Interview:

2004-09-29 Magnum

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Mit ihrem neuen Werk "Brand New Morning" haben MAGNUM ein herausragendes Hardrock - Scheibchen zurechtgebastelt, das Vergleiche mit älteren Klassikern wie "On A Storyteller’s Night" oder "Wings Of Heaven" nicht zu scheuen braucht. Gitarrist und Hauptsongwriter Tony Clarkin gibt sich, was Vergleiche mit frühen Werken angeht, eher zurückhaltend. Schließlich kann der sehr sympathische Alt - Rocker auf 30 Jahre Erfahrung zurückblicken; je älter, je weiser eben. InterviewZuerst einmal: Was hat Euch nach Eurem Live - Album "The Last Dance" dazu bewegt, weiterzumachen? Und war dann "Breath Of Life" das Album, das Ihr als Comeback, aus heutiger Sicht betrachtet, haben wolltet?



Nun, als MAGNUM seinerzeit aufgehört hatten, konnte ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass wir sieben Jahre später weitermachen würden. Ich habe mich damals mit Bob (Catley, Sänger - Anm. d. Verf.) und Mark (Stanway, Keyboarder - Anm. d. Verf.) in Verbindung gesetzt und ihnen mitgeteilt, dass ich die Sache gerne wieder aufnehmen würde und sie waren einverstanden. Als Resultat entstand dann aus meiner Feder das Album "Breath Of Life", aber es war nicht wirklich geplant. Das ist eigentlich alles, was es dazu zu sagen gibt.



Habt Ihr den Split jemals bereut oder hat Euch die Pause Kraft für den Neuanfang gegeben?



Ja, ich denke, es war gut für mich, weil ich viele der Songs geschrieben hatte und auch für die Produktionen zuständig war. Und als MAGNUM aufgehört hatten, war ich trotzdem immer noch sehr beschäftigt. Aber als die Band dann wieder zusammen war, fühlte ich mich nach all den Jahren wieder frisch und enthusiastischer, mich erneut um MAGNUM zu kümmern. Für mich war es gut, diese Pause zu haben.



Im Titeltrack des neuen Albums heißt es: "It is a Brand New Morning, the start of your new life.". Hat diese Textzeile eine doppelte Bedeutung, im Sinne, dass damit auch der Neubeginn von MAGNUM gemeint ist?



Ja, das kann man so interpretieren! Man kann es so verstehen, dass jeden Morgen, wenn Du aufstehst, Dein Leben neu beginnt. Du kannst nicht zu viele Dinge planen… aber man kann es auf MAGNUM beziehen, wie auch auf viele, viele andere Sachen.



Man kann bei vielen Songs des neuen Albums Anspielungen auf die Vergangenheit erkennen, wenn man möchte. Der Song "Take The Hard Road" könnte ebenso ein Verweis auf die Vergangenheit der Band sein. Es könnte heißen, dass man immer den schweren Weg gehen muss, um daraus zu lernen…



Haha, das war zumindest keine bewusste Absicht, aber MAGNUM hatten im Laufe der Jahre schon mit Problemen zu kämpfen. Wir haben etwa 30 Jahre lang gespielt und hatten viele Höhen und Tiefen in dieser Zeit. Manchmal entscheidet man sich falsch und nimmt den schwierigeren Weg, manchmal macht man es sich aber auch sehr einfach. Der Song handelt generell von früheren Erfahrungen und von jenen Höhen und Tiefen in der Karriere der Band.



Würdest Du sagen, dass "Brand New Morning" eines der besten MAGNUM - Alben überhaupt ist?



Ja, ich denke, das ist es bestimmt; ich bin sehr zufrieden damit. Für mich scheint es mehr als ganzes "Album" durchzugehen, die Songs passen einfach sehr gut zusammen. Ich habe für das Album 30 Songs geschrieben und die für mich am Besten zusammenpassenden Songs davon ausgewählt. Die Wahl war nicht einfach, denn normalerweise schreibe ich für ein Album nur 10 oder 12 Songs. Es war die "Qual der Wahl", aber letztendlich bin ich mit der Auswahl und dem Album sehr zufrieden.



Wenn Du "Brand New Morning" mit einem Eurer früheren Werke vergleichst, welchem der alten Alben kommt das neue Werk denn am Nächsten?



Oh, das kann ich gar nicht sagen. Die Leute machen solche Vergleiche immer in Reviews und man kann dort schon alles Mögliche lesen: "Es klingt wie "On A Storyteller’s Night"." oder "besser als "On A Storyteller’s Night"."… ich weiß es wirklich nicht, ich bin glücklich mit dem neuen Werk und es ist schwierig für mich, Alben zu vergleichen. Sie klingen alle für sich einzigartig, aber ich lese gerne die Reviews und Meinungen der Leute.



Laut Booklet hast Du "Brand New Morning" ja fast im Alleingang erstellt, das heißt, die Songs geschrieben und das Album produziert. Ist das nicht eine Menge Arbeit, denn man muss doch zuerst einmal die Ideen haben und eine Menge Arbeit darin investieren. Ist das nicht sehr schwierig?



Ja, das ist natürlich nicht leicht. Aber ich stand hier nicht unter Zeitdruck oder hatte ein zeitliches Limit, die Songs zu schreiben. Ich schrieb die Songs zu Hause, nahm sie zu Hause auf und machte daraus Demos. Ich hatte dann eine genaue Vorstellung davon, wie sich die Songs anhören müssen, brachte sie ihn ins Studio und entschied dann, welche davon verwendet werden sollten. Ich präsentierte sie Bob und Alan (Barrow, Bassist - Anm. d. Verf.) und wir hörten dann, wie sie mit deren Vocals und Bassspuren klangen. Zuletzt kam Harry (James, Drummer - Anm. d. Verf.) ins Spiel und fügte seine Drum - Parts hinzu. Ich hatte ihm zuvor Demos der Tracks zugeschickt und er spielte alle Drums, also das gesamte Album, in nur zwei Tagen ein. Das war unglaublich. Nach diesem Schema läuft der Prozess bei mir immer ab.



Ihr habt doch vor ein paar Wochen auf dem "Bang Your Head" - Festival in Balingen gespielt. Der Gig dort soll sehr gut gewesen sein, berichten Ohrenzeugen. Wie habt Ihr ihn denn empfunden?



Es war sagenhaft! Wir wussten nicht so recht, was uns dort erwarten würde, ob sich die Leute überhaupt noch an uns erinnern, haha. Das Publikum war einfach klasse. Wir waren ja extra für dieses Festival nach Deutschland gekommen, aber es war wirklich super, nicht nur der Gig selbst, sondern auch das Festivalgelände, die Gegend und die schöne Stadt Balingen. Zudem hatten wir dort sonniges Wetter… und die Leute waren super drauf. Es hätte nicht besser sein können!



Viele Fans vergleichen Eure Musik mit der von FOREIGNER. Siehst Du selbst dort irgendwelche Ähnlichkeiten oder Parallelen?



Oh, wirklich? Davon habe ich bisher noch nichts gehört. Es ist zumindest nicht bewusst beabsichtigt, dass wir so klingen, obwohl FOREIGNER eine großartige Band waren. Ich kann diesen Vergleich nicht nachvollziehen, aber ich bin auch nicht in der Position, das beurteilen zu können.



Das sollte auch in keiner Weise abwertend oder negativ klingen. Was kannst Du nach über 30 Jahren MAGNUM und Musik über das Leben als Künstler, zusammengefasst, aussagen? Ich meine, welche Ratschläge würdest Du einem jungen Musiker mit auf den Weg geben, der Dich bezüglich seiner eigenen Karriere um Rat fragt?



Nach meiner Erfahrung würde ich ihm raten, an sich selbst zu glauben. Er wird viele Tiefen haben, aber sie werden in dem Moment verschwinden, in dem er einen guten Gig spielt oder eine gute Platte aufnimmt. Danach fühlt er sich gleich viel besser und es wird die schlechten Zeiten überwiegen. Er sollte trotz Allem immer die Dinge tun, die er selbst mag und hinter denen er steht und wenn er damit Erfolg hat, ist er in einer perfekten Position. Das ist das, was ich dazu sagen kann.



Hast Du schon einen Zeitpunkt vor Augen, an dem Ihr MAGNUM für immer begraben werdet? Ich hoffe es doch nicht!



Nein, ich sehe die Band heute, also im Moment, und sie arbeitet sehr gut. Solange wir vor Publikum spielen können, Zuspruch haben und die Leute kommen um uns zu sehen, werden wir weiter, - und weitermachen.



Dann sind 40 Jahre MAGNUM also theoretisch möglich?!



Ja, das könnte möglich sein! Dann sind wir die älteste Band der Welt!



Nein, nur auf Platz zwei, hinter STATUS QUO.



Hahaha!




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