Interview:

2008-03-14 Glyder

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Die irische Classic Heavy Rock-Truppe GLYDER befindet sich gerade auf dem Weg nach oben und ist mit allem Möglichen beschäftigt. Gitarrist Bat Kinane nimmt sich trotzdem gerne Zeit für ein eMail-Interview und nimmt überdies für sich in Anspruch, dafür in der Band am geeignetsten zu sein, weil der Rest der Jungs im Umgang mit Computern wohl nicht gar zu bewandert ist.InterviewWie seid ihr auf die Idee mit dem Jahrmarkt für das Album-Artwork gekommen und wie genau sieht für euch die Verbindung zwischen Artwork und Titel?>


Die Ideen kamen aus ganz vielen verschiedenen Ecken. Der Titel "Playground For Life" ist eine Zeile in einem Song, den der Schlagzeuger meiner alten Band geschrieben hat. Tony und ich kamen zusammen auf die Ideen und Konzepte. Das Artwork stammt von Mark Wilkinson, wir haben ihm eine grobe Skizze unserer Ideen geschickt und einige der Charaktere, die wir darin haben wollten, wir haben ihm außerdem auch die Texte geschickt. Das Album- Artwork beinhaltet hauptsächlich viele der Songtext-Themen. Es ist zwar kein Konzept-Album, aber die Themen und Bedeutungen der Songs sind auf dem Cover gut repräsentiert. Es ist ein dunkles Album, aber sehr melodisch und es sind sehr viele verschiedene Stimmungen und Farben darin, und ich denke das Album-Cover verdeutlicht das sehr gut.


Unter euren Einflüssen sind Bands wie Thin Lizzy aufgelistet. Mittlerweile habt ihr nicht nur mit denen gespielt, sondern auch mit Bands wie W.A.S.P. und Mötley Crüe. Wie war es für euch, mit euren eigenen Idolen zu spielen?>


Wir sind offensichtlich stark von Lizzy beeinflusst und obwohl es großartig war, als Vorband für W.A.S.P. und auf dem selben Line-Up wie Mötley Crüe zu stehen würde ich nicht sagen, dass wir von einer der beiden Bands beeinflusst wurden. Es ist großartig für einige tolle Bands als Support zu spielen und wir haben kürzlich als Vorband für Michael Schenker in Irland gespielt und es war klasse! Ich bin der älteste in der Band, deshalb was mich angeht, ich habe viele dieser Leute gehört als ich aufwuchs, aber sie sind ein bisschen zu alt für den Rest der Jungs und die entdecken gerade erst noch viele dieser Bands.


Inwiefern würdet ihr sagen, dass eure Musik ähnlich der eurer Idole ist und was unterscheidet sie davon?


Unsere Musik ist ähnlich der unserer Idole und wir sind stolz darauf. Was uns davon unterscheidet ist, dass wir eine junge Band sind, die Musik macht, die vor 30 Jahren aus der Mode kam. Wenn wir damals damit unterwegs gewesen wären, hätten wir das Richtige zur richtigen Zeit gemacht und wären Teil dieser Szene gewesen, aber jetzt sind wir eine moderne Classic Rock-Band. Wir haben einen sehr bestimmten, sich entwickelnden Stil, der unverkennbar nach Glyder klingt und obwohl man unsere Einflüsse darin hören kann, kann man nicht leugnen, dass wir nicht wirklich wie irgendjemand anders da draußen klingen, momentan. "Hört euch den Titeltrack des neuen Albums an und sagt mir, nach wem es klingt"- wenn ich das Leute frage, kann es keiner genau festmachen.


Ihr habt ursprünglich als Coverband angefangen. Was genau habt ihr damals gemacht und wie ist das zu dem geworden, was ihr heute macht?


Ich war mal in einer Metal-Band und haben uns getrennt. Ich habe immer schon Musik und Songs geschrieben. Ich gab es auf, weil es zu schwierig war, bemerkt zu werden. Dann habe ich angefangen, Covers zu spielen und Tony und Davy waren die Rhythmus -Sektion. Wir bekamen die Möglichkeit beim "Vibe for Philo" in Dublin zu spielen, das ist ein alljährlich stattfindendes Event im Gedenken an Phil Lynott an seinem Todestag. Dieser Gig ist eine ziemlich große Sache in Irland und zieht ein großes Publikum an. Nach all der Aufregung vor 2000 Leuten zu spielen, beschlossen wir, dass wir das öfter machen wollten und als Pub Cover-Band gibt es keine Chance noch mal vor einem derartigen Publikum zu spielen! The Darkness hatten Classic Rock wieder populär gemacht und daher beschloss ich, dass es einen Versuch wert sei. Sie haben bewiesen, dass gutes Songwriting zeitlos ist und dass es ein ausgeprägtes Publikum für diese Musik gibt. Ich würde niemals irgendeinen trendigen Musikstil spielen um reich oder bekannt zu sein, ich werde nur Musik machen, die ich liebe, und das ist Classic Heavy Rock. In gewisser Weise habe ich das Gefühl, dass es unser Schicksal war, und es war nicht leicht, aber wir schaffen den Durchbruch.


Wo kommt euer Bandname her und was bedeutet er für euch?


Der kommt von "Glider", das ist ein leichtes Flugzeug ohne Motor. Wir haben das "i" zu einem "y" gemacht, das klingt rockiger. Wir haben unser Debut neben einem Flugplatz aufgenommen und die hatten jeden Tag Glider am Himmel und es hat einfach Sinn gemacht. Für mich bedeutet es quasi eine Gruppe von vier Leuten auf einer Reise, und der Wind wird uns dahin bringen, wohin wir unterwegs sind. Es ist ein ziemlich zufälliges Ziel, aber eine sehr friedvolle, einfache Reise, also eine sehr öko-freundliche Reise, weil es keinen Sprit zu verbrennen gibt und keine Verschmutzungen, die der Atmosphäre zugeführt werden. Es ist auch ein verdammt cooles Logo!


Es gibt einige Blue-Elemente auf eurem Album, zum Beispiel bei "For Your Skin", die im Heavy Rock oder Metal nicht unbedingt so üblich sind. Wie sind die da reingekommen?


Naja, ich mag Blues ziemlich, ich mag viele Blues-Gitarristen und dieses Element ist immer da, hör die mal einige meiner Solos an. Ich interessiere mich nicht für Millionen von Tönen- einige wenige reichen völlig, wenn sie von Herzen kommen.


Der Titeltrack "Playground For Life" erinnert vom Gefühl her zum Teil ein bisschen an The Police/Sting. Ist das auch einer eurer Einflüsse oder nur Zufall bzw. hineininterpretiert?


Das ist lustig, weil praktisch keiner die selbe Band nennt. Das habe ich ja vorher schon mal erwähnt. Aber ja, The Police sind definitiv ein Einfluss. Tony und ich mögen das Album "Mercury Falling" von Sting sehr und The Police waren toll. Eine weiße Reggae-Band. Wir haben einen Song namens "Weather The Storm" geschrieben, der eine Reggae/Hard Rock-Nummer ist, und wir wollten ihn auf das Debut mit draufnehmen, aber Chris Tsangarides hatte das Gefühl, dass er nicht da hineinpassen würde und er hatte recht, es hat nicht reingepasst! Das wird später in diesem Jahr auf einer EP namens "Weather The Storm" erscheinen. Das habt ihr jetzt als erstes gehört! Ich hab gerade heute erst Chris Tsangarides angerufen, um herauszufinden, ob er das machen kann und werde im Laufe der Woche dann mehr wissen.


Welcher der Songs auf "Playground For Life" ist dein persönlicher Favorit und warum?


Schwer zu sagen. Es gibt immer Teile von den Songs.... Ich liebe all die Gitarren-Parts in "Sweets", das Intro und Petes Solo am Ende. Da passiert so viel. Ich bin sehr stolz auf das Album und da stecken sehr viele Stimmungen drin, deshalb hängt es immer vom Tag ab.


Kannst du uns was über die Geschichten erzählen, die hinter den Songs auf dem Album stecken oder zumindest über einige davon? Sowas ist ja meisten schon recht interessant, weil es der ganzen Sache eine völlig neue Dimension geben kann.


"Gambler´s Blues" wurde im Süden von Frankreich geschrieben, während einer Pause von der Tour mit Thunder. Der Song kam schnell zustande und fing mit einer Riff-Idee an, die Pete hatte und das hat mich inspiriert, die Musik zum Rest des Songs zu vervollständigen.
Der Text handelt von einem Spieler, für mich ist in einer Band zu spielen so etwas, wie ein Spieler zu sein... Du könntest zufällig dieses Gewinner-Blatt haben. Die erste Strophe kam uns gleich direkt und die Lyrics zu den beiden letzten Strophen haben Tony und ich dann in der Vorproduktion geschrieben. Es hat ein dramatisches Intro und bringt den Hörer dann so langsam rein. Der Song funktioniert bei einem Live-Set ziemlich gut.
"Sweets" ist einer der ersten Songs, die wir für das Album geschrieben haben, sehr bedrohlich und dunkel, aber funky. Musikalisch ist das das Lied, auf das ich am meisten stolz bin. Es hat viele Veränderungen und geht sehr gut voran. Der verrückte Intro-Hook ist gedoppelt mit einer Slide-Gitarre und klingt toll.
Pete hat ein klasse Solo am Ende, das mich von der Struktur und der Melodie her an Randy Rhoads erinnert. Es gibt auch einige nette Harmonien. Tony hat die Lyrics auf einem Trip nach Amsterdam geschrieben und sie handeln von dieser Kultur mit all ihrem Schattierungen...
"Puppet Queen" fing mit dem Intro-Riff an, das hab ich Tony vorgespielt und er kam dann mit den Strophen, dem Refrain und dem Text an. I finde, es klingt wirklich irgendwie punkig und erinnert an die Punk-Ära von 1977, es erinnert mich ein bisschen an The Clash und The Only Ones. Der Refrain ruft einem Deep Purple ins Gedächtnis und Tonys Backing Vocals haben mich an Zappa erinnert. Davy spielt ein großartiges Schlagzeugsolo am Ende. Textlich geht es um die Berühmtheitskultur, in der wir leben und die Unbeständigkeit des ganzen.
"Playground For Life" hat als ein Lied namens "Midnight in San Salvador" begonnen. Ich war dabei, "Songs From The Capeman" von Paul Simon zu hören und mir eine Sendung im Fernsehen über Gangs und den Film "City Of God" anzuschauen. Die Musik hat zu der Latin-Stimmung gepasst, in der ich gerade war. Tony hat das dann genommen und die Lyrics und die Gesangsmelodien ersetzt, aber den Ansatz "is it really me they´re after" und die Zeile "Playground For Life" aus dem Refrain beibehalten. Das Thema des Songs veränderte sich und wurde zu so etwas wie dem Grundthema des Albums, wie die Welt dein Spielplatz ist und du deinen eigenen Weg wählst.
"For Your Skin" ist ein von Tony komponierter Lovesong. Es ist einer der stärksten Songs auf dem Album und gesangstechnisch gesehen liefert Tony eine leidenschaftliche Performance ab. Ich denke, der Song baut sich gut auf, und wir haben zwei Tonartwechsel eingebaut, um ihn aufzubauen. Die Lyrics haben etwas Poetisches und sind so geschrieben, wie Phil Lynott einige der frühen Thin Lizzy-Songs geschrieben hat, mit Bezugnahmen auf Orte und Leute und Wortspielen.
"Walking My Own Ground" war der letzte Song, den wir für das Album geschrieben haben. Es war auch der, der am schwierigsten zu schreiben war, obwohl er musikalisch sehr simpel ist. Ursprünglich wurde er als "A Walk In Your Shoes" als Demo aufgenommen, aber irgendwie hat er einfach nicht funktioniert. Ich hab dann noch mal von vorne angefangen und dabei das Riff in der Bridge und ein bisschen was aus dem Refrain beibehalten. Ich habe den Text umgeschrieben und dann hat Tony übernommen und neue Lyrics für die Bridge hinzugefügt. Mir fiel einfach keine letzte Zeile ein, also kam Tony dann mit "Walking my own ground". Musikalisch erinnert es m ich an eine Mischung aus Thin Lizzy und Green Day. Textlich gibt es eine gewisse Beeinflussung von Rory Gallagher und und dem einsamen Leben, das man manchmal haben kann, wenn man Musiker ist und seinen eigenen Träumen folgt und nicht das tut, was die Gesellschaft von einem erwartet.
"Dark Meets Light" hat mit dem Intro-Riff angefangen, das Pete geschrieben hat. Tony hat es genommen und es für die Strophe abgeändert, und den Refrain geschrieben. Der Song hieß ursprünglich "Satellite", aber wir hatten das Gefühl, dass er in seiner ursprünglichen Form nicht funktionierte. Tony überarbeite den Refrain, behielt die Strophe aber bei. Ich denke, die Strophen sind wirklich stark und dass Tony da auf tollen Gesang abliefert. Der Refrain lässt mich von Melodie und Text her an Metallica denken. Er wird schön runtergebrochen auf ausschließlich Bass und Gesang und steigert sich dann im Refrain stark. Es gibt viel harmonische Gitarre und Davy hat einen klasse Groove hinzugefügt.
"Sleeping Gun" war ursprünglich auf der Debut-EP "Black The Tide Silver Path". Der am meisten herausstechende Teil ist der Gitarrenpart, der eine bestimmte Stimmung erzeugt. Als ich ihn geschrieben habe, habe ich gerade Stings "Mercury Falling" gehört. Tony wartete mit den Lyrics und der Melodieführung auf und hat auch die Musik für den Mittelteil geschrieben. Für diese Version hat Tony die Lyrics und die Melodieführung überarbeitet. Es ist jetzt grooviger und erinnert mich gesanglich an Sting. Der Text handelt von den Schul-Amokläufen in Amerika. Pete hat ein sehr kurzes, aber tolles Solo am Ende. Es ruft einem Michael Schenker vor Augen.
"Over And Over" ist Tonys Komposition. Wir haben das Lied Ende 2006 für den irischen Radiosender 2fm aufgenommen. Es hat sich seitdem auch nicht großartig verändert. Es hat einen sehr zeitgenössischen Sound und das Hauptriff hat etwas Punkiges. Es ist ein toller Song zum live spielen, weil es einen richtig starken Groove hat und nach vorne treibt. Davy hat auch ein paar wirklich schicke Schlagzeugparts.
"The Merrygoraun" ist wahrscheinlich der seltsamste Song auf dem Album und am weitesten vom Glyder-Sound entfernt. Er fühlt sich etwas nach Pink Floyd an. Der Text handelt vom Kindesmissbrauchs-Skandal des Klerus. Es ist ein Protestlied und handelt von der schieren Apathie der katholischen Kirche in Irland dem Problem gegenüber. Es ist auch relevant für jeglichen Machtmissbrauch und dafür, wenn Menschen an der Macht sind und die Bedürfnisse normaler Menschen vernachlässigen. Ich denke, es funktioniert am besten als Outro mit diesem epischen Effekt am Ende.


Habt ihr irgendwelche speziellen Pläne für die Zukunft? Ihr habt es ja immerhin schon ziemlich weit gebracht- mit euren eigenen Idolen zu spielen, die Presse scheint euch auch zu lieben... Was also kommt als nächstes? Gibt es zum Beispiel irgendwelche bestimmten Festivals, auf denen ihr gerne spielen würdet, irgendeine bestimmte Stadt oder ein Land, oder habt ihr ein besonderes Projekt im Kopf?


Wir hoffen, es später in diesem Jahr nach Europa und Deutschland zu schaffen. Heute wurde mir eine Tour in Spanien angeboten und ich denke, die wird dann im September stattfinden, nachdem wir auf dem Raismes-Festival in Frankreich gespielt haben. Wir hoffen, die EP "Weather The Storm" im April aufnehmen und dann später dieses Jahr veröffentlichen zu können. Und wir hoffen, mit der Arbeit an einem dritten Album beginnen zu können, damit das dann 2009 veröffentlicht werden kann. Ich denke, wir werden demnächst ziemlich viel auf Tour sein.


Gibt es irgendetwas, das du unseren Lesern gerne als eine Art Abschluss sagen möchtest? Vielleicht ein Motto oder so was in der Art?


Tretet Emusic bei und dann kriegt ihr 25 Gratisdownloads, dann könnt ihr die beiden Glyder-Alben UMSONST runterladen! Dann zahlt ihr einen monatlichen Beitrag von etwa 11 Euro und könnt dafür 30 Songs pro Monat runterladen. Ich hab mich da registriert und DIO, Michael Schenker, Blackfoot und viele andere runtergeladen. Es ist eine sehr gute Möglichkeit, an gute Musik heranzukommen und den Musikern etwas zurückzugeben. Wenn Leute weiterhin von illegalen Seiten herunterladen, wird das die Musikbranche töten und anständige Bands werden nicht länger überlebensfähig sein. Es wird keine Chance für brauchbare Bands geben, sich zu entwickeln. Bands werden ein oder zwei Alben aufnehmen und dann verschwinden. Wer werden die nächsten Zeppelins, Scorpions, Purples, Maidens? Fragt euch, warum es keine auftauchenden Riesenbands mehr gibt, weil die Labels nicht mehr so weit gehen, tolle Platten und tolle Bands zu machen. Tut jetzt was, haltet es am Leben.
Mein Motto: Keep it Lit!!!


Danke für das Interview und noch viel Glück für die Zukunft!