Interview:

2006-03-15 Koroded

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Kurz vor eins. In der Nacht versteht sich. Auch wenn Jan eigentlich an seiner Diplomarbeit über "Rechtsextreme Musik" arbeiten sollte, muss Promotion für das neue KORODED Album auch sein. Und da ein Uhr nachts für Studenten eine wunderbare Zeit für so was ist, gibts jetzt zu lesen was der Sänger der Kölner Metalcorelerer zu sagen hat.Interview


"To Have And To Unhold” klingt verdammt wütend und bringt eine Power wie alte MACHINE HEAD rüber… wo seht ihr den größten Unterschied zum Vorgänger?



Wir haben uns bei diesem Album bewusst auf unsere Stärken und den bewährten KORODED Sound besonnen. Wir haben auf Herz und Bauch gehört und auf das was wir wirklich wollen. Der Songwriting-Prozess ist in eine schwierige Phase gefallen. Wir hatten einen Besetzungswechsel und meine Beziehung ist auseinander gebrochen. Da war also schon viel Wut und Aggression da und die Musik war diesmal mehr als sonst das Ventil um das alles raus zu lassen. Der direkte Unterschied ist denke ich. Die Songs sind geradliniger und mehr aus den Punkt. Härter, aggressiver, rauer und emotionaler. Weniger Experimente als auf dem letzten Album und mehr auf den Punkt.



Letztes Wochenende habt ihr ein Video zum Opener "Zero Minus Zero" eures neuen Albums aufgenommen… wie liefs? Das war euer "erstes Mal" oder? Wie oft musstet ihr den Song denn "live" performen bis alles stand?



Unser Drummer hat das mitgezählt. Er meint wir haben den Song 15 Mal komplett gespielt. Ich glaube aber, dass es mehr war. Außerdem haben wir noch ein kleines Konzert für das Publikum gegeben und 10 weitere Songs gespielt. Also insgesamt so an die 30 Stücke. Für die Stimme war das schon ein guter Test für die Tour haha. Alles in allem ist es sehr gut gelaufen. Das Video ist ein Performance-Video mit ein paar Handlungselementen. Wir haben mit und ohne Publikum gedreht. Der Teil mit dem Publikum war natürlich der schönste. Die haben den Song so laut mitgesungen, dass die sogar die PA übertönt haben. Da hatten wir alle schon ein wenig Gänsehaut unter der ganzen Schminke hehe.



Wo kriegen wir das Video denn dann zu sehen? Als Special auf eurer coolen neuen Homepage? Oder ist gar Größeres damit geplant?




Klar planen wir damit Größeres. Das würde sonst den Aufwand nicht lohnen. Es ist zwar sehr schwer das in Deutschland auf große Musiksender zu bekommen, aber wer weiß. Außerdem gibt es noch zahllose Sendungen auf verschiedenen Programmen wo wir das unterbringen können und im Ausland geht sicherlich auch was. Auf die Website kommt das Video sowieso und auf eine Video-Compilation. Ich glaube die heißt Joining Forces.




Wolltet ihr einen so brutalen Sound und habt deshalb Jacob von HATESPHERE gefragt die Regler zu bedienen oder war es andersrum und er hatte maßgeblichen Einfluss?




Wir kannten Jacob schon vorher und das war uns bei der Auswahl wichtig. Jemanden zu haben den man kennt und von dem man weiß wie der drauf ist. Als ich dann die Produktionen von Machinemade God und End Of Days gehört habe wusste ich - da müssen wir unbedingt hin. Wir haben Jacob von vornherein gesagt in welche Richtung es gehen soll. Schnörkellos, rau, organisch und ultrabrutal. Uns war es wichtig die Intensität der Live Show auf CD zu bekommen. Denke das ist ganz gut gelungen.




An einigen Stellen des neuen Albums spielt ihr recht effektiv mit Stereoeffekten bei den Gitarren oder Vocals. Funktionieren die Songs auch ohne das? Grade live?



Bei den Gitarren ist das kein Problem, da wir ja zwei Gitarristen haben. Wir machen das schon beim Proben so. Allerdings wird das beim Gesang nicht gehen, was aber auch nicht weiter tragisch ist. Es ist ja immer noch ein Unterschied zwischen Live und Studio. Live haste die Lautstärke, die Action im Pit, oder die Band die auf der Bühne durchdreht. Im Studio kann man dafür ein paar Feinheiten und Spielereien einbauen, auch wenn man nicht alles live umsetzen kann. Ich persönlich kann damit gut leben.



In vier Wochen geht ihr eine lange Zeit auf Tour… auch nach Großbritannien und Frankreich. Wie ist es dort zu spielen, wo man euch wohl noch nicht so kennt?



Das ist doch eine tolle Sache wenn man völliges Neuland betritt. Endlich wird es mal wieder richtig spannend. Auch in Deutschland haben wir oft Shows wo uns noch keiner kennt, aber das geht meistens gut. Es sei denn die Leute sind absolut nicht unser Publikum. BETZEFER und wir ergänzen uns da aber prächtig denke ich und wir sprechen schon das gleiche Publikum an. Übers Internet kommen ja viele Leute auf unsere Website und unser Myspace-Profil und ziehen sich die Sachen rein. Wir bekommen viel positives Feedback aus vielen verschiedenen Ländern. In England hatten wir erst eine Show, aber die war nicht sooo cool. In Frankreich haben wir vor Jahren mal eine Tour mit ALL OUT WAR gespielt und das war der Wahnsinn!




Und wie läuft live das ganze ohne Bassist ab? Oder habt ihr einen neuen Mann am Start?



Zurzeit hilft uns Falko von THE RIOTS aus. Einen festen Bassisten haben wir leider noch nicht gefunden und suchen weiterhin. Also wer Bock hat kann sich gerne melden.


Im Spätsommer hatten euch ja in kurzer Zeit sowohl euer Bassist als auch ein Gitarrist verlassen… wie kamt ihr damit klar gleich zwei Leute zu verlieren? Das muss ja zeitlich nahe der Aufnahmen zum neuen Album gelegen haben…



Nein wir haben lediglich unseren Bassisten gekickt, weil es zu große persönliche Differenzen gab. Unangenehm war das aber trotzdem. Wir haben einen neuen zweiten Gitarristen in die Band geholt. So war das.




Was muss ich mir unter einem "Lyrical Supervisor" vorstellen den ihr im Booklet erwähnt?


Das ist jemand der als Berater bei den Texten fungiert. Bei uns macht das unser Manager Allen Wright. Englisch ist nun mal nicht meine Muttersprache und da ist es gut einen gebürtigen Ami an der Seite zu haben der die Texte mal durchschaut. Meistens gibt es nix zu meckern, aber Allen findet oft Redewendungen die so nicht okay sind oder gibt mir Tipps. Außerdem stachelt der mich immer wieder an die Texte noch besser und ausdrucksstärker zu gestalten. Gerade da bei uns Texte solch eine große Rolle spielen ist es gut da so jemanden an seiner Seite zu haben.



Jan, wo wir bei den Texten sind: Die waren auch auf den Vorgängeralben oftmals sehr politisch… gehen auch aktuelle Vorgänge ein oder siehst du das eher zeitlos und idealistisch?



Also ich schreibe nur Texte über das was mich gerade bewegt. Seien es konkrete Ereignisse oder diffuse Gefühle. Embers und Unhold haben einen direkten Bezug auf meine zerbrochene Beziehung. "Sacretrade", "With Courage Of Despair" und "People Of The Abyss" sind sehr politische Texte, die schon von der Tagespolitik beeinflusst sind, aber keinen konkreten Bezug auf ein bestimmtes aktuelles Ereignis haben, wie zum Beispiel "Blowback" von unserem letzten Album. Die Texte sind diesmal sehr von George Orwell beeinflusst, den ich zu der Zeit als ich die Texte geschrieben habe wieder entdeckt hatte. "With Courage Of Despair" bezieht sich auf sein Buch "Mein Katalonien", in dem er seine Erfahrungen in einer anarchistischen Miliz während der Spanischen Bürgerkriegs schildert. Damals hat sich eine in sich zerrissene Koalition aus verschiedenen politischen Lagern und Strömungen gegen den Faschismus gestellt und leider auch verloren. Man kann das schon als Metapher auf unsere heutige Welt sehen. Es gibt viele gute Ideen und Ansätze, aber irgendwie einigen sich die Leute nicht. Unserer Zerrissenheit ist die größte Stärke unserer Feinde.




Eure Plattenfirma schreibt:"No eyeliner, no hype, just honest metal songs". Schließt sich das denn aus?



Hahaha… Na das ist eine gute Frage. Ich denke man sollte das nicht so ernst nehmen. Es ist mehr darauf bezogen, dass wir eine Band sind die nicht so eine Show veranstaltet und sich groß herausputzt für die Bühne oder irgendwelche dollen Allüren hat. Viele Bands lenken durch ihr Outfit ja auch ein Stück weit von der musikalischen Belanglosigkeit ab. Der Satz ist eher so gemeint, dass bei uns die Musik wirklich an erster Stelle steht. Musik, Shows spielen, feiern mit den Freunden und Fans… Nicht mehr und nicht weniger.




Was erwartet ihr… und was erwartet uns bei der kommenden Tour mit BETZEFER?



Wir hoffen eine ganze Menge Freunde wieder zu treffen, die wir jetzt eine zeitlang nicht gesehen haben und hoffe viele neue tolle Leute kennen zu lernen. Natürlich sind wir schon sehr gespannt auf die Reaktionen auf unser neues Set. Wir haben eine gute Mischung aus dem aktuellen und dem letzten Album. Die Songs ergänzen sich wirklich gut und live wird das echt ein Brett. Wir erhoffen uns natürlich, dass uns diese Tour neue Türen öffnet und unseren Bekanntheitsgrad erhöht - auch im Ausland. Ihr werdet auf jeden Fall eine Band sehen, die es nicht mehr erwarten kann endlich live zu spielen und zu zeigen was in ihr steckt.



Ein paar Worte an unsere Leser und so…



Vielen Dank, dass ihr das Interview bis hierhin gelesen habt. Ich hoffe es hat euch einigermaßen Spaß gemacht. Ich möchte mich an dieser Stelle bei allen Leuten bedanken, die uns schon immer, über Jahre hinweg unterstützt haben! Ohne euch wäre das alles hier nicht möglich. Wir sehen uns auf Tour!


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