Interview:

2017-05-22 While She Sleeps

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While She Sleeps bringen mit "You Are We" ihr drittes Album raus - zum ersten Mal ohne ein Label im Hintergrund. Um etwas mehr darüber zu erfahren, haben wir mit Aaran McKenzie, dem Bassisten der Band gesprochen.Interview

Euer neues Album „You Are We“ kommt ja demnächst raus, und ich würd euch zunächst fragen wollen, worin ihr die wichtigsten Unterschiede zu den vorherigen Veröffentlichungen seht.

Ich denke ehrlich gesagt nicht, dass es allzu viele Unterschiede gibt. Wir waren von Anfang an recht divers, wollten uns nie einem einzigen Genre zuordnen lassen und haben immer versucht, Grenzen zu überschreiten. Sei es in Bezug auf die melodischen oder die harten Parts. Besonders bei diesem Album haben wir es geschafft, diese Grenzen so weit wie möglich auszuloten. Jedes Mal wenn wir ein Album schreiben, packen wir alles von uns hinein. Deshalb stehen wir am Ende oft da und wissen nicht wirklich, wie wir das nächste Album angehen sollen, da wir all unsere Ideen und Fähigkeiten in die entsprechende Platte gesteckt haben. Aber bei diesem….ich weiß nicht, ich denke es ist authentischer, aber nicht furchtbar anders als die anderen Alben, denn letztlich wird alles, was wir schreiben nach While She Sleeps klingen. Wir gehen nie ins Studio und nehmen uns vor, dass die Songs einen ganz bestimmten Sound o. ä. haben sollen. Es kommt viel mehr organisch zustande – entwickelt sich natürlich.

 

 

Ich habe beim Hören eures Albums das Gefühl bekommen, dass ihr in gewisser Weise einen anderen Ansatz in Bezug auf das Songwriting verfolgt habt. Würdest du sagen, dass es stimmt? Bzw. habt ihr diesmal etwas anders gemacht?

Wir haben jetzt ein Schuppen, d. h. wir haben unseren eigenen Raum mit unserem eigenen Aufnahmestudio. Das ist in gewisser Weise eine Rückkehr zu früheren Zeiten, wie wir damals die Musik geschrieben haben. Damals hatten wir einen Ort, „The Barn“, der als kreativer Raum fungierte, den wir immer besuchen konnten während wir aufwuchsen. Wahrscheinlich gibt es viele Bands, denen sowas vor allem am Anfang fehlt: ein Ort zum Treffen und  Proben. Aber wir hatten das die ganze Zeit. Dort haben wir „The North Stands For Nothing“ aufgenommen und auch eine Menge von „This Is The Six“ geschrieben. Doch dann haben wir diesen Ort verloren. Und bei diesem Album hatten wir das Gefühl – wir wollten das wieder aufleben lassen. Das ist wohl der springende Punkt bei „Your Are We“, warum es so erfolgreich ist (oder zumindest das Album, das es ist – und wir finden, dass es unser bisher bestes Album geworden ist). Weil wir wieder einen Rückzugsort haben, an dem wir uns kreativ ausleben können, unsere Freiheit und Ruhe wiederfinden. Ja, das ist für mich der wichtigste Unterschied, obwohl es natürlich nur in Hin blick auf unser vorheriges Album „Brainwashed“ zutrifft, denn dies ist die Art und Weise, wie wir sonst immer geschrieben haben.

 

Gibt es vielleicht so etwas wie einen roten Faden, der die Songs auf „You Are We“ verbindet?

Ja, es gibt immer so etwas wie ein grundlegendes Thema. In den Texten von While She Sleeps geht es immer um kontroverse Themen, wir reden über den Zustand der Welt, Religion, Politik usw. Es ist immer unsere persönliche Sicht auf alles und wie wir dazu stehen. Ich wiederhole mich da, aber „Brainwashed“ war mehr ein politisches pissed-off-album, wir waren einfach sehr wütend auf die Welt. „You Are We“ spricht da prinzipiell über dieselben Dinge wie schon die anderen Alben zuvor, allerdings ist es mehr als eine Botschaft der Einheit zu verstehen. Wir reden von der Einheit der Menschen, die symbiotische Beziehung zwischen Mensch und Natur, dass du das eine nicht ohne das andere haben kannst. Als wir im letzten Jahr „You Are We“ geschrieben haben hatten wir grad das Referendum über den Brexit und dann kam auch noch Donald Trump an die Macht. Wir bekamen das Gefühl, dass alle führenden Politiker nur noch über Spaltung reden und versuchen, die Menschen zwischen den verschiedenen Kulturen aufzuteilen. Wir dachten dann, dass wir den Leuten die uns zuhören eine Plattform geben wollen. Da wir grad in einer Welt leben, in der all unsere Anführer über Segregation sprechen, wollten wir eine Botschaft der Einheit überbringen.

 

Warum habt ihr beschlossen, einen Song mit Oli Sykes aufzunehmen?

Also, wir hatten da ein paar persönliche Probleme. Ich will da nicht näher drauf eingehen, aber für viele Jahre wurde gewissermaßen ein Keil zwischen uns und Bring Me The Horizon getrieben. Doch darüber kamen wir hinweg. Wir waren alle bei Tom Searles Totenwache (der Gitarrist von Architects) und haben uns danach zum ersten Mal vernünftig zusammengesetzt. Und nach so einem Ereignis – wir mussten nicht mal mehr, worüber wir uns überhaupt gestritten haben – haben wir beschlossen, das alles hinter uns zu lassen und das Kriegsbeil zu begraben. Das Leben ist zu kurz für solche belanglosen Streitereien. Sobald wir dieses Gespräch hatten, haben sie uns angeboten, mit ihnen auf Tour zu gehen (letztes Jahr in Europa und dann im Februar in Australien). So haben wir Oli ein paar von unseren neuen Songs gezeigt und er war wirklich begeistert davon. Harte Musik begeistert ihn eigentlich nicht mehr so sehr, deshalb war dies das erste Mal seit Jahren, dass er so angeregt auf Musik aus diesem Genre reagiert hat. Dann hat er gefragt, ob er uns irgendwie helfen kann und wir haben ihm angeboten, dass er uns bei einem Song aushelfen kann, wir gewissermaßen zusammen daran arbeiten. Dann hat er die Lyrics geschrieben und wir haben den Song gemeinsam aufgenommen. Ja, das war sehr cool und ich bin froh, dass wir die ganzen Feindseligkeiten hinter uns lassen konnten.

 

 

Warum habt ihr euch entschieden, „You Are We“ selbst rauszubringen?

Wir waren einige Zeit bei Sony Music, fühlten uns aber ein wenig vernachlässigt und dachten, dass es für uns einfach nicht mehr funktioniert. Dann wurden wir von Sony Music fallen gelassen, worüber wir eigentlich recht glücklich waren. Ich meine, das ist schon eine komische Situation. Würde mein 14-jähriges Ich diese Situation sehen, wie wir begeistert davon sind, dass uns ein Major Label kündigt, würde es wahrscheinlich gar nichts verstehen. Aber es war cool. Daraufhin haben wir uns nach weiteren Labels umgeschaut, überlegten uns aber, ob wir wirklich wieder in solche Situationen kommen wollen. Außerdem haben wir inzwischen eine ausreichend gut etablierte Fangemeinde, sodass wir independent gehen konnten. Das war zudem das einzige, was uns in Hinblick auf die Aufnahme des neuen Albums begeistert hat. Nicht, dass wir nicht eh schon gespannt waren, aber die Idee, „You Are We“ selbst rauszubringen hat uns wirklich begeistert. Ich denke, dass man manchmal auch einfach ein gutes Gefühl für sowas haben kann und so war das auch die beste Entscheidung, die wir treffen konnten. Das ist auch der Grund, warum das Album „Your Are We“ heißt. Also auf einer Ebene bedeutet es natürlich, dass man die Menschheit in allem sehen kann. Aber auf der anderen Seite handelt der Titel auch davon, wie wir unsere Musik an die Fans bringen, dass wir gar nicht in der Lage wären eine Band zu sein oder das Album zu veröffentlichen, wenn wir nicht unsere Fans hätten und das unsere Fans unsere Musik so auch nicht hören könnten. Insofern geht es um diese symbiotische Beziehung – es würde nicht funktionieren, wenn nicht beide Seiten davon profitieren würden.

 

Und wie ist das Leben als Musiker in Vollzeit, der auch noch independent gegangen ist?

Man hat auf jeden Fall viel mehr zu tun. Das ist aber auch spannend, denn wenn du zu einem Label gehören würdest, wärst du gar nicht in der Lage all die coolen Sachen zu machen, wie z. B. die Ringe die wir aus den Gitarrensaiten machen ließen, mit denen das Album aufgenommen wurde. Es gibt da diesen Schmied gegenüber von meinem Hof und er hat uns die Ringe angefertigt. Natürlich bedeuten solche Sachen auch immer, dass man wesentlich mehr arbeiten muss, da sich das Label sonst um viele solcher Dinge kümmert. So geht aber alles, was mit dem Album zu tun hat direkt von uns an die Fans – all die Extras und Boni kommen buchstäblich direkt von uns und sind von uns gemacht. Somit ist es die ganze Arbeit letztlich wert.

 

Was sind eure Pläne für die Zukunft?

Einfach das normale System: das Album rauszubringen, dann direkt auf die Straße und versuchen, an so vielen Orten wie möglich aufzutreten. Das wird wohl die nächsten paar Jahre in Anspruch nehmen. Tja – und anschließend werden wir wohl wieder das nächste Album schreiben. Das ist es eigentlich: den Leuten unsere neuen Songs zeigen.

 

Alles, klar, vielen Dank für das Interview!

Danke auch dir, vielen Dank.