Interview:

2007-06-26 Todtgelichter

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Die TODTGELICHTER leuchten am 30. Juni im Hamburger MarX und stellen dort ihre neue CD "Schemen" vor. Als Support-Bands dabei sind MEMBARIS, MØRKRIKET sowie ASMODI. Los geht´s an der Tür um 19 Uhr, 8 Euro kostet das Vergnügen im Vorverkauf, 10 an der Abendkasse. Vorher aber hat METAL-INSIDE.de bei TODTGELICHTER mal nachgeforscht, was es so Neues gibt. Tentakel Parkinson, seines Zeichens Gründungsmitglied und Drummer stören wir gerade beim PS2- daddeln (Mortal Kombat - Armageddon).InterviewAlso, was gibt´s Neues? Wie sieht die Besetzung aus, was hat sich in letzter Zeit getan und wann geht eure Homepage wieder an den Start?



Wir haben seit letztem Jahr einen neuen Gitarristen. Felix hat sich aus privaten Gründen von uns getrennt; wenig später hatten wir Claudio am Start- Ein Glückstreffer, wie sich dann herausstellte; wir haben ihn auf Empfehlung eines Bekannten kennen gelernt und recht schnell festgestellt, dass es menschlich und musikalisch passte, und Claudio hatte das Glück, sich noch am Songwriting für "Schemen" einbringen zu dürfen. Da "Schemen" jetzt eigentlich jeden Tag erscheinen kann, bzw. wahrscheinlich schon erschienen ist, wenn dieses Interview veröffentlicht wird, sollte auch die neue Homepage bald online sein. Wir rechnen jetzt eigentlich jeden Tag damit.



"Schemen" kommt jetzt raus oder ist schon raus?? Beschreib doch mal die Entwicklung von euren ersten Gehversuchen bis hin zum aktuellen Output in musikalischer Hinsicht. Und gib uns ein paar Fakten?



Angefangen hat es recht abenteuerlich mit Frederic, unserem damaligen Basser Björn und mir; wir konnten kaum unsere Instrumente bedienen aber Ideen hatten wir schon massenweise. Björn stellte recht schnell fest, dass er keine Zeit aufbringen würde können, also hab ich den Bass übernommen und auf dem Demo auch zur Hälfte eingespielt. Mort haben wir aus seiner damaligen Band übernommen, wo ich auch eine Zeitlang getrommelt habe, und Nils stieß nach dem Demo dazu, um von nun an den Bass zu bedienen. Mit Felix haben wir dann nach dem Demo erst mal das Line-Up komplettiert und "Was Bleibt..." aufgenommen, Jörg von Folter Records hat unser Demo in die Hände bekommen und uns für das Album engagiert. Tja, und nach "Was Bleibt..." haben wir dann erst noch mit Felix neue Lieder komponiert, nach seinem Weggang nahm allerdings erst "Schemen" zusammen mit Claudio Form an. Wenn man das "Schemen" mit dem Demo und auch mit dem ersten Album vergleicht, liegen sowohl Sound- als auch Spiel- und Songwritertechnisch Welten zwischen den Outputs. Sicher hatten die ersten beiden Veröffentlichungen nicht so einen super Sound, wir hatten halt auch nicht die richtigen Möglichkeiten; klar waren auf dem Demo vereinzelt Spielfehler und im Nachhinein sehen wir selber, das unser Songwriting damals teilweise langwierige Lieder hervorgebracht hat; dennoch, diese Outputs sind teile unserer musikalischen Findung gewesen, keiner von uns bereut etwas und wir würden es wieder genauso machen. Außerdem ist ja unser Entwicklungsprozess mit "Schemen" noch nicht zuende. Was "Schemen" von den ersten beiden Outputs unterscheidet sind unsere Ambitionen- ein Freund hat vor kurzem gesagt, wir wären "reifer" und "erwachsener" geworden (musikalisch gesehen) und ich denke auch, dass wir mit diesem Album beweisen werden, dass wir ernst zu nehmen sind und keine Randerscheinung bleiben werden.



Worum geht´s bei den Lyrics, wie habt ihr euch hier entwickelt und was bedeutet eigentlich der Band-Name?



Die Lyrics sind eigentlich seit Gründung sehr auf die dunklen Seiten des Ichs bezogen, in Anlehnung an die Deutschen Romantiker wie Tieck, Hoffmann, Kleist- da sprüht es nur so von Wahnsinn, Selbstzweifel, innerer Zerrissenheit; aber auch Wut, Zorn, Hass... Alles Themen die sich auch bei uns wiederfinden, in jeglicher Variation. Auch unser Name wäre in dieser Zeit eher verstanden worden: "Gelichter" (ein Wort, welches später abfällig für Gesindel benutzt wurde) bedeutete damals so in etwas Sippe, vom gleichen Schlag; suggeriert eine Vertrautheit, Verbundenheit unter den so Bezeichneten, und so ist es bei uns in der Band auch. "Todt"- die alte Schreibweise für Tod, ein Thema, was uns alle in der Band auf irgendeine Weise fasziniert. Das bedeutet allerdings nicht, dass wir verklärt alten Zeiten nachheulen, o.g. Sujets werden denke ich mal nie etwas an Aktualität einbüßen; dafür wird dieses psychopathische Wesen Mensch schon sorgen. Unsere neuen Lyrics sind da auch thematisch fokussierter, soll heißen dass man bei den Texten zu "Schemen" mehr in die richtige Richtung zur Interpretation geleitet wird, man also eher erkennt, welche Thematik behandelt wird. Der Albumtitel ist ein weiterer Schlüssel zum Zugang zu den Texten, denn letztendlich geht es in ihnen allen um "Schemen" - sei es Gespenster von außerhalb, die einen bedrängen, sei es der unkontrollierbare eigene Thymos bis hin zum Resignieren vor dem, was man nicht richtig greifen oder erfassen kann.



Irgendwie gehört´s zu Texten und Inhalten: Manch einer kann es nicht mehr hören, manch einer meint, es müsste immer gefragt werden: Es gibt Probleme in der Black-Metal-Szene mit politischen Radikalen, vor allem NSBM ist immer wieder in den Medien. Wollt/könnt ihr an dieser Stelle Stellung beziehen, haltet ihr das für überflüssig oder soll ich kurzerhand auf die Verlautbarung auf eurer Homepage verweisen?



Ja, diese Probleme gibt es. Und Black Metal ist die falsche Plattform dafür; ich persönlich verstehe nicht, wie sich eine Musikrichtung wie BM mit gewissen Idealen - wie Unantastbarkeit und das Nicht-in-Frage-stellen der eigenen Individualität, freiem Denken, Nicht-Konformität - von einer Strömung unterwandern lässt, die in allen Belangen das Gegenteil bedeutet. Black Metal, so wird es jedenfalls immer wieder in Foren geschrieen, ist auf alles scheißen - also wenn ich das als Lebensmotto ansehe, wieso rege ich mich dann über den Neger in der U-Bahn auf? Wieso ist er mir nicht genauso egal wie der Rest der Menschheit? Wieso muss ich mir Gedanken über Gedanken über rassische Reinheit machen, wenn ich als böser Black-Metal-Misanthrop sowieso für den Untergang von alles und jedem bin...? Also wie gesagt, irgendetwas kann da nicht ganz zusammenpassen. Genauso in sich paradox wie Suicide-BM: jede konsequente SBM-Band dürfte nicht mehr als eine Probe haben, hehe... Nochmal deutlich: Fuck Off an jegliche politisch motivierte Strömungen im BM - und das gilt auch für Links mit ihren unter dem Mantel der Rechtschaffenheit ausgetragenen Hexenverbrennungen - tragt eure Grabenkämpfe woanders aus, ihr seid hier falsch.

(Das angesprochene Statement findet ihr übrigens hier - Anm- d. Verf.)



Wie seht ihr eure Chancen auf dem chronisch sehr belebten BM-Sektor? Welche Ziele habt ihr eigentlich mit der Band?



Puh, Chancen; danach darfst du mich nicht fragen, das entscheiden letztendlich die Hörer. Da wir aber ohne große Erwartungen angefangen haben ist letztendlich alles eine wahrgenommene Chance gewesen, die sich rasch ins Positive entwickelt hat. Auch haben wir ohne großartige Zielsetzung angefangen- wir wollten einfach Musik machen, eine CD aufnehmen und sehen, was passiert. Mittlerweile haben wir uns allerdings einen gewissen Status erarbeitet, wir haben einen Plattenvertrag und das zweite Album im Rücken, das im Vergleich zum Vorgängeralbum deutlich stärker ausgefallen ist- damit hat denke ich zu Anfang keiner gerechnet und wir am allerwenigsten. Die Zielsetzung kann also für uns nur sein: Uns selbst beweisen, das wir das mit dem dritten Album noch einmal toppen können und darauf werden wir jetzt hin arbeiten.



Apropos Black Metal: Was bedeutet das eigentlich und was bedeutet euch das persönlich? Oder reicht hier auch euer Statement gegen Politik im Metal?



Nein, das Statement hat mit unserer Definition von Black Metal (bis auf den letzten Absatz) wenig zu tun, das soll nur verdeutlichen- und zwar ausdrücklich- das Politik nichts, aber auch gar nichts im Metal zu suchen hat. Und schon gar nicht mit Black Metal. Black Metal ist - für uns - Ausdruck unserer inneren Dämonen und eine verdammt subjektive Sache, deswegen werde hier schon mal gar nicht damit anfangen, eine allgemeingültige Definition des BM abzulassen - wer das versucht, wird kläglich scheitern und sich vor allem vor Leuten, die Black Metal aufgrund der Individualität der verschiedenen Ausdrücke und Auffassung desselben anders wahrnehmen, lächerlich machen. Da braucht jetzt auch keiner auf die Ricola-Tour kommen von wegen "Wer hat´s erfunden"?; das Kind hat sich längst selbstständig gemacht und um "truen" BM zu machen muss man nicht die alten Pioniere kopieren; ist ja auch vollkommen lächerlich, die wollten damals ja auch was anderes machen als was es bereits gab. Black Metal muss von Innen kommen und gefühlt werden und jeder tut das anders. BM ist ein großer Haufen Rotz ins Gesicht von Normen und Konformität, und das gilt ganz besonders für die so genannte Szene-Polizei, die meint, die einzig wahre Formel für Black Metal zu kennen- die haben gar nichts verstanden.



Wie sieht es bei euch an der Live-Front aus? Glorreiche Gigs in der Vergangenheit? Worauf freut ihr euch besonders? vielleicht auf die Release-Party Ende der Woche?



Auf die ganz besonders und ungemein. Es gab in der Vergangenheit schon ein paar "glorreiche" Gigs; besonders hervorzuheben sind an dieser Stelle die zwei Tage, die wir mit SKYFORGER und SEAR BLISS die Bretter in Berlin und Schwerin teilen durften; das war menschlich sowie musikalisch eine einmalige und großartige Erfahrung. Auch die bierselige Fahrt mit AEBA nach Greifswald werden wir nicht vergessen, ebenso wenig wie unsere bisher größte Festivalerfahrung auf dem UTBS 2005 vor mehreren hundert Leuten, das ist halt schon ein anderer Schnack als ein Club-Gig. Generell ist es uns nicht nur wichtig, ein volles Haus zu haben, sondern das Drumherum und die Chemie mit den anderen Bands sollte auch stimmen, damit wir ein Konzert als gelungen bezeichnen. Leider werden wir dieses Jahr nicht so viel Gelegenheit haben uns Live zu präsentieren, da Frederic vom September an das restliche Jahr erst mal weg ist, um seinen Meister zu machen; ob wir da Gigs realisieren können ist fraglich. Abgesehen von Hamburg wird man uns noch am 13.07. auf dem Baltic-Metal-Massacre sehen und dann irgendwann auf dem Album-Release-Gig von AEBA, das sollte auch noch dieses Jahr stattfinden.



Ihr kommt aus Hamburg. Wie gefällt Euch die dortige "Szene", wie das Leben an sich?



Hamburg ist eine großartige Stadt, nicht zu groß und dennoch mit allen Bequemlichkeiten einer Metropole. Auch muss man nicht weit fahren um einige schöne Flecken der Natur zu genießen, wenn einem die Stadt auf den Senkel geht. Die "Szene" ist hier relativ überschaubar und familiär, größtenteils wird sich hier gegenseitig unterstützt bzw. zusammen gefeiert. Ich sag mal die namhaften Bands kennen sich eigentlich alle irgendwie und haben guten Kontakt, da kann man sich nicht beklagen.
Wir danken für das Interview und die Unterstützung, viel Erfolg an das Metal-Inside Team! Würde uns freuen einige von den Lesern hier am 30.06. in Hamburg im Marx auf unserem Release zu sehen!

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