Interview:

2017-02-15 Hell Over Hammaburg: Nicht nur der Wein ist gut

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Das HELL OVER HAMMABURG geht in die fünfte Runde, unter anderem mit dem ersten Europa-Auftritt UADAs. Am Freitag, 3. März 2017 und Sonnabend, 4. März 2017 jeweils ab 15 Uhr geht es in der Markthalle, Hamburg wieder hart her. Das Indoor-Festival für Heavy Metal - Black/Death Metal - Doom & Classic Rock! Bevor ihr lest, was Organisator Wolf Mühlmann zu dem Fest zu sagen hat, guckt mal, wann welche Bands spielen: Freitag, große Halle: 16.00 - 16.45: ARROGANZ, 17.15 - 18.00: NIGHT VIPER, 15.30 - 19.15: UADA, 19.45 - 20.45: OUR SURVIVAL DEPENDS ON US, 21.15 - 22.15: TYGERS OF PAN TANG, 22.45 - 00.00: GRAVE MIASMA. Sonnabend, Große Halle: 15:30 - 16:10: DOOL, 16:40 - 17:20: QRIXKUOR, 17:50 - 18:30: DARK FOREST, 19:00 - 19:45: SORTILEGIA, 20:10 - 21:10: HIGH SPIRITS, 21.40 - 22.30: MISTHYRMING, 23:00 - 00.10: ANGEL WITCH; Marx: 16:00 - 16:45: VULTURE, 17:15 - 18:15: YEAR OF THE COBRA, 18:45 - 19:45: LASER DRACUL, 20:15 - 21:15: KHTHONIIK CERVIIKS, 21:45 - 23.00: SLAEGT.Interview

Das „Hell Over Hammaburg“  hat sich in "kürzester" Zeit zu einem etablierten Indoor-Fest mit guten Ruf und hohem Ansehen entwickelt. Wie erklärst du dir den Erfolg?

„Kurz“ ist vielleicht ein bisschen übertrieben, denn das HOH findet bereits zum fünften Mal statt. Es scheint so, dass wir unser Stammpublikum gefunden haben, welches sowohl die musikalische Mischung (von Hardrock über Heavy Metal und Doom bis hin zu Black Metal) als auch die fanfreundlichen Rahmenbedingungen in der Markthalle schätzt. Und nicht zu vergessen: Die schönste Stadt der Welt ist natürlich immer eine Reise wert.

Was gibt es diesmal Neues in Orga, Umgebung und überhaupt? In der Markthalle hat sich ja die Klo-Situation gebessert. Grad für Grey-Ager mit Konfirmanden-Blase unerlässlich....

Wir haben das Programm noch besser entzerrt, das heißt, im großen Saal treten mehr Bands und im kleinen Marx weniger Bands als je zuvor auf.  Seitens der Markthalle wurden in den vergangenen Monaten einige Umbauarbeiten abgeschlossen, die unter anderem die Toilettensituation verbessert haben. Konfirmandenblasen und -bläsinnen müssen nicht mehr lange Schlange stehen.

Erklär doch mal einem Nicht-Hinter-die-Kulissen-Gucker die Evolution deines Festivals.  Also: Wie kam es von der ersten Idee über grobe Pläne bis hin zur konkreten Umsetzung.

Die erste Idee ergab sich aus einer großen Unzufriedenheit heraus: Obwohl Hamburg zweifelsohne eine jahrzehntelange Metal-Tradition vorzuweisen hat, spiegelte sich dies nicht unbedingt im Alltag in der Hansestadt wieder. Echte, coole Metal-Kneipen in der zweitgrößten Stadt Deutschlands? Fehlanzeige. Patronengurt-taugliche Metaldisco? Ebenfalls nix. Man hatte vor 5 Jahren den Eindruck, dass die Wackenkirmes offizieller Ausstatter von Deutschlands Norden ist und dass der Underground in Hamburg irgendwo apathisch vor sich hinvegetiert. Es gab und gibt eigentlich nichts Schlimmeres auf der Welt, als im Rahmen eines Indoor-Events Augenzeuge einer Metal-Tombola und eines Metal-Glücksrads sein zu müssen. Solche Kaspertheater schreien förmlich nach einem Underground-Festival als Gegenpol. Also unternahm ich zunächst einen Versuch, der nicht völlig in die Hose ging, denn das Minus, das ich erwirtschaftete, hielt sich in Grenzen. Im Laufe der Jahre hat sich das HOH nicht nur schrittweise etabliert, sondern die Vorlage für neue, im Ansatz ähnliche Veranstaltungen in Hamburg gegeben - und generell steht der Underground in Hamburg, auch dank des Clubs Bambi Galore und dank einiger Idealisten, wieder auf sicheren Füßen. Ach, eine vernünftige Metalkneipe und ne geile Metaldisco gibts in Hamburg auch heute nicht... Was für ein Elend. 

Wer ist beteiligt an der Veranstaltung?

Das Team der Markthalle sowie mein kleines Team (Fahrer, Merchandiser & meine Wenigkeit) wuppen das Ding.

Was viele nicht verstehen: Wie kriegt man so ein Billing finanziert: Klar, Eintrittskarten (wie viele?) bringen Geld, aber Miete, Gagen, Flüge für zig Bands – das kann doch kaum klappen.... Erklär ma, Bär!

Das Ticket-Kontingent liegt bei 1000. Mehr dürfen es nicht sein, sonst wird es fürs Publikum ungemütlich. Und das wollen wir nicht. Auf Basis von 2/3 der Gesamtverkäufe erstellen wir ein Budget, und wir versuchen, das exakt so einzuhalten. Klappt aber nie so hundertprozentig, denn im Laufe eines Vorbereitungsjahres tauchen öfters unerwartete Kosten und Probleme auf. Den Großteil des Budgets verschlingen natürlich die Gagen sowie die Reise- und Hotelkosten der Bands.

Auf welche Bands bist Du diesmal besonders stolz und warum? Was sagste zu den Absagen und warum spielen Forteresse oder eine der vielen anderen Bands aus Quebec nicht?

Das Programm in seiner Gesamtheit macht uns stolz. Wir gehören nicht zu den Veranstaltern, die das Budget für ein, zwei fette Namen rausfeuern und den Rest mit Preiswert-Kapellen aus dem Proberaum von nebenan auffüllen. Jede einzelne Band, die wir buchen, findet sich auf unserer Wunschliste von Bands wieder, die wir selbst unbedingt mal sehen möchten. Natürlich bleiben auch wir nicht von kurzfristigen Absagen verschont, dann rückt eben eine andere Band aus unserer Wunschliste nach. Mit Kanada beschäftigen wir uns 2018. Dies ist natürlich eine Kostenfrage, denn ein Underground-Festival kann nicht einfach mal so die Flugkosten für 5 Kanadier wuppen.

Die Mischung ist prima. Alte und junge Bands, bekanntere und Newcomer, harte und nicht so extreme. Aber auf jeden Fall kein Mainstream. Ist das das Erfolgsrezept: Für jeden was dabei, aber irgendwie doch elitär? Und wie findest du die Kapellen? Du bist ja schließlich kein Trüffelschwein, oder?

Unser Konzept hat nichts mit elitär zu tun. Wir möchten einfach keine Bands buchen, die mit Hilfe von emsigen Bookern und Managern sowieso schon an jeder Steckdose spielen. Es bedarf keines weiteren Festivals, welches einfach nur den metallischen Massengeschmack bedient. Wir haben grob geschätzt ein Stammpublikum von 800 bis 1000 Fans, die aus ganz Europa zu uns kommen. Dieses Publikum wollen wir restlos glücklich machen. Alles andere liegt außerhalb unseres Hobbys. Ob ich ein Trüffelschwein bin, weiß ich nicht. Aber ich habe Energie, Leidenschaft und zwei gute Ohren. Viele meiner Freunde sind Trüffelschweine und graben mir ständig den Garten um, stets auf der Suche nach Erdöl und Okkultem. Das Billing beim HOH stellt sich also fast ganz von selbst auf.


Die Location mit ihren zwei Bühnen ist ja wie gemalt für dein Festival. Wie gut es läuft, hast du ja in den Vorjahren schon erwähnt. Haste denn ein paar Anekdoten, die in und um die Halle passierten?

Natürlich befindet sich unter all den coolen Musikern und Crews manchmal auch der ein oder andere schwierige Fall, der einem die ohnehin schon superstressige Arbeit während des Festivals noch stressiger macht. Damals war ich ziemlich genervt, heute kann ich darüber lachen: Nachdem die Blackmetaller Hetroertzen nach Inaugenscheinnahme der kleinen Bühne verlangten, dass wir das Programm komplett umschmeißen, damit sie in der großen Halle spielen können, und wir dies (logischerweise) ablehnen mussten, begann das eigentliche Theater. Sie verlangten nach einem großen Spiegel, um sich schminken zu können. Also schraubte ich irgendwo einen großen Wandspiegel ab und schleppte ihn durch die Menschenmassen in den Backstage. Danach beschwerte sich die Band, dass der Rotwein zu trocken sei – sie hätte ausdrücklich nach süßem Rotwein verlangt. „Der Gast ist König“, dachte ich mir und rannte um 19.45 Uhr zu Karstadt, um dort um 19.59 Uhr, also kurz vor Ladenschluss, eine teure Flasche mit süßer Rotweinplörre aufs Kassenband zu legen. Nach ewiglanger Schminkerei und Kostümierung, die Band war bereits zeitlich in Verzug, stellte sich heraus, dass eine Gitarre sowohl verstimmt als auch völlig defekt war, was der Gitarrist vor lauter Schminkerei gar nicht bemerkt hatte. Also lieh sich die Band eine Gitarre bei einer anderen Band. Hetroertzen gingen schlussendlich mit rund 30-minütiger Verspätung auf die Bühne. Nach dem Konzert sagte der Gitarrist zu mir: „Wenigstens der Rotwein war gut.“

Die Zeiten für Festival-Veranstalter werden schwerer. Mehr Konkurrenz, weniger Bereitschaft Geld auszugeben, was weiß ich. Wie versuchst Du, dennoch Leute beim HOH zu halten. 

Ich baue eine Mauer um die Markthalle und lasse Wacken dafür zahlen.

Was wünschst du dir für die 2017er-Auflage?

Rundum glückliche Fans, die tonnenweise Merch, Vinyl und tolle Erinnerungen mit nach Hause nehmen.

Und sonst? Noch was auffm Herzen? Außer VVK-Stellen?

Willkommen in Ham(ma)burg!


Wo gibt es Tickets?

Hier:

Iron Bonehead

http://shop.ironbonehead.de/en/tickets-misc-/15155-hell-over-hammaburg-volume-5-ticket.html

Van Records Onlineshop

http://www.van-records.de/product_info.php?products_id=2912

 

Cudgel

http://www.cudgel.de/Tickets/Ticket-HELL-OVER-HAMMABURG-FESTIVAL-2017.html

 

High Roller Records Onlineshop

http://www.hrrshop.de/HELL-OVER-HAMMABURG-Vol5-Festival-Ticket

 

Eventim

http://www.eventim.de/Tickets.html?affiliate=EVE&doc=artistPages%2Ftickets&fun=artist&action=tickets&erid=1649380&includeOnlybookable=true&x10=1&x11=Hell%20Over

 

& Remedy Records Store, Hamburg



UADA Hell Over Hammaburg Angel Witch Vulture Year of the Cobra