Konzert:

Amorphis, Solstafir - Köln, Carlswerk Victoria

Konzert vom 27.10.2023

AMORPHIS und SOLSTAFIR sind gemeinsam auf Tour und machen im Rheinland Halt! Das wollte ich mir keineswegs entgehen lassen!

SOLSTAFIR legen mit „Bláfjall“ los. Leider haben die Isländer mit Soundproblemen zu kämpfen: das betrifft insbesondere die Hörbarkeit der Gitarren. Die ansich wabernden tranceartigen Gitarrenklänge von Sänger Aðalbjörn Tryggvason, fallen zeitweise komplett weg. Bass und Drums sind umso präsenter. Die Band ist aber gut aufgelegt und Frontmann Tryggvason unternimmt einen Spaziergang durch die Halle, teils balancierend übers Absperrgitter, teilweise über die lange Theke des Carlswerk Victoria watend. SOLSTAFIRs progressiver Psychedelic Rock versetzt die Location in eine angenehm melancholische Atmosphäre. Die Bühne ist übersäht von zahlreichen Lichtkegeln. Mit „Akkeri“ und „Ör“ hören wir zwei Tracks des 2020er Albums „Endless Twilight of Codependent Love”. Aber natürlich sind die Bandkracher „Otta“, „Goddes of the Ages“ und „Fjara“ mit in der Setlist.

Nach kurzem Umbau sind AMORPHIS an der Reihe und starten mit „Northwards“ und „On the Dark Waters“ des neuen Albums „Halo“. Es folgen „Bad Blood” und “The Moon”. Heute merkt man beiden Bands an, so empfinde ich es zumindest, dass sie mächtig Bock auf die gerade startende Tour haben. Der Tourtross um SOLSTAFIR, AMORPHIS und Support LOST SOCIETY zieht über Griechenland durch Ost-Europa nach Finnland. Für kommendes Jahr planen AMORPHIS auch einige Festival-Auftritte in Süd-Amerika. Der Sound ist jetzt zum Headliner besser und auch die Gitarren von Esa Holopainen und Tomi Koivusaari kommen gut zur Geltung. AMORPHIS funktionieren wie eine gut geölte Maschine; alles läuft vortrefflich ineinander und Tomi Joutsen wechselt herrlich zwischen garstig gutturalem Gesang und sanft cleanen Vocals. Das „Thousand Lakes“-Intro läuft und kündigt Großes an: Es folgen sich „Into Hiding“ und „Black Winter Day“ vom grandiosen „Tales from the Thousand Lakes“-Album aus dem Jahr 1994. Für meinen Geschmack hätten die Finnen noch „Drowned Maid“ raushauen können, aber das ist ja kein Wunschkonzert. Insgesamt macht es Spaß, an einigen Momenten mit Tomi Koivusaari die alte AMORPHIS-Stimme zu hören. Das Stilmittel, des stetigen Sänger-Wechsels beim Live-Auftritt, kann ruhig ausgebaut werden. Vor allem beim alten Kram, macht es Sinn. Älter wird’s allerdings heute nicht mehr, „The Karelian Isthmus“ wird ausgespart. Das anschließende „Silver Bride“ von der „Skyforger“ (2009) ist aber auch nicht von schlechten Eltern. Un wat han de netten Finnen noch för dat Kölsche Publikum dobei? Weiter geht’s mit „Sky Is Mine” und “Wrong Direction”. Ein Ohrwurm nach dem anderen! Zu “Amongst Stars” erscheint Anneke van Giersbergens Stimme etwas leiser vom Band, das melodische Gitarrenspiel des Tracks ist herrlich eingängig. „Seven Roads Come Together“ vom aktuellen Longplayer erhält heute den Zuschlag, ich hätte zu „Death of a King“ auch nicht nein gesagt. „My Kantele“ überzeugt aber auf ganzer Linie und nach „House of Sleep“ verlassen die Jungs die Bühne. Zur Zugabe „The Bee“ darf Santeri Kallio sein Keyboard noch einmal richtig in Szene setzen. Ein gutes Konzert geht zu Ende, mit einem super Frontmann Tomi Joutsen am Mikro und einer Band, die auch noch nach 33 Jahren mit Intensität motiviert aufspielt.

Copyright/ Photo Credits (UrhG) : Erik Bosbach

 



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