Interview:

2007-12-02 Crashdiet

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Knapp zwei Jahre nach dem Tod ihres Sängers Dave Lepard sind CRASHDIET, zu Hause in Schweden gefeiert wie Helden, mit neuem Frontman wieder unterwegs, hier zu Lande als Support von HARDCORE SUPERSTAR (sehr zur Freude von Bassist Peter London, der diese als seiner Meinung nach beste Band überhaupt anpreist). Unmittelbar nach dem Gig in Köln findet sich Gitarrist Martin Sweet heldenhaft zum Interview ein.InterviewEin ziemlich großer Teil des Publikums hätte euch gerne noch länger gehört.


Ja, das ist ja auch der Sinn der Sache. Dass wir wieder kommen können, länger spielen können.


Als Headliner.


Yeah, genau.


Da ihr jetzt ja mit einem neuen Album und einem neuen Sänger auf Tour seid- wie habt ihr Olliver Twisted denn getroffen bzw. gefunden? Ihr scheint ja so ziemlich überall gesucht zu haben und habt ihn dann schließlich quasi in direkter Nachbarschaft in Finnland ausfindig gemacht.


Ja, wir haben fast ein Jahr lang nach Sängern gesucht und hatten die Hoffnung schon fast aufgegeben (Er lacht). Von vielleicht um die 300 eMails haben wir ungefähr sieben Leute getestet, aber die hatten alle nicht dieses bestimmte Etwas, das wir brauchten, und dann plötzlich bekamen wir diese eMail von Olliver, also hat eigentlich er uns gefunden. Und das war´s dann eigentlich sofort- er hat uns ein paar Bilder geschickt und Songs von seiner anderen Band, und dann zogen wir los nach Finnland, um ihn zu holen (lacht)

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Wie habt ihr euch überhaupt alle getroffen, wie seid ihr in einer Band gelandet?


Hm... Lass mich überlegen....Die Band hat ja eigentlich vor diesem Line-Up angefangen, aber zu Anfang haben wir halt noch keinen Plattenvertrag gekriegt....Jetzt hab ich vergessen, über was ich eigentlich geredet habe....(Er starrt nachdenklich ins Leere, lacht.) Achso, ja, wie wir die Band gegründet haben.


MI. Ja, so in etwa.


Naja, ich und Peter haben in einer Band gespielt. Und Eric war ein alter Freund von Dave... Es war also quasi Schicksal.


Scheint ja auch ganz gut zu funktionieren.


Yeah!


Hat denn Dave Lepards Tod nachhaltige Konsequenzen im Bezug auf euren Lifestyle gehabt? Da war ja einiges zu hören über den klassischen Sex, Drugs & Rock´n´Roll- Lifestyle- hat sich da etwas dauerhaft geändert?


Hm.... naja, wir haben ziemlich viel Party gemacht, das mussten wir schon etwas zurückfahren. Wir sind natürlich immer noch Party-Löwen, aber inzwischen konzentrieren wir uns zuerst auf die Gigs und danach können wir dann machen was immer wir wollen. Damals waren wir manchmal so besoffen, dass wir nicht einmal spielen konnten.


Das geht nicht besonders lange gut.


Nein, und es ist bedeutet letzten Endes auch nichts anderes als die Fans mehr oder minder auszunehmen.


Und früher oder später kommen sie dann nicht wieder.


Genau. Deswegen machen wir das jetzt anders. Und nach der Show können wir uns dann hundertprozentig drauf konzentrieren, uns zu besaufen (Er grinst).


Also stürzt ihr euch nachher in eine Aftershow-Party?


Jaaa, naja, wir haben den Bus draußen stehen... Wir fahren hier nicht vor morgen Nacht weg, von daher.... Da will ich schon so das eine oder andere Bier trinken.


In Köln dürftet ihr eigentlich wirklich genug Bier kriegen. Und zwar deutlich billiger als in Skandinavien.

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Ja, das hab ich auch schon festgestellt. Das ist total billig hier, um die zwei Euro... Wenn ich hier leben würde, würde ich glaube ich zum Alkoholiker werden.


Na wie gut, dass das nicht der Fall ist.


Ja, wahrscheinlich...

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Was hat euch dazu veranlasst, wieder als Band zusammenzukommen? Ihr hattet euch ja zwischenzeitlich aufgelöst.


Da gab es ein paar Gründe. Einer der ersten, der uns dazu gebracht hat, wieder zusammen zu spielen war, dass ich ein paar Songs vorgespielt habe, die ich ziemlich kurz nach Daves Tod geschrieben habe und die anderen meinten "Oh, wow, das klingt wie Crashdiet!", auch wenn ich das auf den Demos ja gesungen habe. Da haben wir beschlossen, wieder anzufangen, zusammen zu spielen. Zu dem Zeitpunkt wussten wir nicht, wie wir die Band nennen sollten. Und es hat gedauert bis.... Im Januar haben wir dieses Dave Lepard- Tribute-Konzert gespielt, habt ihr vielleicht bei You Tube- gesehen, und da haben wir dann entschieden, uns weiter Crashdiet zu nennen. Ich meine wir sahen immer noch wie Crashdiet aus und wir klangen auch so... warum uns also nicht auch weiterhin Crashdiet nennen. Die Mehrheit von Dave´s Familie hat das auch unterstützt. Wir wussten nicht wirklich, was wir anderes machen sollten. Wir kennen nichts anderes, was also sollen wir machen. Und soweit scheint es ziemlich gut zu funktionieren, die Resonanz ist ziemlich positiv. Der Gig heute Abend ist auch wirklich gut gelaufen.


Ihr nennt eine Reihe von Einflüssen wie zum Beispiel Guns ´n Roses und Mötley Crüe. Wie sieht´s mit Bon Jovi aus? "Falling Rain" klingt irgendwie ein bisschen wie eine Art Tribute an Bon Jovi´s "Runaway".


Ich glaube ich bin der einzige in der Band, der Bon Jovi liebt. Eigentlich hatte ich nicht die Absicht, so was zu machen, aber denselben Gedanken hatte ich dann auch, als ich den fertigen Song gehört habe- "Runaway". Ich bin ein großer Fan ihrer alten Sachen, "Slippery When Wet" und "New Jersey" sind zwei meiner Lieblingsalben. Ich bin also der Bon Jovi-Fan in der Band. Aber die neuen Sachen sind scheiße. "Have A Nice Day" war noch ganz nett. Aber ich hab sie in den 80ern nie gesehen, erst auf der "Crush"-Tour. Es gibt nur so wenige Bands, die in Stadien spielen, da spielt es eigentlich gar keine so große Rolle, welche Band es ist. Es ist einfach was Besonderes, eine Band draußen in einem Stadion zu sehen, an einem Sommerabend...


Kleine Clubs haben aber auch eine Menge für sich, weil man viel näher an der Bühne und damit am Geschehen dran ist.


Ja klar. Hat aber auch seine Nachteile. Vorhin war´s auf der Bühne schon ziemlich eng. Falls wir irgendwann mal Stadien spielen sollten, werden wir immer noch nah am Publikum sein (Er grinst). Metallica hatten ja mal so eine Bühne mitten im Publikum...


Der Titel eures neuen Albums lautet "The Unattractive Revolution"- warum, hat das einen bestimmten Grund?


Warum.... Also, ich weiß nicht, wie das allgemein so ist, aber wenn wir in Schweden ausgehen, in die Stadt, tragen wir auch Make-Up und laufen so rum und viele Leute können das nicht ausstehen. In deren Augen sind wir wirklich unattraktiv. Und das Coole ist, dass unsere Fans.... viele Fans machen das auch, sie sind Teil der Revolution. Deshalb "The Unattractive Revolution". Es hat aber auch verschiedene Bedeutungen, zwei verschiedene. Unsere Geschichte ist in gewisser Weise unattraktiv, wenn man es auf diese Weise betrachtet. Ziemlich viel tragisches Zeug.


Also ist es auch eine Revolution, wieder neu anzufangen.


Ja., genau....


Eigentlich kann man hier in Deutschland den Eindruck gewinnen, dass in großen Teilen Skandinaviens die ganze Hard´n Heavy- Szene deutlich mehr als Mainstream angesehen wird als hier in Deutschland bzw. in Mitteleuropa.


Ja, wahrscheinlich schon. Ich meine in Schweden sind wir.... praktisch größer als Ratt. Aber ich weiß nicht... wir hatten zum Beispiel auch ein paar wirklich gute Reviews in Deutschland. Wir hoffen gewissermaßen, dass Deutschland uns mit offenen Armen willkommenheißen wird.


Das ist dann aber schon ein ziemlicher Kontrast, wenn ihr von Schweden hierher kommt, oder?


Naja, so weit ist es echt gut gelaufen. Die Venues sind zum Teil etwas kleiner, aber...Heute Abend war großartig. Auch wenn wir auf der Bühne kaum Platz hatten und man schon ziemlich aufpassen musste, nirgendwo drüber zu fallen.


Wo kommt eigentlich euer Bandname her, warum habt ihr den genommen und was bedeutet er?


Das weiß nur Dave Lepard. Da musst du also ihn fragen. Und ich bin mir relativ sicher, dass.... naja, er ist das damals auch ein,- zweimal gefragt worden und er wusste es nicht mal selbst.


Das heißt, es wir bis in alle Ewigkeit ein Geheimnis bleiben?


Yeah! Ich meine, also ich hab gehört , dass Dave, total besoffen, jemanden aus der Band angerufen hat: "Ich hab einen Namen- Crashdiet!" und dann hat er aufgelegt und am nächsten Tag konnte er sich an nichts erinnern. Es wird also nie jemand wissen, woher der Bandname kommt.


Naja, Geheimnisvolles kann ja durchaus ganz reizvoll sein. Dann mal noch viel Glück und danke für das Interview!


Danke, wir kommen auf jeden Fall wieder hierher!

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