Konzert:

DELAIN, ILLUMISHADE - Aschaffenburg, Colos-Saal

Konzert vom 01.02.2024

Nach dem Weggang von Charlotte Wessels wurde aus DELAIN fast ein Studioprojekt, doch zum besann sich Mastermind Martijn Westerholt eines Besseren und wagte mit Sängerin Diana Leah einen Neuanfang. Der Erfolg gibt DELAIN auf jeden Fall Recht, denn bis zum „Ausverkauft-Schild“ an der Tür des Colos-Saals fehlen höchstens eine Handvoll Fans und das ist für einen Donnerstag mehr als beachtlich.

ILLUMISHADE aus der Schweiz eröffnen den Abend mit ihrer sehr modernen Adaption symphonischen Metals. Mit Sängerin Fabienne Ernis anderer Band ELUVEITIE hat man musikalisch nichts gemein. Vielmehr gibt es Querverweise zu modernen Acts wie PERIPHERY oder SLEEP TOKEN und das Ganze vermischt mit opulenten Sounds, wie sie auch der Headliner pflegt. Fabienne begeistert nicht nur durch ihre starke Stimme, sondern auch mit ihrer positiv, mitreißenden Art. Auch wenn es das zweite Album „Another Side Of You“ noch nicht käuflich zu erwerben gibt, so besteht gut die Hälfte des Sets aus neuen Songs, welche aber eben so gut ankommen, wie die Tracks des 2020er Debüts „Eclyptic: Wake Of Shadows“. Egal ob heavy pumpend oder fragil nur mit Pianobegleitung: ILLUMISHADE sind ein super Opener und stimmen perfekt auf das ein, was da noch kommen soll.

DELAIN starten mit dem neuen „The Cold“ und viel Spielfreude in den Abend. Als dann mit „Suckerpunch“ gleich der erste Klassiker folgt, sind alle Hände oben und die gute Stimmung der Band überträgt sich sofort aufs Publikum. Neuzugang Diana Leah schlägt sich zwar beachtlich, kann ihrer übermächtigen Vorgängerin in Sachen Stimmgewalt aber noch nicht ganz das Wasser reichen. Besonders deutlich wird das in den Momenten, in denen mit Paolo Ribaldini ein echtes Vocalmonster auf der Bühne steht. Auch wenn der SKILTRON Sänger sich bemüht Diana immer im Fokus zu lassen, so stiehlt er ihr doch ein ums andere Mal unabsichtlich die Show. Dennoch macht ihre engagierte Performance einiges wieder wett und sie schafft es spielend den vollen Colos-Saal auf ihre Seite zu ziehen. Sehr kurzweilig sind auch Spielchen wie der humorige Instrumententausch vor „Sleepwalkers Dream“ als sich Ludovico Cioffi die Gitarre und Ronald Landa den Bass schnappt. Getreu dem Motto „Jeder Gitarrist kann ja wohl Bass spielen, aber kann ein Bassist auch Gitarre spielen?“ In diesem Fall scheint sich Ludovico an der Klapfe deutlich wohler zu fühlen als Ronald am Bass. Im weiteren Verlauf des Abends werden alle Alben bedacht, wobei dabei der Schwerpunkt eher auf den frühen, denn auf den letzten Alben vor Split liegen. Bemerkenswert ist auch die Anfangs schon genannte Spielfreude. Man nimmt der Band ab, dass sie richtig Bock haben und sie absolut froh und dankbar ob der guten Reaktionen sind. Das zieht sich auch bis ganz zum Schluss durch den Abend, denn als wir den Colos-Saal verlassen, stehen beide Bands noch im Nebenraum beim Merchstand und reden geduldig mit den Fans, stehen für Selfies und Autogramme zur Verfügung und das alles ohne VIP Ticket oder ähnliches Gedöns. Das darf man in der heutigen Zeit auch gerne mal lobend erwähnen. Zuvor verzichtet man auf das mittlerweile arg ausgelutschte Zugabenspiel und erwähnt nur schnell, dass man jetzt eigentlich von der Bühne gehen und dann nach 5 Minuten zurückkommen würde. Da man aber eine ziemlich faule Band sei, würde man darauf nun verzichten und sofort in den Zugabeblock gehen. Da niemand einen Einwand bringt, geht es auch sofort weiter und mit „We Are The Others“ wird vielstimmig das endgültige Finale eingeläutet. Macht alles in allem satte 90 min Nettospielzeit. DELAIN 2024 machen Laune und niemand wird sein Kommen heute Abend bereut haben. Auch nicht an einem Donnerstag.

Text:   Fabian Zeitlinger
Fotos: Michael Berghammer



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