Konzert:

Dark Troll Festival 2016

Konzert vom 05.05.2016

Viele herausragende Black- und Pagan Metal-Bands, strahlender Sonnenschein und absolute Festivalstimmung im Mai? Und das in einer unglaublichen urigen Atmosphäre? Klar, dass hier nur von dem DARK TROLL FESTIVAL die Rede sein kann.

Ganz klar zählt das DARK TROLL FESTIVAL, das auf der Burgruine „Schweinsburg“ in Bornstedt bei Eisleben stattfindet zu den schönsten Festivals Deutschlands. „Klein aber fein“ lautet hier das Motto. Ewige Warteschlangen braucht man auf dem DARK TROLL nicht zu fürchten. Es gibt ein paar ausgewählte Merchandise-Stände, mehrere Imbissbuden und sogar einen kleinen Mittelaltermarkt. Die Aussicht auf die weiten Felder der Südharz ist einfach grandios und das Festivalgelände mit seinen Mauern, Bänken und Bäumen sehr gemütlich. Zwar gibt es hier nur eine Bühne, doch bei einem Line-Up das das Herz eines jeden Pagan-/Black Metal-Fans höher schlagen lässt ist das wirklich kein Problem.

DONNERSTAG
Auch das DARK TROLL FESTIVAL wird größer: Dieses Jahr gab es nämlich erstmals zwei Campingplätze, da die Kapazitäten des Sportplatzes mit 1.200 Besuchern schon 2015 mehr als ausgelotet waren. Da wir unsere Camping-Tickets vorab bestellt hatten war uns ein Platz auf dem Sportplatz jedoch sicher – und der war um dreizehn Uhr schon ziemlich voll.
Eröffnet wurde das Festival – wie auch letztes Jahr – von WALDTRÄNE. Das Duo aus dem Harz bescherte den Festival-Besuchern einen ruhigen, folkig-akustischen Einstieg, der perfekt zur mittelalterlichen Atmosphäre des Festivals passt. Einen krassen Kontrast dazu lieferten STIRIAH als zweite Band des Tages mit straightem Black Metal, der allerdings ein bisschen eintönig war. Mit LUX DIVINA wendete sich schließlich das Blatt, die mir bis dato unbekannten Spanier wussten mit wunderbar atmosphärischem Pagan Black Metal voll zu überzeugen, der durch den ziemlich geilen Clean-Gesang von Sänger Norax eine ganz besondere Note erhielt. FIRTAN machten in etwa genau da weiter wo LUX DIVINA aufgehört haben, mit einem größeren Black Metal-Anteil und in (mehr oder weniger verständlicher) Landessprache. Die brandneue EP „Innerwelt“ wurde im Zuge des offiziellen EP-Releases natürlich komplett gespielt („Innerschatten“ und „Im Licht Meiner Sonne“). Dabei machten FIRTAN ihre Sache nicht nur sehr gut, sondern sorgten mit Gastauftritten für die eine oder andere Überraschung. So konnte man Oliver König von FINSTERFORST bei dem Song „Gezeiten“ am Mikro erleben und durfte sich ein wenig zwischen FIRTAN und den folgenden FINSTERFORST hin und her gerissen fühlen. FINSTERFORST meisterten ihre Headliner-Stellung perfekt, der Platz vor der Bühne war ordentlich gefüllt und die Stimmung super. Dabei konnten FINSTERFORST neben ihren üblichen Live-Songs „Zeit Für Hass“ „Mach Dich Frei“ und „Lauf Der Welt“ mit dem recht unüblichen „Ein Lichtschein“ zu Ende hin punkten.


FREITAG
Es ist sonnig und wahnsinnig heiß, viel zu heiß für Mai und viel zu hell für düsteren Schwarzmetall. Die thüringischen BLUTECK, die mit ihrem erst im Dezember veröffentlichen Album „Pest, Tod Und Teufel“ am Start sind haben ohne Frage ein schweres Los gezogen ihre Musik gut und authentisch rüber zu bringen. Nach dem Motto „Black Metal Ist Krieg“ trotzen die Thüringer der Sonne stilecht mit Corpsepaint in langen Kutten und mitgebrachtem Kerzenschein. Was interessant klingt war leider viel zu laut und ziemlich schlecht abgemischt. Als zweiter Act des Tages wagten sich KOSMOPYRIA ins Licht: Melodischer Black Metal mit deutschen Lyrics wird hier geboten. Dabei waren jede Menge Songs vom aktuellen Album („Kosmopyria“, „Nein“, „Die Spur Im Sand“ und „Unsterblich“) aber auch jede Menge Songs des „Rache Sitzt Tief“-Albums von OBSCURA RELIGIO („Blutantrag“, „Heilige Sünde“, „Gefallen“ und „Scherbenwelt“) womit Fans beider Bands voll auf ihre Kosten kamen. Im Anschluss daran lieferten WOLVES DEN eine ziemlich gute Show ab. Melodischer Pagan Black Metal aus Bayern wird geboten, wobei WOLVES DEN auf der Bühne noch viel düsterer als auf dem Album klingen. Die nicht unbekannten Bayern konnten das Publikum schnell für sich gewinnen und schafften mit viel Schwärze, Geschwindigkeit aber auch Melodie eine wunderbare Stimmung im Publikum. Mit THRUDVANGAR erhielt der Pagan Metal wieder Einzug, bevor es mit FEN düster und ausladend atmosphärisch wurde. Mit dabei hatten die Britten ihre brandneue „Stone And Sea“-Splitt und entpuppten sich für den ein oder anderen als ein unerwartetes Highlight. Den absoluten Gegenparten zu trüben Trostlosigkeit und tiefen Melancholie von FEN stellten wohl die allseits bekannten BLACK MESSIAH dar, nach denen die norwegischen HELHEIM mit finsterem Pagan / Black Metal wieder ein ganz anderes Publikum anlockten. Bei einem schienen sich jedoch alle einig: GRAVEWORM durfte man als Headline auf keinen Fall verpassen. So war es brechend voll als die Italiener die Bühne betraten, was nicht nur dem ausgesprochen langen Soundcheck zu verschulden war. Tatsächlich war der Sound an dem so lange herumgebastelt wurde allumfassend, aber auch sehr laut und die Vocals im Verhältnis dazu leider ein wenig zu leise. Das Publikum war trotz alledem und sich anbahnender Kälte in Bestform und nicht müde mit GRAVEWORM eine düstere Party der Extraklasse zu feiern.

 


SAMSTAG
Und die Sonne lässt nicht nach… Nach einer ordentlichen Grill-Session (was in diesem Jahr leider nicht mehr direkt neben dem eigenen Zelt erlaubt ist) geht es für uns um fünfzehn Uhr mit DALIN und Progressive Folk Metal im Schottenrock los. Zwei Dudelsack-Spieler hat längst nicht jede „Folk Band“ im Gepäck, und obwohl ich von Sackpfeifen eigentlich kein großer Fan bin treffen DVALIN doch ziemlich ins Schwarze: Nerviges Gedudel braucht man hier nicht zu fürchten, dafür unterlegen die Würzburger ihre Stücke gern mit mächtigem Schlagzeug und Bass und liefern eine sehr geile Mischung aus Mittelalter-Sound und Death Metal, was definitiv Wiedererkennungswert hat und einen bleibenden Eindruck hinterlässt. Ohne Mittelalter aber mit Death Metal geht es mit STRYDEGOR weiter. Das Publikum nimmt diese doch eher etwas DARK TROLL-untypischen Klänge doch recht dankbar auf und geht ordentlich ab. Für HIMINBJORG aus Frankreich, CNOC AN TURSA aus Schottland und KHORS aus der Ukraine sollte das DARK TROLL den ersten Auftritt in Deutschland darstellen. HIMINBBJORG wussten mit einer recht düsteren Mischung aus Pagan und Black Metal zu gefallen, während CNOC AN TURSA leider etwas enttäuscht haben. Denn leider wurden hier nur sehr wenige Lieder des Albums „The Giants Of Auld“ (2013) gepielt und die neuen, noch unveröffentlichten Songs klangen sehr anders als gewohnt. Hier übernahm nicht Alan Buchan den Gesang, sondern hauptsächlich Rene McDonald Hill. Das ist sehr schade, weil Herr Buchan die mit Abstand kräftigste Stimme innerhalb der Band hat (wie „The Lion Of Scotland“ beispielsweise bestens beweisen konnte). Wieso übernimmt jetzt McDonald Hill die Vocals? Man weiß es leider nicht. KHORS legten alles in allem einen sehr stimmigen Auftritt hin, auch wenn die Atmosphäre noch etwas dichter hätte sein können. Nach KHORS heißt es wieder „Kontraste setzen“ und OBSCURITY betreten die Bühne. Wie gewohnt liefern die Wikinger eine sehr gute Show ab und wissen das Publikum gut zu mobilisieren. Wer bei OBSCURITY noch nicht sämtliche Kraftresevern aufgebraucht hat kann bei MOONSORROW gut abgehen. Im Gepäck hatten die Finnen ihr neues Album „Jumalten Aika“, welches auch gut angenommen wurde. So leiteten MOONSORROW mit viel Epic, aber auch guten Headbangpassagen leider auch schon langsam den Ausklang des Festivals ein.

 


FAZIT:
+ Bandauswahl
+Atmosphäre
+Mittelaltermarkt
+ Köstrizer
+kostenfreie Toilettenbenutzung
+ Brötchenverkauf am Campingplatz und moderate Preise
- Sound am frühen Nachmittag oft sehr viel schlechter als am Abend
- Kein Car-Camping
- Kein Grillen am Camp

Als Black- und Pagan Festival steht das DRAK TROLL FESTIVAL jedenfalls ganz weit vorne und die weite Reise lohnt sich sehr. Wer die „großen“ Festivals zu überlaufen findet, wem dort zu wenig Black/ Pagan Metal läuft, wer auch kleinere Bands sehen und unterstützen möchte – der sollte sich den 25.05 – 27.05.2017 rot im Kalender markieren.

 

 



Mehr Infos:Moonsorrow
Graveworm
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Wolves Den
Khors