Interview:

2008-05-18 Paint It Black

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Dan Yemin hat mit seinen Bands großen Einfluss auf die Hardcore-Szene gehabt, was er mit dem neuesten PAINT IT BLACK-Streich fortsetzt. „New Lexicon“ ist ein wütendes Album, dass musikalisch und textlich voll überzeugen kann und die Band so stark wie nie zeigt. Grund genug, den auskunftsfreudigen Herrn einmal zu befragen...Interview Ihr hattet mit PAINT IT BLACK einige Wechsel im Line-Up. Wie haben die sich auf das Songwriting von „New Lexicon“ ausgewirkt? Haben die neuen Mitglieder neue Ideen eingebracht oder sogar komplette Songs geschrieben?


Die Line Up-Wechsel hatten einen tiefgreifenden Effekt auf das Songwriting. Alle Bandmitglieder arbeiteten hart. Wir haben hunderte Stunden damit verbracht, „New Lexicon“ vorzubereiten, im Gegensatz zu unserem letzten Album „Paradise“, das wir noch bearbeiten, als wir schon im Studio waren.

Ich schreibe noch immer die Outlines für alle Songs, aber das momentane Line-Up von PAINT IT BLACK trägt soviel zu den Arrangements bei, dass ich alles als eine 100%ige Kollaboration ansehe.


Wie läuft denn der Songwriting-Prozess bei euch normalerweie ab?


Ich schreibe die Songs alleine, entweder auf der Gitarre, Bass oder Piano, abhängig vom Song. Ich mache Demos an meinem Computer, mit Drum-Computer, Bass und Gitarre, und emaile diese Demos dann jedem in der Band und lasse sie alles überarbeiten, während ich mir die Texte überlege, was für mich ein gefährlich einnehmender Zeitvertreib ist.


Hattest du dir eine Mindmap gemacht, bevor du mit den Arbeiten an „New Lexicon“ begonnen hast oder hast du die Songs auf eher spontane Art und Weise geschrieben?


Ich hatte eine Idee, wie das Album die Leute soundtechnisch und emotional beeinflussen sollte, aber die Songs werden einer zur Zeit geschrieben, wann immer die Inspiration da ist. Es gab viele Momente, in denen ich das Album für fertig hielt, nur um festzustellen, dass etwas Wichtiges fehlte und ein Statement noch nicht gemacht war. Ich ging dann zurück in den Keller und begann erneut.


Ihr habt diesmal einen anderen, neuen Produzenten beschäftigt. Wie sehr hat er den PAINT IT BLACK-Sound beeinflusst oder sogar verändert? Wie wichtig ist ein Produzent für dich?


Wir haben unseren alten Freund J. Robbins für die Aufnahmen aller Instrumente genutzt und dann alles zu Oktopus gebracht, der alles auseinandergenommen und neu zusammengesetzt hat. Er hat Soundlanschaften und Hintergründe für jeden Song gebaut, von denen das Meiste aus Samples und Umstellungen unserer Source-Tracks bestand, zusamemn mit einigen Tape Loops und Außenaufnahmen. Dann haben wir uns in die niederfrequenten Töne vertieft und den Mix begonnen. Wir haben wirklich viel voneinander gelernt.

Die Musik ist von den Klassiker beeinflusst: Black Flag, Minor Threat, Bad Brains, Born Against, EconoChrist, Swans, Joy Division. But, production-wise we were referencing Jesus & Mary Chain, Spacemen 3, and Public Enemy, the Cure’s “Pornography” and Silver Apples, viel mehr als jeder HC-Kram. Das Wundervolle ist, dass die Songs selbst als brutale Punk-Songs bestehen können, aber wenn ich das Album komplett höre, besonders unter Kopfhörern, entdecke ich jedesmal etwas Neues…


Das Album-Artwork besteht ja aus vielen interessanten und sehr durchdachten Fotos. Wer hat sie geschossen? Sie sind doch sicherlich mit den Texten verbunden, oder?


Die Fotos wurden von Sean Dack, einem exzellenten New Yorker Fotografen, geschossen. Sie haben keine direkte Verbindung zu den Inhalt der Texte, aber sie stehen in Beziehung zu den Themen des Albums: alienation, trauma, faith, hope. Und sie repräsentieren die Stimmung des Albums sehr gut: bleak, isolated, but still beautiful.


Wo wir bei den Texten sind: wovon handeln die? Wieviel Zeit brauchst du, bis die Texte zu einem Song fertig sind? Ist das über die Jahre einfacher für dich geworden?


Texte schreiben war für mich schon immer schwieriger als Musik schreiben. Ich überarbeite sie konstant, bis zur letzten Minute, bevor das Cover zum Drucker geht. Diese Songs handeln von Verlust, Erlösung, Glauben und Glaubensverlust, die Erhabenheit vom Erschaffen von Kunst und Musik, die Herausforderungen Punk zu bleiben, auch wenn man älter wird, und alle die politischen Fehlentscheidungen der US-Regierung.


Denkst du, dass die heutigen Kids genauso von Texten einer Band berührt werden wie die Kids vor 20 Jahren?


Ja. Es gibt viel oberflächliche Mode, die die Leute vom wahren Inhalt ablenkt, aber das war schon immer ein Problem – schon seit den Anfängen, sogar bei den SEX PISTOLS. Die Kids, die es wirklich ernst meinen, entwickeln eine starke persönliche Beziehung mit den Texten und mit der Band durch unsere Texte. Es gibt wirklich dutzende Leute, die sich unsere Texte haben tätowieren lassen. Das ist wirkliche Hingabe…


Fühlst du diese Verbindung noch immer, zwischen dir als Musiker und dem durchschnittlichen HC-Kid, das vielleicht 10 oder sogar 20 Jahre jünger ist?


Definitiv. Wir sind durch gemeinsame Erfahrungen verbunden. Universelle Erfahrungen.


Bei einer PAINT IT BLACK-Show bist du der, der den stärksten Eindruck hinterlässt. Du scheinst eine Menge Wut und Zorn in dir zu haben, die während einer Show rausmüssen…


Die Nachrichten lesen macht mich wütend. Es sollte jeden wütend machen. Wenn es das nicht tut, sind wir alle anästhesiert. Wenn das der Fall ist, haben die bösen Jungs bereits gewonnen.


Du wurdest bereits mit solchen Frontern wie Henry Rollins, Ian Mackaye und Ray of Today verglichen. Ehren dich solche Vergleiche? Siehst du sie als gerechtfertigt?


Ich bin geschmeichelt und ich bin mir sicher, dass ich die Vergleiche nicht würdig bin. Intensive Frontmänner, unglaubliche Texter, alle waren sehr gut darin, eine enge Bindung mit einem Publikum aufzubauen.


Du bist seit langem in der HC-Szene aktiv. Hat sie sich sehr geändert in der Zeit?


Je mehr Dinge sich ändern, desto mehr bleiben beim Alten.


Werdet ihr touren? Macht es dir noch immer Spaß?


Ich liebe es. Wir werden soviel wie möglich touren in diesem und dem nächstem Jahr.


Letzte Worte?


Thank you for paying attention to what we’re doing. Thank you for your support.