Interview:

2005-04-20 Ken

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KEN sind in vielerlei Hinsicht eine Ausnahmeband: Ihre Mitglieder sind außergewöhnlich gute Musiker, ihre Musik irgendwo zwischen Rock und Indie-Pop ist gleichzeitig sehr eigenständig und sehr gut hörbar und anstatt einfach ein zweites Album zu veröffentlichen, haben die Koblenzer gleich zwei aufgenommen, von denen eines ein Coveralbum ist, das weder vor Peter Gabriel noch vor PANTERA oder TON, STEINE SCHERBEN halt macht. Aydo Abay, Bandkopf und hauptberuflich Sänger bei BLACKMAIL, beantwortete unsere Fragen zum Hintergrund der Band und der Doppel-Veröffentlichung. InterviewWie kommt Ihr zu Eurem Bandnamen?


Ich wollte schon immer eine Band haben, die Ken heißt. Bei Ken sollte es immer darum gehen, dass Leute kommen und gehen können. Ähnlich wie bei den phonetischen Vätern CAN. Es ist eine Art Huldigung.


KEN ist ursprünglich im Umfeld der Bands BLACKMAIL und SCUMBUCKET entstanden. Wie genau kam es zur Idee für dieses Projekt?


Bei BLACKMAIL gibt es diverse musikalische Schranken. Es ist schwer, musikalisch auszubrechen, da es eine feste Band ist und sich der Sound auch über die Musiker definiert. Da es aber immer wieder interessant ist, in neuen Konstellationen zu musizieren und nicht immer bei Null anzufangen, habe ich kurzerhand KEN gegründet, um eine Spielwiese mit wachsendem Fundament zu haben.


Ist KEN immer noch ein Projekt oder ist mittlerweile eine Band daraus geworden?


Von Platte zu Platte ist KEN eine Band. Es ist auch wichtig, dass dieses Gefühl herrscht, da es sonst einen faden Beigeschmack hätte. Eine Band versprüht immer eine gewisse Energie, wobei ein Projekt eher die Kraft einer Jamsession aufbringt. Da aber alle in das Songwriting integriert sind, muss man dieses Gefühl nicht künstlich aufblasen, sondern es geht einen ganz natürlichen Weg.


Wie kommt man auf die Idee, zwei Alben gleichzeitig zu veröffentlichen?


Auf diese Idee kommt man nicht, diese Idee drängt sich irgendwann auf. Ich wollte keine der Coverversionen auf der regulären Platte haben, mochte aber alle und wollte diese irgendwie veröffentlichen. Da die Songs auf der Coverplatte wichtige Songs aus meinem Leben sind, haben sie auch ein vernünftiges und in sich geschlossenes Forum verdient.


Sind Covers nicht eher etwas für B-Seiten?


Als B-Seiten wären diese Songs verpufft. Das Album macht für mich auf jeden Fall Sinn. Es ist wie ein mit Liebe zusammengestelltes Mixtape.


"Stop! Look! Sing Songs Of Revolutions!" habt Ihr in grade mal 10 Tagen eingespielt, was kaum zu glauben ist, da das Album extrem vielschichtig, ausgereift und detailverliebt klingt. Wie habt Ihr das hinbekommen?


Die Chemie hat gestimmt. Jeder hat sich bestmöglichst eingebracht und es herrschte nach den ersten beiden Songs eine sehr ansteckende Euphorie. Da es keine musikalischen Grenzen gab, wurde auch nicht wirklich darauf geachtet, was gehen darf und was nicht. Das hat der Platte und der Arbeit an Ihr ganz gut getan.


Wie ist der Titel des Albums zu verstehen?


Der Albumtitel ist als erstes eine Huldigung an Charles Mingus. Die Aussage des Titels ist lediglich meine derzeitige Aufbruchstimmung. Ich möchte meine eigenen kleinen Revolutionen starten. Ich möchte dabei niemanden mitziehen und ziele auch nicht auf Mitrevoluzzer ab. Es geht lediglich darum, Dinge die mir wichtig sind, mit dem nötigen Respekt anzugehen. Der Albumtitel hilft mir dabei, falls ich das vergessen sollte.


Angeblich seid Ihr mit dem Vorsatz ins Studio gegangen, keine Rockplatte zu machen. Warum? Was ist schlecht an Rockmusik?


Ich wollte damit eigentlich nur zum Ausdruck bringen, keinen Aufguss der ersten Platte zu machen. Auf eine reine Rockplatte hatte ich keine Lust und wollte das durch diese Ansage bremsen. Rockmusik ist nach wie vor großartig und auch immer noch spannend. Die Mischung macht´s.


Für die beiden neuen Alben wart Ihr zum zweiten Mal mit KEN im Studio. Was war anders als beim ersten Mal?


Die Besetzung. Durch die neuen Leute war es ähnlich spannend wie beim ersten Mal. Keiner wusste, ob es funktioniert. Da ich den Schlagzeuger erst am ersten Tag der Aufnahmen kennengelernt habe, war es diesmal besonders aufregend. Ich freu mich jetzt schon auf die nächste, weil es dann wieder andere Leute, wieder andere Vibes geben wird.


Warum erscheinen die Alben nicht wieder bei der WEA, wie das erste Album?


WEA hat uns kurzerhand gedroppt, nachdem wir denen verkündet hatten, mit BLACKMAIL keine Platte mehr bei ihnen machen zu wollen. Es war bei der ersten Platte schon eher so ein Duldungsding. Halt, bevor es ein anderer macht, halten wir lieber die Zügel in der Hand. Da es mir aber nur um die Veröffentlichung ging, konnte ich sehr gut damit leben. Auch der Rausschmiss hat mich jetzt nicht wirklich berührt, da sie mich mit Geschenken zur Tür gebracht haben. Vielen Dank.


Eure Musik klingt angenehm undeutsch und scheint eher von englischen Bands beeinflusst zu sein. Welche genau sind das?


Ich höre sehr viel unterschiedliches Zeug. Ich beschränke mich dabei auch nicht auf Länder. Musik ist universell und daher interessiert mich nicht das Herkunftsland, sondern der Song.


Viele Eurer Songs klingen, als seien sie aus Jams entstanden. Ist das so oder gibt es bei Euch einen oder mehrere Songschreiber?


Es waren prickelnde Jams.


Es muss schwierig sein, mit einem derart charismatischen Sänger wie Dir nicht nach BLACKMAIL zu klingen - aber es ist Euch gelungen. War es schwierig, sich aus dem diesem Kontext zu lösen?


Überhaupt nicht. BLACKMAIL lebt von allen vier Mitgliedern. Jeder bringt seine Note ein und diese kann man nicht mit anderen Leuten kopieren. Will auch keiner von uns. Meine Stimme ist meine Stimme, da kann ich nicht soviel daran ändern.


Was hat die Koblenzer Musikszene außer BLACKMAIL und SCUMBUCKET noch zu bieten?


Ich bekomme von der Koblenzer Musikszene nicht besonders viel mit, da wir ständig unterwegs sind. Habe aber gehört, dass es hier viele belegte Proberäume gibt. Also geht das was!


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