ein Mantra wirken.
Damit die Menschen vorbereitet werden für den Mainact des Abends dachte sich Greenleaf wohl, dass sie im Vergleich zu vorherigen Auftritten, als auch zu Naxatras, ihre Musik ein bisschen schnelles als gewohnt hinlegen, was sehr gut ankam.
Die Band mit der wohl weitesten Anreise kam mit Kiagaku Moyo aus Japan. Darum brachten sie auch gleich ihren eigenen Berichterstatter mit. Damit gehen die Grüße raus an meinen Kollegen, der extra für das Desertfest, sowie das Lake on Fire nach Europa gekommen ist.
Endlich, Endlich, Endlich kamen dann Fu Manchu, die Band, die älter ist als ich (nun gut, das ist jetzt auch nicht so sonderlich schwer) und seit jeher knallharten Stonerrock hinlegen, beginnen von Anfang an kraftvoll und das lässt während des gesamten Auftritts nicht nach. Man merkt ihnen aber auch an, dass sie richtig Lust hatten auf das Konzert und dieser Funke ist direkt auf das Publikum übergesprungen und so entwickelte sich eine Show, die viele noch in Erinnerung behalten dürften.

Auf dem Krach am Bach letztes Jahr waren sie noch die letzte Band für Freitag und haben dort die Leute noch einmal richtig mitgenommen, waren Swedisch Death Candy dieses Jahr die erste Band auf dem Sonntag. War ich Anfangs zugegebenermaßen etwas Skeptisch, ob dies die richtige Wahl gewesen ist, haben sie mich sehr schnell vom Gegenteil überzeugt, da die Band und ihre Auswahl an Songs auf diesen Slot perfekt abgestimmt haben. Meinen größten Respekt davor!
Als nächstes kam für mich Worshipper. Die US Jungs, welche 2 mal hintereinander „Metal Artist of the Year“ in Boston gewonnen haben, trotzdem dem Wind und dem wolkigen Wetter und beteten quasi die Sonne an herauszukommen. Dies gelang zwar mit dem Wetter weniger gut, aber dafür dürften sie neue Fans dazu gewonnen haben.
Fast schon wie aus dem Konzept gefallen, schlagen Black Tusk mit ihrem fast schon Metal ähnlichen Stil auf und wecken das Publikum aus ihrem Trance ähnlichen Zustand wieder ein wenig auf, denn allen wird so langsam bewusst, dass das Festival sich auch schon bald wieder dem Ende neigt.
Für mich die Entdeckung dieses Festivals ist Contraire zu dem Vorbericht nicht 24/7 Diva Heaven, sondern die auf dem Boot aufgetretenen  Blackwater Holynight. Aufgrund äußerer Umstände traten sie ca. eine Stunde früher auf als geplant. Dennoch haben sie sich ihren Spaß nicht nehmen lassen und man merkte, wie viel Freude und Spaß sie oben auf dem Boot hatten und vor einem wirklich gut gefülltem Außenbereich spielen zu können. Und das sie nicht einfach nur mal eben eine Band sind, sondern auch etwas drauf haben merkte man nicht nur an den Liedern, sondern auch daran, dass es kein Problem war die Instrumente zwischen den Bandmitgliedern auszutauschen und dennoch qualitativ einwandfrei zu spielen.
Auch wenn das neueste Album Gesang enthält, verzichteten Long Distance Calling dieses mal komplett darauf. Im Gegensatz zu anderen Bands spielten sie auch die besten Songs von den vorherigen Alben nicht etwa zum Schluss, sondern immer mal wieder mittendrin. Dennoch wirkte alles Stimmig und aufeinander aufbauend.
Dann brauchte ich nach fast drei Tagen Festival eine kurze Pause, auch als Vorbereitung auf die Band, die sonst eher scheu gegenüber Liveauftritten ist: OM.
Meines Erachtens ist OM genauso Live, wie man sie sich vorstellt. Man kann sich das so vorstellen, dass man wenn man seine Augen schließt in einem kosmischen Kloster ist und dort ein friedliches Leben im allumfassenden etwas lebt, begleitet eben mit der Musik von ihnen. Auf jeden Fall bin ich sehr froh sie einmal im Leben gesehen zu haben und es war ein absolut gelungener Abschluss des Desertfest Berlin.
Dann hieß es für mich nur noch: Bier austrinken, mich von japanischen Kollegen verabschieden und dann ab ins Bett. Bleibt nur noch zu sagen: Bis zum nächsten Jahr, wir dürfen gespannt sein!