Interview:

2016-09-29 Alcest

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ALCEST wissen immer wieder zu überraschen: Während Neige zum "Shelter"-Release ankündigte, dass die Band sich in die Richtung Indie-Rock entwickeln werde, geht es mit "Kodama" ein Stück weit "back to the roots". Wie es dazu kam lest ihr hier:Interview

Salut Neige!
Zuerst möchte ich dir zu deinem neuen Album gratulieren, das wie ich finde sehr gut geworden ist. Ich denke, dass „Kodama“ für viele deiner Fans eine große Überraschung ist. Du hast zum „Shelter“-Release angekündigt, dass ALCEST sich weiter in Richtung Indie-Rock entwickeln werden. In dem Interview 2013 meintest du, dass Screams sehr unnatürlich seinen und auch von härter Instrumentierung habt ihr euch damals distanziert. Nun beziehst du genau diese Element (erneut) in deine Musik ein. Wie kam es dazu?


Hallo! Dankeschön, es freut mich sehr zu hören, dass es dir gefällt. Ich denke dass einige Fans über diese Veränderung überrascht sein werden – Und das hoffentlich positiv!

Auf eurem neuen Album gibt es reichlich viele Metal-Einflüsse. Wieso auf einmal?

“Shelter” war ein sehr “lufitiges” Album, sehr ätherisch und leuchtend und hat sich hauptsächlich auf die Gitarren und die atmosphärische Seite von ALCEST konzentriert. Wir fühlten die Notwendigkeit mit „Kodama“ zu aussagekräftigeren und dynamischeren und etwas düstereren Songs zurückzukehren. Evolution und Veränderung sind für uns ein sehr wichtiger Punkt um kreativ zu bleiben und mit jedem Album versuchen wir tendenziell in eine andere Richtung zu gehen wie mit dem Album davor. Es geht um die Musik, aber auch um die allgemeine Stimmung, die Wahrnehmung, etc. …



Wann habt ihr die Songs für“Kodama” geschrieben? Was war zuerst da: Die Musik oder die Lyrics?

Die Musik kommt immer zuerst! Texte zu verfassen ist nicht das natürlichste für mich – also kommt das immer später. In der Zeit wo ich Demos gemacht habe, habe ich die Vocals immer ohne Lyrics aufgenommen und irgendetwas improvisiert um die Melodie des Gesangs zu haben. Manchmal behalte ich diesen improvisierten Gesang bis zum Schluss und lasse sie in die fertigen Aufnahmen einfließen – wie in dem Song “Kodama” oder “Untouched”.

“Kodamas” sind Geister der japanischen Folklore. Was verbindet dich mit der japanischen Folklore und wie kamst du auf die Idee ein Album über diese Wesen zu machen?

Das Album handelt nicht wirklich von diesen Geistern und wurde eher von dem Film „Prinzessin Mononoke“ inspiriert. Die Idee zu dem Konzept dieses Albums wurde ausgelöst, als ich den Film vor einiger Zeit erneut ansah. In dem Film geht es um zwei Welten verschiedene Welten – den Menschen und die Natur. Diese beiden Welten versuchen zusammen zu existieren und daraus resultieren viele Konfrontationen und Konflikte. Ich mochte San, den starken Frauencharakter in dem Film. San trägt einen Teil aus beiden Welten in sich, da sie ein Mensch ist, aber von den Tiergöttern im Wald herangezogen wurde. Sie kämpft gegen die menschlichen Stämme und ihre zerstörerischen Technologien und hasst sie dafür, dass sie ihren geliebten Wald zerstören, obwohl sie als Mensch geboren wurde. Ich konnte mich sehr gut mit ihrem Charakter identifizieren und fühle selbst diese Zweischneidigkeit zwischen in mir. Ich fühle mich nicht zugehörig zu diesem Ort, als würde ich in zwei Welten leben: In der Stadt und der Natur, in der physischen Welt und der spirituellen. Ich liebe auch die Message dieses Filmes – Die Tatsache, dass wir mehr auf die wunderschöne Natur um uns achten sollten und in Harmonie mit ihr leben sollten. Natürlich ist das eine Utopie, wenn man überlegt wie die Gesellschaft heutzutage handelt, doch jeder kann fühlen, dass die Menschen mehr und mehr von diesen en bestimmt werden.


Kannst Du mir etwas über die Lyrics im Opener erzählen?

Der Opener hat gar keine Lyrics, das ist textloser Gesang. Aber hier gibt es eine Gastsängerin: Kathrine Shepard von SYLVAINE singt hier im Chorus und der cinematischen Passage im Mittelteil.

Dein neues Album ist um einiges düsterer als “Shelter”. Was ist mit den Sonnenstrahlen passiert, die „Shelter“ 2013 verbreitet hat?

Nachdem „Shelter“ sehr hell und leuchtend war, wollten wir die duklere und wildere Seites der Band erkunden. In der Welt läuft zurzeit auch nicht alles gut und ein ökologisches Thema fließt durch das gesamte Album. Auch die erst kürzlich geschehenen Terror-Attacken in Paris haben mich sehr getroffen und ich denke dass das den Sound des Albums maßgeblich beeinflusst hat.

Der Opal steht für Freude, Lebenslust, Gelassenheit und wirkt gegen Hemmungen und Depressionen. Der Onyx steht für Selbstbewusstsein, Durchsetzungsvermögen und verleiht Widerstandskraft, Stabilität und Lebensfreude. Jedoch schimmert der “Opal” in hellen Farben, während der “Onyx” Schwarz ist. Inwiefern präsentieren diese Edelsteine „Shelter“ und „Kodama“?

Ich weiß nicht wieso, aber ich mag es sehr Namen von Edelsteinen für meine Songs zu verwenden. Ahah. Ich hielt es nicht für nötig die Bedeutung dieser Steine nachzuschlagen, es war er ihre Farbe und Ausstrahlung die mich inspirierte. Der „Opal“ ist sehr klar und leuchtend, wie die Stimmung die ich in dem Song erschaffe. Auf der anderen Seite reflektiert der „Onyx“ etwas düsteres, vulkanisches und erdiges.

„Oiseaux de proie“ klingt sehr verzweifelt und manchmal richtig wütend. Worum geht es in dem Song? Ich nehme an, dass die „Raubvögel“ eine Metapher sind. Wofür stehen sie?

Ja, das ist definitiv ein sehr wütender und urtümlicher Song. Die Lyrics in diesem Song stehen für die Rache der Natur auf alles was wir geschaffen haben. Die Raubvögel sind halb Kind halb Tier und deshalb gehen sie in die Wälder und Tiefen der Erde um die moderne Welt zu übernehmen.


Ich habe eure Show auf dem Prophecy Fest in der Balver Höhle sehr genossen und ich finde dass sich dieses Konzert sehr von den Konzerten während der „Shelter“-Tour unterschieden hat. In der Höhle war eine sehr intensive Atmosphäre und das Publikum hat die Songs sehr gefeiert. Wie hat sich diese Show deiner Meinung nach von anderen Shows unterschieden und wie hat dir die Lokation gefallen?

Ja, da war eine Art von Spannung/Elektrizität in der Luft – ich denke, das Publikum war sehr neugierig und enthusiastisch. Es hat uns sehr viel Spaß gemacht dort zu spielen! In einer Höhle mit einem solch speziellen Ambiente zu spielen passte sehr gut zu der Atmosphäre unserer Songs. Die Lichter, die wir benutzt hatten, hatten auch etwas vom Meer und so fühlte es sich für uns an als würden wir auf dem Boden des Ozeans spielen.

Wie kam es, dass ihr dort das komplette “Écailles De Lune”-Album gespielt habt?

Wir wurden von unserem Label Prophecy Productions gefragt, ob wir nicht dort auftreten und und das koplette Album spielen möchten. Die Idee gefiehl uns wirklich sehr und so haben wir natürlich zugestimmt. So eine Show vorzubereiten bedeutet aber auch sehr viel Arbeit von unserer Seite. Da mussten wir uns nochmal intensiv reinhören und ich wurde etwas nervös über dieses Vorhaben – Aber ich denke, zum Schluss hat alles sehr gut funktioniert.

War es schwer die Songs von “Écailles De Lune” neu einzustudieren? Habt ihr “Kodama” vor oder nach dem Prophecy-Fest aufgenommen?

Es gab einige Songs auf dem Album die wir noch nie live gespielt haben, weil wir immer dachten dass sie zu komplex und zu schwer live rüberzubringen sind. Das gald besonders für die Wechsel zwischen Klargesang und Screams – das ist alles andere als einfach.



Gibt e seine Verbindung zwischen eurem Tour-Partner MONO (aus Japan) und eurem japanisch betitelten Album? Wie kam es zu der Idee zusammen mit MONO zu touren?

In der Tat ist die Tatsache, dass unser Album einen japanischen Titel hat und wir mit einer japanischen Band touren, kein Zufall. Wir dachten es ist eine sehr gute Idee mit ihnen aus diesem Anlass zu touren, und seit wir mit MONO bei der gleichen Booking-Agentur sind, ist das auch einfacher zu realisieren.

Zusammen mit MONO spielt ihr siebenunddreißig Konzerte innerhalb von siebenunddreißig Tagen. Das klingt wirklich hart. Wieso legt ihr keine Pausen ein?

Wir hätten gerne ein paar Tage Pause gehabt, weil siebenunddreißig Tage in einer Reihe wirklich extrem lang sind. Das ist jetzt vielleicht ein Bisschen trivial, doch es hat in der Tat ökonomische Gründe und wurde von der Booking-Agentur so festgelegt. Wenn eine Band einen Tour-Bus mietet ist es der einzige Weg zu spielen um für die Kosten aufzukommen.

Hast du schon Ideen für ein folgendes ALCEST-Album?

Es ist ein bisschen zu früh dass zu sagen, doch wir denken, dass wir weiterhin Screams und Kontraste in unseren Songs nutzen werden. Vielleicht gehen wir damit sogar weiter.

Falls du noch etwas zu ergänzen hast, kannst du das hier tun:

Wir werden eine Show in Köln spielen um „Kodama“ zu promoten und wir hoffen, viele von euch dort zu sehen.

Dankeschön für deine Antworten!
Wir sehen uns in Köln,

 

 

Lisa