Interview:

2008-03-18 The Black Halos

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Die BLACK HALOS sind wahrscheinlichst des Dreckigste, das Kanadas Punkrock-Szene zu bieten hat. Mit modernen Strömungen haben sie nichts am Hut, vielmehr versetzt einen ihr rotziger Glam-Punk direkt in das Jahr 1977 zurück. Anlässlich des neuen Albums und der anstehenden Europa-Tour baten wir Gitarrist Adam Becarve zum Gespräch.InterviewWie bist du zu den BLACK HALOS gestoßen?


Ich habe mich 1999 mit den BLACK HALOS angefreundet. Wir haben uns von Anfang an wie Brüder gefühlt. Nachdem der frühere Gitarrist Rich Jones die Band verlassen hatte, mussten sie mich allerdings dreimal fragen, bis ich im August 2004 eingestiegen bin. Wir sind sofort in Kanada zusammen mit ZEKE auf Tour gegangen, während ich für „Alive Without Control“ Songs geschrieben habe, das dann im Januar 2005 im Kasten war.


Was waren die Gründe für die vierjährige Pause zwischen „The Violent Years“ und „Alive Without Control“?


Die HALOS hatten große Probleme, jemanden mit so viel Talent wie Rich Jones zu ersetzen. Sie haben veschiedene Line-Ups ausprobiert, und schließlich hat der Drummer Rob Zgaljic ein letztes Mal bei mir angefragt, wobei er deutlich machte, dass, wenn ich nicht einsteigen würde, die Band am Ende wäre. Sie hatten entschieden, dass sie einen Bruder brauchten, damit die HALOS weiter ticken konnten, und nicht nur irgendeinen Musiker.


Wie waren die Aufnahmen für euer neues Album “We Are Not Alone”?


Ich hasse Studios. Ich bin von Natur aus ein Zigeuner, und ich muss reisen. Ich brauche Reize von außen. Jeden Tag mit denselben Menschen in denselben Raum zu gehen, ist für mich wie ein Gefängnis. Aber dank unseres Produzenten, Jack Endino, wird Studioarbeit zu 100 Prozent Inspiration für mich. Ich war mit Jack bei „Alive Without Control“ nahezu jede Minute im Studio, auch während des Mixes, während die anderen kamen und gingen.


Also sind Studioaufnahmen für euch mehr als ein notwendiges Übel?


Die Menschen sind so verschieden. Fünf Typen können von derselben Bühne runterkommen und fünf verschiedene Meinungen über das Konzert haben, das sie gerade zusammen gegeben haben. Mit Studio-Arbeit ist es dasselbe. Manche lieben sie, manche hassen sie, manche sind gleichgültig. Einige sind durch die Möglichkeiten inspiriert, andere fühlen, dass da zu viele Köche gibt, die an zu vielen Knöpfen in einer viel zu überfüllten Küche drehen. Ich liebe es, Gitarre zu spielen, und ich habe so viel Spaß im Proberaum wie ich auf der Bühne for Tausenden von Menschen habe. Mit dem Studio ist es dasselbe. Am glücklichsten bin ich dort, wenn ich wirklich spiele.


Wie ist es überhaupt, mit einem Produzenten wie Jack Endino zusammenzuarbeiten, der auch schon Bands wie SOUNDGARDEN, NIRVANA und KYUSS produziert hat?


Jack Endino ist der sechste HALO. Er hat alle vier BLACK HALOS-Alben produziert. Ich glaube, ohne ihn wäre keines davon ein BLACK HALOS-Album. Er versteht, was wir wollen. Er kämpft, um aus den BLACK HALOS mehr zu machen als sie sind und sein können, während er gleichzeitig respektiert, was wir machen.



Waren schon alle Songs fertig, als ihr ins Studio gegangen seid?


Ja, ich hatte schon alles ausgearbeitet, bevor wir mit den Aufnahmen begannen.„Alive Without Control“ war ein raues und rohes “Go for it”-Album. Ich glaube, der Titeltrack und das Tom Petty-Cover waren noch gar nicht fertig, bis wir sie aufgenommen haben. Bei „We Are Not Alone“ wusste ich ganz genau, was ich machen wollte. Ich wollte schöne, prägnante, melodische Gitarren-Parts und –Solos, so dass ich sie einfach schnell und direkt rausknallen konnte.


Gibt es bei euch einen Haupt-Songwriter, oder erarbeitet ihr die Songs zusammen?


Für „We Are Not Alone“ habe ich acht Songs geschrieben und die anderen vier arrangiert. Als Jay Millette die Band verließ, haben wir ursprünglich vereinbart, dass sein Ersatz jemand sein sollte, der mit Billy in Vancouver Songs schreiben könnte, aber Zeit und Umstände haben das nicht erlaubt. Letzten Endes war ich gezwungen, meine arrangierten Songs per E-Mail nach Vancouver zu senden, wo sie unser Bassist Denyss McKnight mit der Band ausgearbeitet hat. Denyss war für einen Großteil der harten Arbeit an diesem Album verantwortlich. Im Gegenzug schickte er mir Demos seiner Songs, die er mit der Band aufgenommen hat, „Migraine“, „Download“, „Dreamboat“ und „Love And War“. Billy schrieb dann Texte zu denjenigen Songs, die ihn inspiriert haben, und zuletzt hat Johnny noch einige einfließen lassen.


Wie kam es zur Zusammenarbeit mit People Like You?


Ich habe Andre und Tobbe kennengelernt, als wir mit AMERICAN HEARTBREAK auf Europa-Tour waren. Die beiden sind großartige Menschen und echte Rock n’ Roll-Liebhaber. Daher stammt unser Kontakt zu People Like You.


Warum hat die europäische Version eures Albums ein anderes Cover?


People Like You glaubten, dass es wichtig sei, dass sich die europäischen Fans mit der Band identifizieren können, daher erscheint das Band-Foto auf dem Front-Cover.


Letztes Jahr wart ihr sechs Wochen lang in Nordamerika mit SOCIAL DISTORTION auf Tour. Wie war das?


SOCIAL DISTORTION waren unglaublich freundlich zu uns. Mike Ness schien einen wahren Glanz auf uns zu werfen, wenn er uns beim Soundcheck oder von der Seite der Bühne aus zusah. Die gesamte Crew und sämtliche Bandmitglieder hätten nicht hilfsbereiter sein und uns nicht mehr unterstützen können. Trotz dem, was alle zu denken scheinen, ist Mike Ness weitaus mehr als nur Grease und Rockabilly. Was ich herausgefunden habe, ist, dass das, was er am meisten an Menschen bewundert, eine wahre Leidenschaft für Rock n’ Roll ist. Er war sogar bescheiden genug, um mich zu bitten, ihm ein paar CLASH-Riffs zu zeigen, die ich beim Soundcheck gespielt hatte.


Ihr seid grade auf Tour in Nordamerika und Kanada, und im Frühling werdet ihr dann auch nach Europa kommen. Wo gibt es das beste Publikum?


Mit Sicherheit in Europa. Das europäische Publikum kommt hungrig zu den Shows, und zwar aus eigenem Antrieb. Das amerikanische Publikum kommt normalerweise nur, wenn ihm die Idee verkauft wird, dass es cool ist, die Band zu mögen. Kanada ist auch großartig, aber es ist schwierig, die Leute davon abzuhalten, Hockey zu gucken, wenn gerade Saison ist...


Wie sieht die Musikszene in Kanada aus?


Mit den BLACK HALOS toure ich seit 2004 durch Kanada. Zu dieser Zeit fand ich dort alles besser und habe mich besser unterstützt gefühlt als in den Staaten. Aber mit den Jahren wurde die kanadische Szene immer mehr wie die amerikanische, speziell die Musikindustrie.


Danko Jones schimpft ja gerne und viel über die kanadische Musikindustrie. Stimmst du ihm zu?


Kanadische Künstler erhalten Beihilfen, um touren und schöpferisch arbeiten zu können, der Staat bietet Bands also finanzielle Unterstützung. Natürlich geht solches Geld mittlerweile nur noch an große Acts, wie BARENAKED LADIES und Bryan Adams etc. Aber Danko Jones sollte mal versuchen, in der amerikanischen Musik-Szene Fuß zu fassen. Ich bezweifle, dass er überhaupt exisitieren würde.


Wie bekommt man eigentlich eine so dreckig Stimme wie Billy?


Sprich laut, unaufhörlich, 110 Prozent, 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche, 13 Monate im Jahr. Bill hält sich für den David Lee Roth des Punkrock...

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