Konzert:

Annihilator, Archer Nation - Aschaffenburg, Colos-Saal

Konzert vom 27.11.2019

Nachdem TOXIK am Vortag schon ordentlich vorgelegt hatten, war es nun an der kanadischen Speed Metal Legende ANNIHILATOR da nachzuziehen.

Aber zuvor durften ARCHER NATION ran. Das kalifornische Trio war unter dem Namen ARCHER schon einmal mit ANNIHILATOR durch die Lande getingelt und offenbar verstand man sich so gut, dass es nun zu einer Neuauflage kam. ARCHER NATION machen es mir wirklich schwer. Auf der einen Seite ist auf der Bühne ein technisch versiertes und sehr engagiertes Trio zu Gange und auf der anderen Seite schaffen es ARCHER NATION mit ihrem „zwischen-allen-Stühlen-Stil“ kaum etwas Memorables abzuliefern. Das klingt gefällig, bleibt aber so überhaupt nicht hängen und wirkt wie Stückwerk. Ein bisschen MEGADETH hier, ein wenig ALICE IN CHAINS da. Mal klingt ZACK WYLDE durch, mal METALLICA. Wie man es dreht und wendet: Es ist kompetent dargebotener Metalsound, welcher mich aber nicht zu packen weiß und höhepunktsarm an mir vorüber plätschert.

Fairerweise muss man sagen, dass nicht gerade wenige der Anwesenden ARCHER NATION ziemlich zujubelten und mit dem Gehörten mehr als zufrieden waren.

 

 

Ich für meinen Teil war jedoch froh als ARCHER NATION den Platz für den heutigen Headliner räumten und ANNIHILATOR griffen mit „Betrayed“ auch sofort an. „Betrogen“ dürfte sich heute im mehr als gut gefülltem Colos-Saal niemand gefühlt haben, denn ANNIHILATOR gaben alles.

Woran erkennt man einen echten Hit? Nein, nicht an Verkaufszahlen. Daran, dass bereits beim rhythmischen Einzählen über die Bassdrum jeder in der Halle weiß, was als nächstes kommt und als ANNIHILATOR bereits an zweiter Position den König des Dschungels losließen, brachen endgültig alle Dämme und jeder brüllte „King of The Kill“ aus voller Kehle mit.

Natürlich waren alle Augen auf Mastermind Jeff Waters gerichtet, der auch mit 53 immer noch wie angestochen über die Bühne fegte und mit seiner Gitarre geradezu verwachsen scheint, aber auch seine jungen Mitmusiker haben kräftig an Ausstrahlung und Charisma gewonnen. Das sah vor einigen Jahren noch anders aus. ANNIHILATOR boten eine echte oldschool Show im besten Sinne des Wortes. Es wurde viel auf der Bühne rochiert, die Haare flogen und zwischen Jeff und seinem Gitarristen Aaron Homma wurde ein sehr unterhaltsamer Grimassenwettbewerb ausgefochten. Auch scheint das Soloprojekt ANNIHILATOR zumindest live wieder zu einer echten Band zusammenzuwachsen. Die Stimmung auf der Bühne war ausgezeichnet und spiegelte sich in vielen kleinen Witzchen und Neckereien der Musiker wider.

Dass, das alles musikalisch auf überirdischem Niveau standfand, versteht sich da schon fast von selbst.  ANNIHILATOR boten einen bunten Mix aus alt (u.A. „W.T.Y.D.“, „Burn Like A Buzzsaw Blade“, „Phantasmagoria“), mittelalt (u.A. „Ultra-Paranoia“, „Tricks & Traps“) und neu (u.A:„Twisted Lobotomy“ oder „One To Kill“). Mit „Psycho Ward“ gaben sie auch eine hörenswerte Midtempo-Nummer vom 2020 erscheinenden neuen Album zum Besten.

 

 

Darüberhinaus erzählte der sehr redselige Jeff Waters auch noch die eine oder andere Anekdote aus der Frühzeit ANNIHILATORS. Als z.B. der recht mürrische erste Sänger Randy Rampage auf die Frage welchen der drei Songs, die ihm Jeff am Vortag gab, er fürs Vorsingen vorbereitet habe, antwortete dieser: „The one I don’t like!“ (gemeint war „Alice In Hell“). Und mit eben diesem „Alice In Hell“ entließen ANNIHILATOR die glückliche und durchgeschwitzte Meute in die Aschaffenburger Nacht.

Wir sind auf jeden Fall wieder am Start, wenn ANNIHILATOR nächstes Jahr mit neuem Album und dem Jubiläum von „Never Neverland“ im Gepäck unsere Breitengrade erneut aufsuchen werden. Dann vielleicht mit einer kleinen Sensation im Gepäck.

Das Duell TOXIK vs. ANNIHILATOR endet übrigens mit einem klaren Unentschieden.



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