Interview:

2005-07-04 Overmars

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Wenn sich eine Band nach einem Fußballer benennt, kann man dahinter nur Spassvögel vermuten, die poppigen Punkrock machen. Im Falle von OVERMARS ist das aber weit daneben, hier regiert die komplexe Doom-Kelle, die vom Hörer viel Aufmerksamkeit verlangt. Der wird mit einem Album entschädigt und verwöhnt, dass Genre-Grenzen sprengt und eines der sperrigen Highlights des Jahres ist. Bandkopf Xavier hat meine Frage beantwortet, kurz bevor es auf erste Europa-Tour zum neuen Album ging. Interview Wow! Euer Album ist verdammt anders als das meiste, was ich in den letzen Monaten gehört habe! Wie habt ihr das gemacht?


Danke für das Kompliment. Wie erschaffen wir solche Musik? Auf eine sehr einfache Art und Weise: wir setzen uns keine Grenzen/ Limiterungen und versuchen, alles was wir mögen, einzubauen und so zusammenhängend wie möglich zu machen. Wir versuchen dabei, so spontan und ehrlich wie möglich zu sein, selbst wenn das bei unserer Musik schwer ist. Wenn wir einen neuen Song schreiben, wissen wir nie, wann und wie er enden wird.


Ist euer Album "Affliction, Endocrine… Vertigo” so geworden, wie es werden sollte?


Ich weiß nicht, ob ich die Frage richtig verstanden habe. Lass’ mich es mich so sagen, dass wir zu Beginn des Songwritings keine Ahnung hatten, wohin wir wollen. Benjamin (dr.) und ich entschieden uns dazu, dem Album durch die Texte eine Richtung zu weisen, deswegen haben wir "Affliction, Endocrine… Vertigo” um die Lyrics aufgebaut, auch wenn es kein Konzeptalbum geworden ist.


Wie läuft das Songwriting bei euch denn ab? Entwickelt ihr die Songs gemeinsam oder gibt es einen kreativen Mastermind?


Einige von uns bringen Riffs mit (Pierrick macht das oft) und wir versuchen, einen Song um diese Riffs zu bauen. Es ist eine kollektive Arbeit, an der jeder teilhat. Ohne diese gemeinsame Arbeit würde OVERMARS nicht so klingen, wie es das heute tut.


Wie du vorhin bereits deutlich gemacht hast, sind die Texte bei euch ein wichtiger Bestandteil der Musik. Ich habe leider nur eine Promo ohne Texte, also erzähl’ doch ein wenig über sie. Wer ist für die Lyrik verantwortlich bei euch?


Die Texte sind wichtig, genauso wichtig wie die Musik - jedenfalls für mich. Auf diesem Album drehen sich die meisten Texte um Kommunikationsprobleme, Beziehungen, Dominierung, Abhängigkeit. Einige sind in einer politisch-sozialen Art geschrieben, andere sind persönlicher, aber alle sind aus unseren Erfahrungen und Geschichten entstanden. Wenn ich dabei politisch sage, ist es wichtig, dass diese Texte keine Slogans enthalten (ich hasse Slogans) oder Belehrungen sein sollen. Es sind einfach persönliche Ansichten über einige Probleme der modernen Gesellschaft. Wir bieten keine Lösungen, wir sagen den Leuten nicht, wie sie handeln sollen, wir sagen einfach: "das stinkt uns, damit bin ich nicht zufrieden und das könnte etwas sein, dass ich tue, um meine Verbitterung über euch alle auszudrücken."

Benjamin hat alle Texte geschrieben, bis auf "Obsolete", das von unserem ehemaligen Basser Fabien kommt. Sie sind alle auf unserer Website zu finden, wo wir die französischen Texte ins Englische übersetzt haben.


Wie würdest du euren Sound beschreiben?


Ich würde es nicht. *lacht* In den meisten Reviews kommt das Wort Doomcore vor, das vielleicht die am besten passende Beschreibung ist - aber gleichzeitig auch limitierend, wenn man OVERMARS anhört.


Gibt es denn eine Band, mit der du OVERMARS vergleichen würdest?


Ich würde NEUROSIS nennen, da sie unser Haupteinfluss sind und wir uns ihnen sehr nah im musikalischen und künstlerischen Ausdruck fühlen. Selbst wenn wir anders klingen, würde ich noch Bands wie Impure Wilhelmina, Blut Aus Nord, Tantrum oder Amanda Woodward aufzählen.


Ist eure Musik dafür geeignet, live gespielt zu werden?


Sie ist. Aber Studio und Live sind zwei verschiedene Dinge und ich bin sicher, dass Hörer Unterschiede zwischen den Live-Songs und den Aufnahmen hören können. Live sind wir roher und sicherlich weniger subtiler als im Studio, aber der visuelle Eindruck ist sehr stark. Auf CD hat man als Hörer alle Zeit, die verschiedenen Parts, die Atmosphäre, die kleinen Effekte und die Melodie zu ergründen, die man live notwendigerweise kaum genießen kann.


Was wäre denn dein persönliches Tour-Package?


Ich weiß es wirklich nicht. Mit Bands, die wir musikalisch und menschlich schätzen. Aber mit Bands zu touren, die man nicht kennt, ist genauso aufregend. Ab Ende Juni werden wir mit PLAYING ENEMY, die wir nicht persönlich kennen und deren Musik den meisten von uns unbekannt ist. Hoffentlich wird es cool werden.


Welche Musik hörst du dir denn an?


These days : Electric Wizard, Condense, Tiger Lou, Kiss It Goodbye, Playing Enemy, Leviathan, 1 Mile North, Primordial, High On Fire, Suzanne Vega, Tori Amos, Bolt Thrower.

Wie man sieht sind es eine Menge verschiedener Stile, aber meine Vorlieben sind im Post-Hardcore und Doom.


Was können wir von OVERMARS in der nahen Zukunft erwarten?


Wir hoffen, eine 1- oder 2-Track-LP Anfang 2006 aufzunehmen. Wir wollen soviel wie möglich touren.


Wer hat euch eigentlich den Namen eines prominenten holländischen Fußballers gegeben? Ich bin sicher, ihr habt diese Frage schon oft gehört?


Antoine hat sich den Namen ausgedacht. Je nachdem, wer die Geschichte erzählt, ist die Herkunt des Namens eine andere *lacht*. Man muss nur wissen, dass wir Marc Overmars verehren und zu tiefst traurig sind, dass er seine aktive Karriere beendet hat. Marc, you were the best and you still run fast on the left wing in our hearts.


Und einige letzte Worte?


Thanks Lars for the interview. We’ll play in Saarlouis the 16th of September. Maybe we’ll play some gigs in Germany in 2006.