Interview:

2010-07-12 Gorath

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GORATH haben sich gemacht, ihr neues Album “MXCII” ist ein Highlight unter den Black Metal-Alben 2010 geworden. Fronter und Mastermind F. hat seine eigenen Ansichten zur Szene, zum Album und zu der Tatsache, dass aus GORATH eine echte Band geworden ist. Ansichten, die er gerne in teils markigen Worten wiedergibt. Interview Es ist schon eine Weile her, dass wir uns unterhalten haben… Was passierte bei GORATH seit 2005? Waren ja scheinbar gute Jahre, mit einigen Veröffentlichungen.




Das Wichtigste war sicherlich die Entwicklung von einem Soloprojekt zu einer richtigen Band, nach dem Release von „The Fourth Era“ 2007. Mit Session Musikern wurden Shows in Belgien und im Ausland gespielt, die nach und nach durch Vollzeitmitglieder ersetzt wurden. „MXCII“ ist das letzte Album, dass ich praktisch alleine geschrieben, heute tragen alle Bandmitglieder zum Songwriting bei. Wir spielen weiterhin Shows, bisher u.a. mit DARK FUNERAL, SHINING, WATAIN und NEGURA BUNGET. Darkness has fallen and it's not about to clear up.



„MXCII” ist vor Kurzem veröffentlich worden – bist du immer noch nervös vor so einem Termin? Wie sind die Reviews ausgefallen?




Es ist ja unser viertes Album und ich habe das Alter, in dem man auf Weltbeherrschung aus ist oder sein Ego gestreichelt bekommen will, hinter mich gelassen. Mit den vorherigen Alben habe ich mir meine Streifen verdient, alle Alben haben sehr gute Reviews bekommen. „MXCII“ ist ein weiterer Schritt nach vorne, sehr schnell und sehr melodische Musik. Es ist komplex und nicht nach einer Listening Session zu greifen. Dafür gab es exzellente Reviews, genau wie schlechte. Es war das, was ich erwartet habe und es kümmert mich nicht. Die Musik kommt aus meinem tiefen Inneren und ist nicht davon beeinflusst, was andere denken. Die, die wirklich zuhören wollen, finden die Seele von „MXCII“.



Du bist also sehr zufrieden mit dem Album?



Natürlich. Sonst hätte ich es nicht veröffentlicht. Und ja, natürlich gibt es kleine Fehler oder Dinge, die ich heute anders machen würde, aber ich sehe „MXCII“ als unser erwachsendes Album an.



Verglichen mit euren früheren Alben, wo hat „MXCII“ die größten Veränderungen und Fortschritte?



Die Musik ist komplexer und mehr auf einer guten Atmosphäre basierend. „MXCII“ enthält viele Schichen Musik, die nicht alle sofort sichtbar sind. Sie müssen entdeckt werden. GORATH wurde immer mit SATYRICON verglichen. Die Musik hat sich zu weniger rockenden und weniger groovenden Form entwickelt. Es ist alles dunkler geworden.



Wie lange hast du an den Songs gearbeitet? Hast du da schon Routine entwickelt?



Es war alles sehr einfach: Ich schrieb die Musik, programmierte die Drums und gab die Demo an den Drummer. Er spielte das im Studio ein, ich die restlichen Instrumente. Das war’s. „MXCII“ war das erste Album, das mit mehreren Musikern eingespielt wurde, Gitarrist und Bassist haben ihren Teil selbst gespielt. Für das kommende Album hat sich auch der Songwriting-Teil drastisch verändert, wie schon gesagt. Bart (guit.) hat schon zwei Songs fertig, was das erste Mal ist, das jemand anderes mit der Musik von GORATH interagiert. Sein Death Metal-Background ist sehr inspirierend und er bringt GORATH an neue Grenzen.



Wovon handeln die Texte auf „MXCII“?



Abgesehen von „Elite” sind alle GORATH-Alben ein Gesamtkonzept, in dem Musik, Artwork und Texte eine Dreifach-Sechs bilden. „The Fourth Era“ behandelte die Maya-Prophezeiungen für 2012, „Misotheism“ handelte von der Doppelzüngigkeit der Kirche und „MXCII“ beschreibt Folklore, gesehen durch die Augen eines Häretikers.



Wurde im Black Metal nicht schon alles gesagt? Wie schwer oder leicht fällt es dir, Texte zu schreiben?



„MXCII“ ist einzigartig! Die Texte sind in meinem lokalen Dialekt geschrieben, basierend auf dem dafür offiziellen Wörterbuch. Wir sind die einzige Band in der Welt, die diese Sprache benutzt, erweitert um etwas Latein und Griechisch. „MXCII“ ist das Gründungsjahr meines Dorfes, Diepenbeek, was dasmals wie so viele andere Teile Europas war. Aber viele Leute hier kennen diese Geschichte sicher nicht, die zwar nicht so beeindruckend wie manche Teile der skandinavischen Geschichte ist, aber trotzdem interessant. Es gab eine Art Stonehenge hier („Tombeveld“); zwei Galgen („Doed over't Galgeveld“) und eine Geschichte über St. Augustinus. Jeder Song des Albums erzählt von einer Besonderheit des Dorfes. Ich brauchte Stunden, um alles zu übersetzen, inklusive der englischen Version, die aber in Spiegelschrift abgedruckt ist. Es braucht also einige Anstrengung, um die Texte lesen zu können.



Wie siehst du die heutige Black Metal-Szene? Gibt es noch die gleichen Ideale und das gleiche Image wie zu Anfangszeiten?



Die Black Metal-Szene wird von Idioten regiert. Diese Leute kümmern mich nicht, genauso wenig wie sie unsere Musik nennen. In dieser Szene gibt es viele Poser, die nur Farbe tragen und Scheiße reden. Ich fühle mich schon lange nicht mehr dem Black Metal alleine zugehörig, auch wenn ich viele Leute aus der Szene kenne, aber mir fehlen die Regeln. Wenn jemand über Ant-universelle Magie singt und Gnostiker ist, hat er meinen Respekt. Hingabe ist der Schlüssel. Sei ehrlich und hör auf, eine Maske zu tragen! Black Metal war immer ein Vehikel, voll mit Trend-Nachläufern. Die ersten Band wollten sprichwörtlich die Leute schocken; VENOM haben sicher nicht die Ideal verehrt, die manche heute im Black Metal sehen. Ich bin zu lange in der Szene aktiv, um mich um Regeln zu scheren. I just don’t give a fuck.



Wie sehr bist du in der belgischen Szene aktiv?



Belgien ist ja in zwei Teile geteilt: im Norden wird Holländisch gesprochen, im Süden Französisch. Diese Teile interagieren nicht sehr viel mit einander. Wie in Deutschland auch werden wir mit Underground-Shows überschwemmt, jede Samstag sind mindestens drei in einem Zwei-Stunden-Radius um mein Dorf. Das ruiniert die Atmosphäre.
Es gibt nicht viele gute Bands hier. PARAGON IMPURE werden bald ein neues Album aufnehmen, ENTHRONED haben ihres gerade veröffentlicht. Ich denke, mehr haben wir an Black Metal nicht.



Was sind deine weiteren Pläne für GORATH?



GORATH werden aufgrund von Arbeitsverpflichtungen sicher nie längere Touren spielen, wir haben dieses Jahr schon Support-Angebote für TAAKE und DARK FORTRESS ablehnen müssen. Interessante Sachen sind aber in Arbeit. Wir werden wohl mit TODTGELICHTER eine kleine Tour im Dezember spielen.


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