Interview:

2005-09-15 God Forbid

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Spätestens mit ihrem letzten Album "Gone Forever" dürfte die Metalcore - Formation GOD FORBID aus New Jersey auch hier in Deutschland Aufmerksamkeit erlangt haben. Das neue Werk "IV: Constitution Of Treason" dürfte den guten Ruf der Band weiter ausbauen, bietet das Album eine große Bandbreite moderner Metal - Spielarten, die eine pure Beschränkung auf den Begriff "Metalcore" fast schon nicht mehr rechtfertigen. Grund genug, bei Gitarrist Doc Coyle nachzufragen, was genau dahinter steckt und warum die nette, alte Hafenbraut mal wieder dran glauben musste… InterviewWie geht es Dir denn im Moment?



Danke, echt gut! Die neue Platte ist im Kasten und ich mache gerade eine Menge an Promotion - Arbeit, wie Interviews, Foto - Shootings und so weiter. Wir sind im Moment gut beschäftigt.



Seit Eurem letzten Album "Gone Forever" ist nur etwa ein Jahr vergangen. Warum seid Ihr denn so schnell wieder mit neuem Material am Start?



Es hat einfach Sinn gemacht. Unser letztes Album war in den Staaten und in Europa sehr erfolgreich und wir hatten ein paar Monate Zeit, in denen wir nichts zu tun hatten, so dass wir uns gleich an das neue Album gemacht haben. Wir wollten einfach beschäftigt sein und dieses Jahr einen Nachfolger zu "Gone Forever" fertig haben. Es sollte so früh wie möglich fertig sein, denn es ist auch ein starker Wettbewerb und viele große Metalbands bringen in diesem Jahr Alben heraus, wie auch im letzten Jahr. Die Zeit für das neue Material war einfach gekommen!



Was sind denn Deiner Meinung nach die Unterschiede zwischen Eurem letzten Album und dem neuen Werk?



Ich denke, dass das Songwriting eine ganze Ecke besser geworden ist und dass das neue Album viel rockiger und metallischer klingt. "Gone Forever" ging viel stärker geradeaus und mehr auf den Punkt. "IV: Constitution Of Treason" ist vielleicht etwas progressiver und schwieriger aufzunehmen, dafür aber viel abwechselungsreicher. Der Gesang ist auch viel kräftiger und besser geworden, weil wir uns dafür mehr Zeit genommen haben. Es ist von oben bis unten die "komplettere" Scheibe, aber man kann hören, dass dort dieselbe Band am Werk ist wie auf dem letzten Album! Wir haben schon eine große Entwicklung durchgemacht und man hört das sehr gut bei den Vocals, die viel mehr Melodien tragen als vorher, aber das schien uns der natürliche Vorgang zu sein.



Seid Ihr denn insgesamt mit dem neuen Album zufrieden?



Ja, ich bin sehr glücklich damit! Wir haben Monate damit verbracht, Songs zu schreiben und sie Stück für Stück zu bearbeiten, bis wir am Ende das herausbekamen, das wir wollten. Wenn ich etwas nicht mag, dann kommt es auch nicht auf die Platte. Aber alles in Allem ist es eine wirklich großartige Heavy Metal - Scheibe geworden, die viele Leute mögen werden, denke ich.



Du sagtest gerade, dass es eine "Heavy Metal - Platte" sei. Euer Stil wird vielerorts auch als "Metalcore" bezeichnet. Würdest Du tatsächlich sagen, dass die Musik eher Metal oder doch eher Hardcore ist?



Wir sind eine Metal - Band! Es sind vielleicht ein paar Einflüsse aus dem Metalcore vorhanden, aber es ist lustig, denn als wir Interviews im Rahmen des letzten Albums gaben, wurde der Begriff "Metalcore" kaum erwähnt. Aber seitdem ist dieses Genre so stark gewachsen, dass die Leute sagen: "Hey, Ihr spielt ja Metalcore!". Ich weiß damit gar nicht so viel anzufangen und ich mag diese Bands nicht einmal unbedingt. Wir stehen Bands wie IN FLAMES oder SHADOWS FALL viel näher und fühlen uns eher dem Metal zugehörig. So sehe ich das jedenfalls. Unsere Wurzeln liegen im alten "Bay Area" - Thrash Metal, aber später kam auch härterer Stoff dazu, hauptsächlich Death Metal und als wir dann angefangen hatten, Shows zu spielen, kamen wir auch mit Hardcore in Berührung, denn die Hardcore - Szene ist in New Jersey sehr groß.



Ein echtes Markenzeichen Eurer Alben sind auf jeden Fall die Coverartworks, die spätestens seit Eurem letzten Werk hervorstechen. Auch dieses Mal war, wie zuletzt, Travis Smith für Euch tätig. Was soll das neue Artwork denn aussagen? Die Zerstörung der Freiheitsstatue ist schon sehr symbolisch…



Es geht gar nicht einmal um die Zerstörung der Statue, sondern darum, dass sie die Fackel fallen lässt. Die Ausführung lag bei Travis und es ging von Anfang an nicht darum, die Statue zu zerstören. Die Idee dahinter ist einfach, dass die Ideale der Freiheit aus dem Bewusstsein des Volkes verloren gegangen sind. Es sollte ein Symbol für diesen Verlust der Ideale darstellen und dafür stehen, was aus diesem Land mittlerweile geworden ist. Wir wollten damit kein Weltuntergangsszenario andeuten oder so etwas.



Kennst Du eine Band namens DEAD SOUL TRIBE?



Ja, das kommt mir bekannt vor, aber Genaues weiß ich damit nicht anzufangen.



Mir ist in diesem Zusammenhang aufgefallen, dass das Cover von deren vorletztem Album dem Cover Eurer letzten Scheibe "Gone Forever" sehr ähnlich ist. Es zeigt dieselbe Krähe auf dem Cover, nur vor einem anderen Hintergrund.



Oh, ist dieses Motiv auch von Travis Smith?



Ja, ist es!



Ja, ich glaube, ich habe es irgendwann einmal online gesehen! Vielleicht zeichnet er jetzt für jeden diese Krähen, haha! Was will man machen?!



Seid Ihr denn eine politische Band? Und wenn ja, in wie fern?



Nun, wir sind uns definitiv bewusst über die soziale Situation und man kann bei uns schon eine politische Richtung erkennen, aber wir haben kein bestimmtes Motiv. Wir sind auch nicht in irgendeiner politischen Organisation tätig oder gehen so weit, dass wir gewisse politische Ziele anstreben. Natürlich tun wir unsere Meinung kund, aber meiner Meinung nach sind wir weniger politisch als humanitär, in der Form, dass wir schauen, was bei den Leuten vor sich geht. Es geht uns mehr darum, dass die Leute Arbeit haben und genug Bildung bekommen. Das ist uns wichtiger und wir stehen eher für diese positiven Aspekte, als dass wir nur das Negative sehen.



Glaubst Du denn, dass Musik und Politik kombiniert werden können, wie es viele andere Bands, gerade aus dem Metalcore - Bereich, tun?



Das ist doch ein ganz natürlicher Vorgang. Schau doch nur mal zurück in die 60er und 70er, als der Vietnamkrieg in Gange war, da war das schon so. Heute ist es ähnlich, dass fast jede Rockband in irgendeiner Form zu den Geschehnissen Stellung nimmt. Damals gab es auch die vielen Festivals nach dem Motto "love and peace", auf denen sich die Bands äußerten und grundsätzlich ist es heute nicht anders. Es ist heute nur alles wütender geworden und die Zeiten sind härter. Der Vietnamkrieg hat damals dazu beigetragen, die Unschuld in Amerika zu zerstören und heutzutage hat sich diese Zeit mit "love, peace und Woodstock" überlebt und die Leute haben genug davon. Es scheint, dass die Leute diese ganzen Kriege einfach haben müssen. Man kann das leider nicht verhindern.



Hier in Deutschland läuft gerade eine heiße Diskussion über gefährliche Moshpits, die sich vor den Bühnen abspielen und bei denen sich die Fans gegenseitig ausknocken. Es gab auch schon ein paar Schwerverletzte dabei. Habt Ihr auch bereits die Erfahrung mit diesem Phänomen gemacht?



Ja, das Problem ist bekannt, aber es spielt sich mehr in der Hardcore - Szene ab. Das ist diese Art von Tanz, die dort aufgeführt wird, bei der die Leute um sich schlagen und treten. Ich selbst bin damit aufgewachsen und habe über die Jahre hinweg miterlebt, wie sich die Fans gegenseitig ins Gesicht treten und dabei Spaß haben. Man meint immer, dass man das einfach vermeiden könne, wenn man sich aus dem Pit heraushält. Aber manchmal kommt der Pit einfach zu Dir, haha! Es ist auch immer gewalttätiger geworden, aber bei einigen Metal - Bands, wie etwa MACHINE HEAD, sieht man zwar niemanden treten oder schlagen, sie schubsen sich dafür gegenseitig durch die Gegend und das kann auch sehr gefährlich sein. Es kommt aber immer auf die Situation an und man muss damit umgehen können. Einige Leute stört es wirklich, aber meiner Meinung nach sollte man auch niemandem verbieten, Spaß zu haben! Das darf man keinem verwehren, denn jeder hat ein Recht auf Spaß und deswegen kommen die Leute auch dorthin.



Aber die Leute, die einfach nur irgendwo stehen und sich die Band anschauen wollen, werden durch diese Moshpits gestört.



Es ist immer schön, einen Moshpit zu haben, in dem die Leute gut abgehen, aber natürlich sollten sie aufpassen, dass es nicht Überhand nimmt und sie aus diesem "abgesteckten" Bereich hinaus die anderen Fans belästigen. Das ist dann wirklich Mist.



Was war denn das bisher größte Konzert, das Ihr gespielt habt?



Wir haben einmal auf dem "Ozzfest" zusammen mit SLIPKNOT, SLAYER und HATEBREED gespielt und dort waren 7000 oder 8000 Leute, vielleicht auch mehr. Das war fast schon krank und man sieht bei sowas nicht mehr, ob es nun 5000 oder 10000 Fans sind. Wir lieben es aber, vor riesigen Mengen zu spielen! Mit diesen Bands haben wir auch schon in Arenen gespielt, vor etwa 3000 oder 5000 Fans. Das war unglaublich!



Siehst Du denn im Verhalten der Fans Unterschiede, wenn du die Fans aus Europa, den USA oder Japan miteinander vergleichst?



Nun, wenn die Band sehr bekannt ist, nimmt sich das alles, mehr oder weniger, nicht mehr viel. Es gibt vielleicht ein paar kleine Unterschiede. Wir waren zum Beispiel in Spanien und dort sind die Fans etwas roher und krawalliger als etwa in Deutschland. In Norwegen sind die Fans weder so aggressiv wie in Deutschland, noch wie in Spanien. Es kommt da auch immer auf die jeweilige Landeskultur an. Manche gehen eben ein wenig mehr aus sich heraus als andere. Die Japaner sind etwa wieder sehr ruhig zwischen den Songs, aber dafür singen sie umso lauter, wenn man spielt und singen selbst die Soli mit. In Amerika kann man in einer Großstadt spielen und die Fans sind sehr gut drauf und dann kommt man auf´s Land, in die Mitte vom Nirgendwo, und die Fans sind schlichtweg unglaublich! Wenn man aber bekannt ist, ist es fast überall gleich!




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