Interview:

2008-11-15 Civet

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Die vier Mädels von CIVET sind wahrlich schön anzuschauen. Gleichzeitig widersprechen die tätowierten Rock ´n Rollerinnen aber dem Klischee der sexy Girl-Band, die außer ihrem ansprechenden Äußeren nicht viel zu bieten hat. Vielmehr lassen sie ihren punkigen Rock ´n Roll mit mehr Dreck und Rotz vom Leder als so mancher männlicher Kollege. Das hat auch Tim Armstrong erkannt und sie für ihr neues Album „Hell Hath No Fury“ auf sein Hellcat-Label geholt. Grund genug, bei Leadsängerin und Gitarristin Liza nachzufragen, wie es ihrer Band in einer Szene ergeht, in der Frauen nicht gerade übervertreten sind. InterviewDas Rock ´n Roll-Business wird immer noch von Männern dominiert. Warum gibt es da so wenig Frauen?


Es gibt da mehr Frauen als je zuvor, daher habe ich ein gutes Gefühl. Aber es dauert eine ganze Weile, einen Bereich zu verändern, den Männer jahrelang dominiert haben. Wenn Mädchen aufwachsen, sind sie oft nicht mutig genug, um anzufangen Musik zu machen, im Gegensatz zu Jungen. Ich glaube, das ist ein Teil des Problems, dass einige Hobbies als „für Jungen“ geeignet betrachtet werden, und andere, wie z. B. Kochen, „für Mädchen“ sein sollen.


Habt ihr manchmal das Gefühl, dass ihr nicht als Musikerinnen akzeptiert, sondern nur aufgrund eures Äußeren beurteilt werdet?


Eigentlich nicht. Wir sehen gut aus – und das ist kein Verbrechen – aber gleichzeitig beweisen wir unser musikalisches Können, durch all unsere Konzerte und die vielen Stunden, die wir schon aufgenommen haben. Nur selten beurteilen uns Leute, die uns haben spielen sehen, nicht als Musikerinnen.


Wie reagieren Frauen auf euch?


Frauen reagieren meist positiv auf uns. Neid kommt schon mal vor, aber nur, wenn Frauen nicht irgendetwas Eigenes am Laufen haben. Aber das passiert uns so gut wie nie. Wir ermutigen Frauen, Eigeninitiative zu zeigen, stark zu sein und die Welt für unsere zukünftigen Töchter besser zu machen.


Also habt ihr eine echte Message?


Nicht wirklich. Wir wollen nicht predigen, sondern Beispiele geben. Es geht nicht immer nur ums Reden.


War es von Anfang an dein Plan, eine reine Girl-Band zu gründen, oder ist das eher zufällig passiert?


Ich wollte immer, dass CIVET eine Girl-Band wird. Ich wollte diese von Männern dominierte Szene verändern und mit anderen Frauen abrocken.


Was sind deine hauptsächlichen musikalischen Einflüsse?


Mich inspirieren viele andere Bands, neue wie alte. Ich mag die MISFITS, die STONES, die BEATLES, die RUNAWAYS, die BACKYARD BABIES, RANCID, die SAHARA HOTNIGHTS, Pink, und und und...


Wann hast du beschlossen, Rock ´n Roll zu deinem Lifestyle zu machen? Gab es da einen bestimmten Punk?


Ja, es hat mich gepackt, als ich ungefähr zwei Jahre in der Band war. Ich hatte gerade die High School abgeschlossen und hatte einen gewöhnlichen Job. Und plötzlich wurde mir klar, dass es nichts Vergleichbares mit dem Gefühl gibt, zu touren und auf der Bühne stehen. Da hatte ich schon angebissen... das war es, was ich mit meinem Leben tun wollte!


Mit dem neuen Album „Hell Hath No Fury“ ist euer Sound aggressiver geworden. Wie kommt das?


Ich glaube, dass wir bei diesem Album die Möglichkeiten hatten, um den Sound zu bekommen, den wir wollten. Wir hatten ein etwas größeres Studio und einen coolen Produzenten. Dazu haben wir uns seit dem letzten Album musikalisch erheblich weiterentwickelt, und unser Songwriting ist viel besser geworden.


Euer letztes Album wurde von Duane Peters’ Label Disaster Records veröffentlicht. Was war der Grund dafür, dass ihr zu Hellcat gewechselt seid?


Mit Duane war es toll, aber er hat das Label eigentlich gar nicht betrieben. Der Typ, der das Label betrieben hat – und dessen Namen ich hier nicht nennen will... haha... – hat Musik eigentlich gar nicht geliebt und glaubte nicht an sie... abgesehen davon, dass er keine finanziellen Mittel hatte, um Bands voranzubringen. Ich denke, der mangelnde Glauben an die eigenen Bands hat das Label gelämt... Disaster Records, das man auch als Bomp Records kennt, war eher ein Katalog-Label mit nicht mehr bestehenden Bands, deren alte CDs sie veröffentlichten. Es war kein Label für Bands, die auf Tour gehen und hart arbeiten.


Wie seid ihr mit Hellcat in Kontakt gekommen?


Oh, ich würde eher sagen, Hellcat hat uns gefunden... haha... Mit Disaster Records ging es bereits bergab, und Hellcat bot uns einen Platz in ihrem Programm an. Wir hätten nicht glücklicher sein können!


Wie läuft die Zusammenarbeit mit Hellcat? Seid ihr zufrieden?


Hellcat ist fantastisch. Wir sind sehr stolz darauf, ein Teil eines Labels zu sein, das so authentisch mit Musik umgeht und wirklich hart für seine Bands arbeitet. Das wiederum führt dazu, dass die Bands auch härter arbeiten wollen. Ein tolles Konzept!


Einer der Songs auf eurem neuen Album wurde von Tim Armstrong mitgeschrieben. Wie war es, mit ihm zu arbeiten?


Es war unglaublich. Tim ist ein Genie. Ich war geehrt, einen Song mit ihm für dieses Album zu schreiben...


Wann kommt ihr endlich mal nach Europa?


Wir planen, nächstes Jahr rüberzukommen und zu touren, hoffentlich schon im Frühling oder Frühsommer. Wir müssen unbedingt mal in Europa touren und können es gar nicht erwarten!


Eine letzte Frage: Woher hast du eigentlich diese dreckige Stimme...?


Viele lange, durchgesoffene Nächte... haha... Nein, im Ernst, ich passe ziemlich gut auf mich auf – ich rauche nicht mal! Das ist einfach nur das, was herauskommt, wenn ich singe...

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