Interview:

2009-07-06 Dream Theater

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DREAM THEATER sind zweifellos musikalische Götter an ihren Instrumenten. Trotzdem haben sie auch immer wieder Spaß an harten Riffs, was sie mit ihrem neuen Album „Black Clouds & Silver Linings“ deutlich unter Beweis stellen. Vor dem Konzert im schweizerischen Wettingen gab uns ein gut gelaunter John Petrucci Auskunft über die Entstehung des Albums, sein Geheimnis als Gitarrist und darüber, warum man den Bass nur so selten hört. InterviewHabt ihr die Setlist für heute Abend schon geschrieben, oder macht ihr das direkt vor dem Konzert?


Die Setlist steht schon. Mike schreibt die Setlists, und das macht er immer schon eine Woche oder mindestens ein paar Tage vor den Konzerten.


Auf den vergangenen Konzerten der Europa-Tournee habt ihr mit „A Rite Of Passage“ nur einen Song vom neuen Album gespielt. Mittlerweile ist das Album ja im Handel. Werdet ihr daher mehr neues Material spielen?


Ja, das werden wir. Wir werden einen weiteren neuen Song ins Programm aufnehmen, wahrscheinlich noch nicht für das nächste Konzert, aber sicherlich für das übernächste. Und wenn wir dann ab Juli in den USA touren, kommen noch ein paar weitere hinzu.


Auf dem neuen Album gibt es auffällig viele harte Metal-Riffs zu hören. Seid ihr von bestimmten Bands beeinflusst worden?


Es mag wie ein Klischee klingen, aber bei mir ist das immer der Einfluss von METALLICA. Ich liebe einfach Hetfields Stil und die Art und Weise, wie er spielt. Sicher waren auch noch Bands wie MEGADETH oder SABBATH und all diese Sachen wichtig. Wenn ich diese Art von Riffs schreibe, geht das für mich immer darauf zurück.


Wie entsteht ein typisches DREAM THEATER-Album?


Normalerweise treffen wir uns alle im Studio, tragen unser Equipment rein und stellen es auf. Wir ziehen dort quasi ein und leben dann auch alle in der Stadt, in der wir aufnehmen. Dann schreiben wir ein paar Monate lang. Normalerweise schreiben wir die Sachen nicht zu Hause und bringen sie dann mit. Manchmal, wie etwa bei „Wither“, ist das zwar der Fall, aber den Großteil der Songs erarbeiten wir alle zusammen. Wir jammen und konstruieren die Songs nach und nach, wie wenn man ein Haus baut. Wir erstellen das Fundament, nehmen die Musik auf, schreiben die Texte, nehmen die Vocals auf und mischen das Ganze ab. Insgesamt ist das ein Prozess von ein paar Monaten.


Nach außen hin scheinen du und Mike die Chefs bei DREAM THEATER zu sein. Welchen Anteil haben die anderen Band-Mitglieder am Komponieren?


Das Songwriting selbst liegt vor allem bei Jordan, Mike und mir. Wir sind aber immer alle da, auch John, aber in letzter Zeit ist er ziemlich ruhig. Er hat in dieser Hinsicht nicht so viel zum neuen Album beigetragen. Als wir noch jünger waren, hat er mehr gespielt und gesagt. Generell sind es also Mike, Jordan und ich, die die Drecksarbeit übernehmen. Ha ha…


Was ist dein Geheimnis als Gitarrist? Wie groß ist der Anteil von Üben und Technik, wie groß der von Feeling und Inspiration?


Ich glaube, bei jedem Instrument, das man spielt, muss es eine gute Balance geben. Je mehr man auf seinem Instrument tun kann, desto mehr kann man ausdrücken, was man in seinem Kopf hört. Wenn du etwas hörst, das sehr komplex ist, oder etwas, das wächst, auf dem man aufbauen kann, dann willst du im Stande sein, das zu spielen. Das ist wie bei einem klassischen Musiker. Um eine komplette Symphonie spielen zu können, muss er Passagen beherrschen, die sehr kompliziert und schnell sind, aber auch die Teile, die sehr schön und emotional sind. Du musst beides können. Das ist sehr wichtig.


Was macht dir mehr Spaß? Komplexe Soli oder straighte Metal-Riffs?


Das macht beides Spaß, und zwar jeweils auf seine eigene Art und Weise. Komplizierte Soli zu spielen, ist immer eine Herausforderung. Es ist fast ein bisschen wie Sport, Turnen oder so etwas. Man möchte versuchen, die höchste Punktzahl zu erreichen. Auf der anderen Seite sind wir eine Hard Rock-Band, Metal-Band, Rock ´n Roll-Band, wie immer man das nennen möchte. Den Verstärker aufzudrehen und zu spielen, das ist fantastisch, da geht nichts drüber.


Warum hört man den Bass bei euch so selten?


Findest du, dass das auf dem neuen Album auch so ist? Ich dachte, als wir die Platte abgemischt haben, dass wir speziell den Bass insgesamt gesehen mehr nach vorne gebracht hätten. Verglichen mit unseren vorigen Alben haben wir bewusst daran gearbeitet, den Bass nach vorne zu bringen, seine Energie zu transportieren. Hast du das nicht so empfunden?


Eigentlich nicht. Auf all euren Alben hört man den Bass eigentlich nur, wenn er alleine oder nur zusammen mit den Drums spielt. Aber wenn auch Gitarre und Keyboards zu hören sind, geht er unter.


Wahrscheinlich ist das so, weil wir bei vielen Riffs und Linien alle das gleiche spielen. Vielleicht geht der Bass dann irgendwie ins Gesamtgefüge ein, oder zumindest hebt er sich nicht von den anderen Instrumenten ab. Hast du die Special Edition mit den Cover-Songs?


Nein…


Da gibt es ein Cover eines KING CRIMSON-Stücks. Und dort klingt der Bass sagenhaft. Dort hebt er sich wirklich ab.


Okay, das muss ich mir definitiv anhören. Im Herbst werdet ihr wieder in Europa mit der „Progressive Nation“-Tour unterwegs sein. Werdet ihr da eventuell Mikes 12-Stufen-Suite am Stück spielen?


Das werden wir irgendwann mal machen, aber vermutlich nicht auf der Tour im Herbst. Wir werden wahrscheinlich noch ein wenig damit warten.


Also ist das wirklich in Planung?


Ja, das muss definitiv mal gemacht werden. Ha ha…


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