Interview:

2006-03-31 Cuba Missouri

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CUBA MISSOURI aus Münster haben mit ihrem Debüt "This Year´s Lucky Charms" und der kurz zuvor veröffentlichten EP "Three Tracks" schon mal für ganz schön Furore in der Indie-Szene gesorgt und konnten auch bei metal-inside.de einen Tipp abstauben. Grund genug für MI sich mal mit den Jungs zu unterhalten - Ingo und Roland stellten sich dann den Fragen.Interview

CUBA MISSOURI, recht ungewöhnlicher Bandname. Gibt es da eine spezielle Story zur Namensfindung. Vielleicht mal ein paar Worte zur Band und zu euch.


Roland: Der Name stammt ja von einem kleinen Ort in den USA. Vor vielen Jahren bin ich mal mit einem Freund die alte Route 66 runtergefahren, da haben wir dort Station gemacht. Irgendwie blieb der Name immer hängen, diese seltsame Kombination: "Cuba" und "Missouri". Als wir dann später einen Bandnamen brauchten, kam eins zum anderen, und seitdem heißen wir so. Der Name lässt sich übrigens auch prima nach ein paar Bier noch aussprechen. Das ist ja auch wichtig.


Euer Debüt-Album "This Year´s Lucky Charms" erntet ja einiges an Lob. Wie ist denn eure Stimmungslage momentan?


Ingo: Natürlich hört man Lob und Anerkennung gerne! Ist ja bekanntlich das Brot des Künstlers, daher ist unsere Stimmungslage glänzend. Aber ehrlich gesagt, auch wenn uns durchaus bewusst war, ein ordentliches Album vorgelegt zu haben, hat uns die durchweg positive Resonanz ein wenig überrascht. Das ist ja alles noch absolutes Neuland für uns, z.B. Interviews geben und deine Nase im Visions zu sehen, im Rolling Stone deine Gemütslage analysiert zu wissen oder plötzlich irgendwo im Radio gespielt zu werden. Die ganze Plackerei der letzten Jahre lässt sowas ganz schnell vergessen und macht Platz für einen kurzen Anflug von innerer Befriedigung, die genau so lange anhält, bis man sich an der Bridge eines neuen Songs die Zähne ausbeißt oder beim Anblick des Kontoauszugs denkt, ohne Band wärst du nicht nur längst Beamter im Schuldienst, sondern hättest wahrscheinlich auch eine schicke Wohnung hier am Aasee. Na ja... wenigstens die hab ich dann bald, wenn sich die Verkaufszahlen erst mal dementsprechend einstellen...


Die Grundstimmung des Albums habe ich durchaus als melancholisch empfunden. So gewollt?


Ingo: Nun, wir setzen uns eigentlich nicht hin und machen bewusst melancholische Lieder. Es ist eher so, dass wir alle diese Art von Musik sehr mögen und dieser Aspekt unweigerlich ins Songwriting mit einfließt. Zudem spiegelt es aber auch unser damaliges Empfinden in der Zeit wieder, als wir die Stücke gemacht und aufgenommen haben, denn es reichten sich durchaus einige private Katastrophen mit allgemeiner Stagnation der Band die Hand, weil irgendwie wenig bis gar nix ging für uns. Von der Möglichkeit, den Kram irgendwo vernünftig zu veröffentlichen, war z.B. noch überhaupt keine Rede. Mal sehen, wie das nächste Album ausfällt. "Let’s get happy and be friends!" ist ein toller Refrain, aber diese Textzeile ist ja leider Ralf Siegel vorbehalten.


Eure Songtexte sind ja eher spärlich, ihr kommt da recht schnell auf den Punkt. Wie kommt ihr auf eure Songs, was inspiriert euch da?


Roland: Tja, mmh. Zur Inspiration hat Ingo ja schon einiges gesagt. Wobei ich das jetzt, zumindest für die Texte, auch so sehe: Wenn du prima Laune hast, der Tag läuft ideal, die Sonne scheint - wieso in aller Welt solltest du dich dann hinsetzen und einen Songtext schreiben? Da macht man ja dann andere Dinge. Deswegen schatze ich, klingt der vertextete Anteil des Lebens wahrscheinlich zwangsläufig düsterer als objektiv sein müsste. Aber was die Länge der Texte angeht, die sind eigentlich nur so kurz, damit Ingo sich nicht so viel Text merken muss...


Wie läuft das bei euch mit dem Songwriting ab? Klare Aufgabenteilung oder kann da jeder alles?


Ingo: Prinzipiell kann jeder alles, wenn eine Idee erst den skeptischen Blicken der übrigen Herren Musiker lange genug standgehalten hat. Bei einigen Songs ist es so, dass ich Songskizzen mit in den Proberaum bringe und wir so lange an den Songs schrauben, drechseln und polieren, bis alle zufrieden sind, was natürlich zuweilen langwierig und anstrengend sein kann. Manche Songs gefallen uns aber von Anfang an so gut, dass kein Diskussionsbedarf mehr besteht. Wie bei "Rust Belt Noise" geschehen, den Roland alleine geschrieben und - wie man so schön sagt - "performt" hat. Andere Stücke entstehen wiederum komplett sessionartig wie "By the Lighthouse"...


Roland: ...wo ja die Legende geht, Ingo sei bei der Geburtstunde des Songs auf dem Klo gewesen, während Georg und ich nur Sounds ausprobierten... Andererseits bei so einem Stück wie "My Sweet Complaint", da kam Ingo, glaub ich, rein, spielte das und dann war das fertig. Na ja, so ungefähr jedenfalls.


Gibt es bei den zehn Songs so was wie einen Band-Favoriten? Was wäre dann eine Single?


Roland: Einen richtigen Bandfavoriten gibt es wohl nicht. Aber während bei manchen Songs das Verhältnis vielleicht etwas schwankt, gibt es da einige Stücke, die wir anscheinend immer wieder und über einen längeren Zeitraum lieben. Wenn es noch Singles gäbe, wäre es wahrscheinlich "Bitter Square". Ein anderer Song, der sicherlich weit oben auf einer imaginären Lieblingsliste stände, wäre "A Good Place to Hide". Aber dann auch wieder "Dawn" oder "By the Lighthouse". Oder "Panes"? Ich weiß nicht. Die Frage macht mich verrückt.


Ihr habt auf eurer "Three Track"-EP das David Bowies Cover "Heroes" aufgenommen, bisschen "schräg" wie Kollege Maio in seiner Review meinte. Greift ihr öfters auf Covers zurück? Und warum gerade diesen Song, der nun mal schon recht häufig von anderen Bands ausgesucht wurde?


Ingo: Das war ursprünglich als Tributsampler-Beitrag für David Bowie gedacht, der aber bis heute noch nicht erschienen ist. Da mal wieder die Zeit drängte, haben wir uns am schnellsten auf "Heroes" geeinigt, auch wenn uns klar war, dass wir nicht die ersten sind. Uns gefällt die Version aber trotzdem. Einen guten Song kann man eben nicht kaputt machen, hat mal ein schlauer Kopf gesagt. Und ja, wenn uns danach ist, covern wir auch gerne, macht nämlich zwischendurch mal Spaß. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass sowas dann auf einem Album landet.


Roland: Ich fand ja "Heroes" schon immer geil und hatte plötzlich die Vision, das mal ganz langsam auszuprobieren. Dann haben wir das, glaube ich, so circa fünfmal geprobt und direkt aufgenommen. Mein heimliches Ziel, unserem Bowie-skeptischen Bassisten Georg die Kunst dieses Mannes näher zu bringen, habe ich allerdings trotzdem total verfehlt, wie sich neulich bei einer Autofahrt mit Bowie-Tape herausstellte.


"This Year´s Lucky Charms" macht auch optisch und soundtechnisch einen richtig guten Eindruck. Gutes Budget oder passt zur Zeit einfach alles?


Roland: Erstmal Danke... also, ein gutes Budget hatten wir leider absolut nicht. Für die Haupt-Aufnahmesessions hatten wir nur rund zehn Tage Zeit. Der Dank geht wohl hauptsächlich weiter an die vielen Leute, die bereit waren, sich trotz kleinem Budget so zu engagieren. Allen voran natürlich Kurt Ebelhäuser und seinem Assistenten Marcel von der Weiden, aber auch den anderen Tonexperten, mit denen wir ja drei der 10 Tracks fertig gemacht haben: Reiner Wyen und Henning Winter hier in Münster, sowie Ric Simon in Nürnberg. Dann habe ich noch das große Glück, eine Grafik-Designerin als Schwester zu haben, der haben wir das schöne Artwork zu verdanken.


Welche Bands würdet ihr/du dann als Wurzeln bezeichnen, was beeinflusst(e) euch musikalisch?


Roland: Da wir uns ursprünglich über eine Anzeige in einem Stadtblatt kennen gelernt haben, kommen wir ja alle drei aus ganz verschiedenen Richtungen, so dass sich da nix Generelles sagen lässt. Ich würde sagen, Ingo hat wohl durchaus ein paar Grunge-Wurzeln, von Georg wir behauptet, er sei mit Slayer und gefühlten 1000 anderen harten Bands groß geworden, die ich nicht kenne. Ich war eigentlich mehr so Popmusikfan, also jetzt mal Pop inklusive Bands wie Talking Heads, Talk Talk, und The Smiths, die sich ja den Popcharts auch nicht fern hielten. Ob uns diese Wurzeln jetzt beeinflusst haben, weiß ich nicht. Irgendwie beeinflusst einen ja alles. Aber hören tut man diese Einflüsse nicht, oder? Gibt’s eigentlich noch Popcharts oder heißt heute alles "Indie"? Unser Gastgitarrist Stephan war übrigens mal Punk. Also kurz gesagt: Unsere Wurzeln sind Pop, Punk und Slayer.


Ich habe gelesen, ihr wart grade auf einer kleinen Tour mit den TWO GALLANTS aus San Francisco. War die Tour gut besucht, wie waren die Reaktionen auf euren Liveauftritt.


Ingo: Die Tour war sehr gut besucht! Die TWO GALLANTS werden zurzeit ja auch hoch gehandelt, was ausnahmsweise absolut gerechtfertigt ist. Tolle Songs mit einnehmender Livepräsenz und samt Crew sehr nette Leute. Die Reaktionen auf uns waren durchweg warmherzig. Obwohl eigentlich nirgends angekündigt, hat man uns interessiert zugehört. Eine angenehme Erfahrung, denn wenn 260 Zuschauer nix mit dir anfangen können, ist ein 40minütiges Liveset auf der Bühne eine gefühlte Ewigkeit lang, und man hat mehr als genügend Zeit, sich währenddessen zu überlegen, ob es nicht vielleicht doch besser ist, deinen Verstärker bei Ebay zu verticken und lieber dem örtlichen Schachklub beizutreten, als sich weiter im miefigen Proberaum den Pilzsporen auszusetzen.


Roland: Wobei ich früher lange in einem Schachklub war. Ich müsste eigentlich nur meine Mitgliedschaft reaktivieren. Überlege ich mir dann noch.


Was gibt es Live bei euch zu hören, ihr habt ja eine CD und einige EPs als Backkatalog, gibt es darüber hinaus Material? Sind mit der Veröffentlichung von "This Year´s Lucky Charms" weitere Liveaktivitäten geplant?


Roland: Ja, im Hintergrund wird eifrig gebastelt, und es wird definitiv noch einige Konzerte zur Veröffentlichung geben. Wir spielen natürlich hauptsächlich die Sachen von "This Year’s Lucky Charms", bauen aber gerne auch mal das ein oder andere weitere Stück von den EPs ein. Wir haben auch einiges an Material, das nie offiziell veröffentlicht wurde. Die meisten dieser Songs sind bei uns wegen grober Naivität inzwischen in Ungnade gefallen, aber vor kurzem haben wir zum Beispiel ein paar mal live mit einem Song eröffnet, der ist schon 6 Jahre alt. Das ist unser ältester Song überhaupt. Machte irgendwie immer noch Spaß.

Zukunftspläne mit CUBA MISSOURI? Was liegt da als nächsten an?


Ingo: Wir möchten natürlich so viel wie möglich live unterwegs sein und fleißig an neuen Songs basteln, damit das nächste Album rasch erscheinen kann.


Roland: Und ein halber neuer Song ist in nur 10 Proben schon fast als erste Rohversion annähernd in Teilen fertig gestellt worden... es geht also ganz klar voran...


Wollt ihr/du zum Schluss noch was loswerden?


Roland: Vielleicht ist hier mal der Ort, uns bei den ganzen netten Leuten zu bedanken, die uns im Moment ihr positives Feedback auf unsere Musik geben, sei es auf unserer Homepage oder per E-Mails, die uns erreichen. So etwas freut uns natürlich sehr und macht auch Mut, weiter das zu machen, was wir so machen. Zum Beispiel zu Probe Nr. 11 laufen, kurz die Pilzsporen begrüßen und dann den ganzen Song wieder über den Haufen werfen...



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