Interview:

2012-04-30 Swallow The Sun

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SWALLOW THE SUN haben sich zu einer festen Größe in der Metal-Szene gemausert, die Band um Juha Raivio hat mit ihrem jüngsten Album „Emerald Forest And The Blackbird“ ihr mittlerweiles sechstes Werk veröffentlicht. Grund genug, dem Herren mal auf den Zahn zu fühlen und sich von ihm die Entstehungsgeschichte des Albums, die Arbeitsweise der Band und seine Gedanken zur anstehenden Tour mitteilen zu lassen. Interview Euer neues Album „Emerald Forest And The Blackbird“ ist vor kurzem veröffentlicht worden – wie ist das Feebdack dazu bislang?



Es ist unglaublich gut. Das Album ist ja unser sechstes und noch immer lieben die Fans und die Presse es, ich kann also nicht glücklicher sein. Was uns wirklich glücklich macht, ist unser starken Backkatalog – ich hoffe wirklich, dass die Leute über „Emerald Forest And The Blackbird“ auch unsere ersten beiden Alben hören wollen, die ja bei einem kleineren Label [Firebox Records – lh] erschienen sind. Viele Leute halten „Hope“ oder „New Moon“ immer noch für unser erstes Album.



Bist du denn vor einem Release noch aufgeregt? Es könnte sich ja bei sechs Alben schon etwas Routine eingeschlichen haben.



Ich war noch nie aufgeregt und werde es nie sein, da ich hinter jeder Note und jedem Wort eines Albums stehe. So lange ich zufrieden mit der Musik bin, zählt ja nichts anderes. Ich denke, dass es für eine Band schlecht ist, auf die Meinung anderer Leute zu hören, wenn es um ihre Musik geht. Man muss seinem Herzen vertrauen bei der Musik, die man schreibt – und wenn man die einzige Person ist, die die Musik mag, dann ist das genug. Ich würde lieber für meine Musik gehasst werden als mich selbst für die Musik, die ich zum Gefallen anderer Leute mache, zu hassen.



Wie lange habt ihr an den Songs für „Emerald Forest And The Blackbird“ gearbeitet? Fällt es euch mittlerweile leichter, einen SWALLOW THE SUN-Song zu schreiben?




Die letzten drei Alben haben sich sehr leicht geschrieben. Nachdem wir von der „New Moon“-Tour zurück waren, die 150 Shows in 27 Länder hatte, hatte ich gedacht, dass es lange dauern würde, bevor das neue Album geschrieben werden würde, aber tatsächlich habe ich nach einem Monat angefangen, an „Emerald Forest And The Blackbird“ zu arbeiten. Es hat dann auch nur einige Monate gedauert.



Dann bist du auch derjenige, der die meisten Songs schreibt?



Ja. Ich habe bisher gut 90% der Musik und der Texte geschrieben. Wir proben mittlerweile nur noch vor Studioterminen oder bevor wir auf Tour gehen. Ich schreibe die Musik zuhause mit einer kleinen Vierspurmaschine, um es danach mit unserem zweiten Gitarristen bei ihm in dessen Homestudio aufzunehmen. Danach bekommen die anderen Jungs die Songs zum Proben und wir gehen ins Studio. Für das letzte Album haben wir drei Tage geprobt, bevor wir ins Studio sind, weswegen ich ziemlich nervös war. Die Aufnahmen würden uns viel abverlangen, dachte ich, aber am Ende lief es großartig und wir hatten die Songs in diesen drei Tagen fertig.



Wie ist denn der Titel des Albums mit den Lyrics verbunden?



Ich habe die Idee von einem alten finnischen Kinderlied genommen, „Sininen Uni”. Es ist ein wunderschöner Song, dessen Text mich für die Story und die ganze Atmosphäre des neuen Albums inspiriert hat. „ Emerald Forest And The Blackbird” handelt von einem Vater, der seinem sterbenden Kind eine Geschichte vorliest, um dem Kind damit zu sagen, wo es hingehen wird. Es ist eine etwas bedrückende und traurige Geschichte, aber gleichzeitig auch sehr schön – ganz wie unsere Musik.



Gibt es in den Texten ein übergeordnetes Thema?



Das ganze Album behandelt den Versuch, sich selbst zu vergessen. Es ist ein Limbo zwischen Abend- und Morgendämmerung, in dem Moment, wenn die Welt kurz vor dem Sonnenaufgang stillzustehen scheint. In diesem Moment ist es nicht einfach zu wissen, ob man zurück in die Nacht kehren oder den neuen Morgen begrüßen soll.



Wie wichtig sind die Texte für dich?



Die Musik ist immer an erster Stelle, aber die Texte sind auch sehr wichtig, da sie die Atmosphäre eines Albums vertiefen können. Allerdings muss jedes Wort mit der Musik verbunden sein. Für mich das Schreiben von Musik und Texten sehr reinigend und ich könnte nicht ohne es leben.



Wo siehst du denn Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen „New Moon“ und „Emerald Forest And The Blackbird“?



„New Moon“ ist ein sehr viel kälteres und schwärzeres Album, sowohl musikalisch als auch textlich. Ich denke, dass „Ghost Of Loss“ da noch etwas heftiger ist, aber „New Moon“ kommt ihm bei Dunkelheit und Verzweiflung sehr nahe. „Emerald Forest And The Blackbird“ ist milder und hat etwas mehr Licht, es macht einen Schritt hin, unsere Musik schöner und gleichzeitig dunkler zu machen. Es ist eine niemals endende Reise.



Das Album ist ja auch in verschiedenen Vinylfarben erschienen, von denen eine nur Finnland zu haben war – wessen Idee war das?



Das wundervolle finnische Label Svart kontaktierte uns deswegen und wollte das Album auf Vinyl rausbringen. Sie haben das auch mit „New Moon“ gemacht und beide Alben sehen fantastisch aus. Ich beinahe 40 Jahre alt, von daher bin ich ein großer Vinylfan und denke immer noch, dass es der beste Weg ist, um Musik zu hören. Ein Vinyl ist wie ein Gemälde, es ist ein Kunstwerk. Ich bin sehr glücklich, dass Vinyl ein Comeback erlebt und die Leute es tatsächlich wieder kaufen und nutzen. Wer will denn schon ein mp3 besitzen, was doch nur eine langweilige Kombination von Zahlen und Buchstaben auf einem Monitor ist?



Dann sammelst du also selbst auch Vinyls?



Ja, wenn auch nicht mehr so sehr wie in meiner Jugend. Ich versuche immer, Originalpressungen zu haben und bin da wirklich stolz auf meine Scheiben von RUSH, MARILLION, IRON MAIDEN und TYPE O NEGATIVE.



Ihr werdet ja im Mai mit PARADISE LOST touren – was erwartest du von der Tour?



Es ist für uns immer schwierig, passende Bands für eine Tour zu finden, da unsere Musik für die Standard-Metal-Fans zu langsam ist; die wollen es ja immer schnell, mit vielen Solis und hohem Gesang. Wenn wir also mit Bands wie PARADISE LOST oder KATATONIA touren, ist das Publikum bereits in der richtigen Stimmung. Ich bin sehr aufgeregt, was die kommende Tour angeht, wir werden ein sehr starkes Package sein und die Nächte mit emotionaler Musik zelebrieren. It will be shows of real doom and gloom.



Bist du ein Fan von PARADISE LOST? Eher ihrer frühen Werke oder ihrer neueren Alben?



Ich bin in großer Fan von ihnen und mag tatsächlich mehr die neueren Sachen. Sogar das „Host“-Album gefällt mir, das viele Leute ja hart zu schlucken fanden. Ich kann es kaum erwarten, das neue Album zu hören.



Werdet ihr auch als Headliner touren?



Wir haben für den Rest des Jahres einige starke Touren als Support geplant, in Europa wie in Nordamerika, von daher kann es sein, dass wir unsere Headliner-Tour erst 2013 spielen.



Gehst du noch as Fan zu Shows? Kannst du dir das noch geben oder bist du da immer zu sehr Musiker und Profi?



Ich gehe kaum noch zu Konzerten – ich bin so viel auf Tour und sehe so viele großartige Bands, dass es für mich genug ist. Wenn ich mal so zu einem Konzert gehe, dann von einer der alten Bands, die ich liebe.



Weise Worte zum Abschluss?



No wise words from here, because I’m from Finland!!






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