Interview:

2007-02-03 Rose Tattoo

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Nach dem Tod ihres legendären Slide-Gitarristen Pete Wells hing bei den australischen Rock´n´Rollern ROSE TATTOO die Flagge auf Halbmast. Auch wenn der Tod seines langjährigen Freundes Sänger und Szene-Ikone Angry Anderson sehr mitgenommen hat, möchte er, auch im Interesse seines ehemaligen Weggefährten, die Band noch nicht an den Nagel hängen...InterviewEuer letztes Studioalbum liegt nun mittlerweile an die vier Jahre zurück?



Oh, ist das schon so lange her? Hilfe!



Was ist denn in dieser Zeit alles passiert, außer natürlich dem tragischen Tod Eures Silde-Gitarristen Pete Wells?



Gleich nach dem Erscheinen unseren letzen Albums "Pain" fand Pete heraus, dass er an Krebs erkrankt war. Er bekämpfte die Krankheit dann für drei Jahre. Was mich am meisten daran bedrückt, ist, dass wir uns für das neue Album zusammensetzen und wieder zurück zum Blues kehren wollten. Wir warteten auf ihn, bis er es schafft, seine Krankheit zu überwinden. Aber leider ist das nicht passiert. Sechs Monate, bevor er starb, sagte ich zu ihm: "Wir warten auf Dich, bis Du wieder auf dem Damm bist, damit Du auf dem Album spielen kannst!". Es sollte nicht so kommen, aber er wollte, dass wir das Album auf jeden Fall fertig machen.



Standet Ihr vor der Wahl, die Band durch den Verlust von Pete auflösen zu müssen?



Es war schon sehr schwierig! Ungefähr ein Jahr, bevor er starb, dachte ich, dass ich nicht ohne ihn werde weitermachen können, falls er den Krebs nicht überlebt. Als es ihm dann aber immer schlechter ging, sprachen wir darüber, und er wollte, dass die Band weitermacht. Er sagte zu mir: "Angry, wenn Du weitermachen willst, dann mach das auch!". Ich meinte zu ihm, dass ich nicht weiß, wie ich mich fühlen werde, wenn er nicht mehr da ist und noch nicht weiß, ob es weitergeht. Ganz kurz vor seinem Tod dachte ich aber, dass es gut sei, nicht aufzuhören und ihn zu ehren, indem die Band weiter existiert.



Du meinst also, er hat gewollt, dass ROSE TATTOO weitermachen?!



Er hat mich nie danach gefragt und immer gemeint, dass es meine Wahl sei. In seinem Herzen wollte er aber, dass die Band nach seinem Tod weitermacht, davon bin ich überzeugt.



Inzwischen habt Ihr ja mit Dai Pritchard einen neuen Slide-Gitarristen gefunden. Ist er denn ein festes Mitglied von ROSE TATTOO, und hatte Pete ihn noch kennen gelernt?



Oh, ja! Dai ist bereits seit vielen Jahren ein Freund von uns. Als Pete zu krank wurde, um noch mit uns spielen zu können, probierten wir ein paar verschiedene Gitarristen aus, aber am Ende war Dai derjenige, den Pete wollte. Es war bei Pete schon einige Zeit vor seinem Tod absehbar, dass er früher oder später sterben würde, und Dai war der Mann, der als Nachfolger am Natürlichsten schien. Er ist ein sehr starker Spieler und beherrscht seine Sache sehr, sehr gut. Er wollte immer Slide-Gitarre spielen, hatte es aber vor seinem Einstieg bei ROSE TATTOO kaum getan.



Ihr habt ja vor Eurem neuen Album mit dem Song "Black Eyed Bruiser" eine Single vorab veröffentlicht. Handelt das Stück von Pete?



Der Song ist eine Coverversion! Wir haben ihn nur als Single zur Promotion veröffentlicht. In Australien gibt es einen Sänger namens Stevie Wright, er hat bei der Band EASYBEATS (deren größten Hit "Friday On My Mind" fast jeder Rockfan kennen sollte - Anm. d. Verf.) gesungen. Die beiden Gitarristen der EASYBEATS waren George Young, der ältere Bruder von Angus und Malcolm Young, und Harry Vanda. Nachdem sich die Band aufgelöst hatte, nahm Stevie Wright eine ganze Collection an Soloalben auf, und "Black Eyed Bruiser" ist ein Song von einem dieser Soloalben. Er ist heute ebenfalls sehr krank, und ich habe ihn immer als Sänger geliebt! Darum nahmen wir den Song als Tribut an ihn auf, und er geriet so gut, so dass jeder sagte, dass er auch auf dem neuen Album stehen soll.



Auf der Single stehen außerdem noch drei Live-Songs vom Benefiz-Konzert für Pete. War das für Euch ein historischer Gig?



Das war die einzige Möglichkeit, Pete noch ein letztes Mal mit uns auftreten zu lassen. Als wir in den Pre-Productions für das neue Album steckten, war Pete bereits zu krank zum Spielen, so dass wir uns entschieden, ein paar der alten Songs mit auf die Single zu nehmen, weil er dort noch zu hören ist.



Es heißt im Inlay der CD, dass die Einnahmen aus diesem Gig einer Organisation namens "Support Act" zufließen. Was bedeutet das genau?



Das ist ein Fond, der Musikern hilft, wenn sie erkrankt sind oder einen Unfall hatten und kein Geld haben. Sie unterstützen dann die Familien, bezahlen die Rechnungen oder kaufen Essen. Sie geben diesen Musikern dann Geld.



Einer Eurer neuen Songs heißt "December 3rd, 1854". Was hat es denn damit auf sich?



Das ist das Datum der Rebellion in Eureka, Australien, wo die Minenarbeiter gegen die britischen Truppen aufstanden, die so genannte "Eureka Stockade Miners Rebellion".



Wird das neue Album denn anders als "Pain" klingen? Mit was für Überraschungen können wir rechnen?



Eine Überraschung wird es in der Hinsicht geben, dass die Band einen leicht veränderten Sound hat. Ich denke, es ist eher an den wahren, originalen Stil angelehnt, weil es wieder etwas zurück zu einer Blues-lastigen Basis geht. Es wird vier oder fünf Stücke geben, die sehr stark vom frühen Blues beeinflusst sind. Und ein paar der anderen Stücke werden eher nach modernem Rock´n´Roll klingen.



Das Album sollte ursprünglich den Titel "Once In A Lifetime" tragen, wie auch einer der Songs betitelt wurde. Was geschieht in Euren Augen ?einmal im Leben??



Im übertragenen Sinn gibt es im Leben jedes Menschen definierende Momente, aber im romantischen Sinn bedeutet es für mich, dass ich Pete einst traf und mit ihm die Band gründete. Das war solch ein definierender Moment, aber auch sein Tod war ein definierender Moment. Das Leben besteht aus lauter "Einmal im Leben"-Momenten, die passieren und den Kurs Deines Lebens verändern.



Soll das Ganze eigentlich andeuten, dass dieses Album das letzte von ROSE TATTOO sein wird, oder werdet Ihr hinterher noch weiter machen?



Nein, nein, wir planen schon das nächste Album!



Ich habe es insgesamt ein wenig so verstanden, dass Pete dieses Album gerne komplett gehabt hätte, und danach sollte das Kapitel ROSE TATTOO endgültig geschlossen werden.



Bevor er starb, schwirrte diese Idee bei mir im Kopf herum, das stimmt. Ich dachte, wenn er tot ist, werde ich die Band ebenfalls begraben, aber das war auch nicht sein Wunsch. Als sein Tod dann näher rückte, hielt ich es auch für eine gute Idee, die Sache weiterlaufen zu lassen, weil die Band nicht nur das Individuum herausheben sollte. Falls ich an Pete´s Stelle gestorben wäre, hätte es die Band wohl schwieriger gehabt, und ich weiß nicht, ob sie dann auch ohne mich weitergemacht hätte. Ich denke, der Geist der Band ist stärker als die Leute darin!



Ihr habt vor einigen Jahren ein Live-Album in Wacken mitgeschnitten. Plant Ihr weitere Live-Releases, vielleicht eine DVD?



Ja, eine DVD! Sie wird eine Menge Material von verschiedenen Shows enthalten, von ganz früher bis hin zur Benefiz-Show für Pete und unserem letzten Wacken-Gig. Es wird auf jeden Fall eine Menge Stoff sein, es ist wie eine Band-History.



Ein anderes Thema ist Deine Schauspielerei. Gerüchte besagen, dass Du eine Rolle im neuen "Mad Max"-Streifen haben sollst. Im dritten Teil bist Du ja auch schon aufgetaucht.



George Miller und ich haben darüber gesprochen, wir sind schon seit vielen Jahren gute Freunde. Vielleicht wird im nächsten Film ein Charakter auftauchen, den ich sehr leicht spielen könnte.



Was für eine Art von Charakter? Etwa ein Rock´n´Roller?



Ja!!! Zumindest eine Art Rock´n´Roller, ja. George ist sich aber noch nicht sicher, ob es überhaupt einen weiteren Teil von "Mad Max" geben wird. Er will es auf jeden Fall, und es ist auch schon einer geschrieben. Aber zuerst braucht er dafür das Geld und die Zeit, denn es ist eine riesige Produktion.



Das mit dem Geld verstehe ich schon, denn Mel Gibson ist sicher nicht gerade günstig zu bekommen?



Ja, da ist was dran, aber er benötigt Mel Gibson für diesen Film auch gar nicht. Vielleicht wird er die Rolle wieder spielen, aber es gibt noch andere interessierte Akteure, die das gerne übernehmen würden. Das sind aber auch große Schauspieler!



Arbeitest Du denn auch abseits dieser Filme als Schauspieler, oder sind das Deine einzigen Rollen?



Ja, denn die Schauspielerei ist nicht unbedingt mein Leben, haha! Ich mag es einfach nur, bei "Mad Max" aufzutreten.



Hast Du noch ein paar letzte Worte für Eure Fans in Deutschland?



Keep the faith!




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