Interview:

2008-10-12 Agathocles

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AGATHOCLES sind einmalig: seit Ewigkeiten holzt sich das Trio durch die Welt und veröffentlicht Scheibe um Scheibe, ohne auch nur eine Spur von Müdigkeit oder gar Ausgebranntheit zu zeigen. Mit ihrem neuen Werk „Grind Is Protest“ haben sie ein weiteres wütendes Werk fertiggestellt, dass Krachmaten in Verzückung versetzen wird. Einzig der Tod von Bassist Tony überschattet den Release, aber davon ließ sich Mastermind Jan nicht unterkriegen und verspricht noch viele weitere Mincecore-Attacken. Interview Euer neues Album wird in Kürze veröffentlich werden – und kann als eine Art letztes Vermächtnis eures Bassers Tony gesehen werden, der am 01.08. zu Tode kam. Was ist mit ihm passiert?


Nils, unser Drummer, hat mich bei der Arbeit angerufen, mit der Nachricht, dass Tony tot in seiner Wohnung gefunden wurde. Tony hat sich dazu entschieden, diesen Planeten zu verlassen, in der ersten Augustwoche, als alles sonnig und warm war. Ein Kontrast zu dem, was passiert ist. Das macht die Aunahmen natürlich zu etwas Besonderem, da sie die letzten sind, auf denen Tony zu hören ist und Tony wollte schon immer ein ganzes Album machen. Das Album wird immer mit seinem Dahinscheiden verbunden sein. Ich bin glücklich, dass er die Chance hatte, das finale Ergebnis zu hören.



Was es für euch emotional schwierig, einen Ersatzmann in die Band zu bringen? Hattet ihr jemals überlegt, AGATHOCLES zu beenden, nachdem ihr von seinem Tod erfahren hattet?


Tony und ich haben seit 18 Jahren zusammen rumgehangen, unser halbes Leben. Tony war ein sehr enger Freund, auch von Nils. Er kann nicht ersetzt werden. Bram, ein anderer enger Freud von Tony und uns, hat den Bass jetzt übernommen und wird in Tonys Namen Krach machen. Wir sehen Bram nicht als Ersatz, aber als anderen Kameraden, der die Waffe gegen den Mainstream Standard in die Hand nimmt. Nils und ich haben niemals darüber nachgedacht, die Band zu beenden. Wir hatten alle eine harte Zeit, aber Tony hätte nie gewollt, dass wir das Krachmachen und den Kampf für musikalische und Rockstar-Zerstörung aufgeben.



„Grind Is Protest“ trägt dann auch eine klare Botschaft – wie könnt ihr euch nach so vielen Jahren und so vielen polisch-sozialen Themen noch immer motivieren?


Wir lieben, was wir tun und wir lieben unsere Arbeitsweise, im DIY-Stil. Die Möglichkeit, neue Leute kennenzulernen und mit alten Freunden rumhängen zu können, ist es alles wert. Wir können außerdem Orte sehen, an denen wir vorher noch nie waren und das Aufnehmen und Veröffentlichen von Scheiben in allen Teilen der Welt ist einfach unglaublich toll. Und das alles kann mit einem Netzwerk von Freunden erreicht werden. Keine gierigen Booker, Manager, große Label, kommerzielle Zines, Arschlecken… AGATHOCLES ist wie ein Perpetuum Mobile, es geht einfach weiter und weiter. Und je mehr Leute uns zum Verstummen bringen wollen, desto aktiver werden wir. Wir sind eine Band, die die Dinge gerne durchschüttelt. Die Leute mögen oder hassen uns – uns ist es egal.



Bekommt ihr viel Feedback für eure Texte?


Ja, wir kriegen viel Feedback, was eine tolle Sache ist. Danke an dich, Lars, für das Lesen unserer Texte. Sie sind sehr wichtig für uns, sie reflektieren unsere Sicht der Dinge, die gerade um uns herum passieren. Die meisten behandeln soziale oder politische Thmen, denn was Politker weltweit beschließen, hat einen Einfluss auf unser tägliches Leben. Die Leute sollten das erkennen, anstatt sich nur um sich selbst zu kümmern. Wir sollten Aktionen unternehmen, wenn es nötig ist, wr brauchen keine Apathie. Davon gibt es bereits zuviel in der Welt.



Wie lange hast du an den Texten für „Grind Is Protest“ gearbeitet?


Ich brauchte einige Zeit, um sie fertigzubekommen. Ich kann mich noch immer daran erinnern, wie ich die Texte zu “Voor Wat Het Baat” (in niederländisch) auf einer Kotztüte auf dem Weg nach Peru schrieb, wo wir unsere Südamerika-Tour 2007 machten. Eingie Texte kommen mir einfach in den Sinn, während andere Zeit brauchen. Es kommt darauf an, wie ich mich fühle.



Wie lange seit im Studo für die Aufnahmen gewesen?


Wir haben „Grind Is Protest“ in zwei Tagen aufgenommen. Aufnehmen ist nichts, aber das Mixen hat einige Zeit gedauert *lacht*, gerade diesesmal, weil es 40 Songs waren. Und, glaube es oder nicht, aber für uns klingen alle Songs anders und brauchten einen eigenen Mix *lacht*. Das brauchte seine Zeit. Aber wir sind mit dem Resultat sehr zufrieden. Ich werde niemals mit einem Album komplett zufrieden sein, aber „Grind Is Protest“ kommt dem, was wir hören wollen, sehr nahe.



Warum habt ihr euch mit Displeased Records für ein Label entschieden?


Displeased Records haben damals schon das “Mincer”-Album veröffentlicht und auch den Re-Release vom 1991er “Theatric Symbolisation Of Life”-Album gemacht. Sie haben uns fair und ehrlich behandelt und einen guten Job gemacht. Und ich kenne die Leute von Displeased Records seit den 80ern, as ich die 7“ von MUTILATED BONES veröffentlicht habe, bei denen Ron von Displeased damals spielte. Roman kenn ich seit der Zeit, weil wir Brieffreunde waren, von daher sind beiden kein komplett Fremde.



Ihr seit zweifellos eine der veröffentlichungsfreudigsten Bands im Metal- und HC-Bereich. Hast du einen Überblick über alles, was ihr veröffentlicht habt? Hast du ein Exemplar jeder Scheibe?


Ich habe alle Vinyl- und CD-Veröffentlichungen von AGATHOCLES, aber nicht alle Tapes. Davon gibt es einige, die ich nicht habe. Und in Russland wurden einige Bootlegs veröffentlicht, sogar als Doppel-CD, wie ich hörte. Ich muss die noch finden *lacht*. Ich bin sicher, dass es auch einige gute Scheiben von Live-Gigs gibt, die wir nicht haben. Es wäre schön, sie einmal zu hören, aber ich muss sie immer noch in die Finger kriegen.



Wie findet ihr die Zeit für das Songschreiben und das dauernde Aufnehmen? Macht ihr noch was anderes außer AGATHOCLES?


Ja, wir haben alle Jobs *lacht*. Ich arbeite als Sozialarbeiter mit Menschen mit Behinderung. Nils studiert Soziale Arbeit und arbeitet Teilzeit. Bram arbeitet als Tontechniker. Wir finden aber noch immer Zeit, um viel zu proben, viel aufzunehmen und Gigs zu spielen. Und natürlich, um abzuhängen und Blödsinn zu mchen. Es geht darum, Prioritäten zu setzen. Und bisher läuft alles sehr gut.



Bis Juli 2009 habt ihr nur einzelne Shows geplant. Wollt ihr bis dahin nicht touren oder gab es bisher keine guten Angebote?


Wir wollen wieder touren, ja. Ich denke, wir werden 2009 eine Tour planen. Im Dezember 2008 wird Nils in Brasilien und Bram in den USA sein, um alte Freunde zu besuchen. Nachdem sie zurück sind, werden wir ein neues Album schreiben und uns daran machen, eine Tour zu organisieren. Wir haben einige gute Angebote, aber bislang ist noch nichts konkret.



Als Veteran der Metal/HC-Szene: wie sehr hat sie sich in den letzten Jahren verändert? Zum Guten oder zum Schlechten?


Es hat viele Veränderungen in den Jahren gegeben. Viele neue Bands sind entstanden, kommerzielle Label haben extreme Musik veröffentlicht, der ganze Internet-Scheiß ist entstanden… Um ehrlich zu sein, sehe ich viel Gutes, das in den vielen Jahren entstanden ist.
Extreme Musik wie Grindcore, roher Punk und extremer Metal sind kommerzialisiert worden und das war niemals die Absicht hinter dieser Art Musik. Im Grindcore haben blöde Machoklischees überhand genommen und scheinen sehr populär zu sein, was einfach lächerlich ist. Was das angeht, ist Grind tot für mich. Wie du dir vorstellen kannst, höre ich nicht viele neue Bands. Bands aus den 80ern, die immer noch aktiv sind und das Herz am rechten Fleck haben, wie ACTIVE MINDS (GB), SEEING RED (NL) oder KUOLEMA (FIN), für die habe ich den meisten Respekt.



Und letzte Worte, Shoutouts, Grüße?


Cheers Lars, thanx a lot for your support and for giving us some space to say something. Good luck with your work in the future. Cheers to all people who have taken the time to read this interview. I hope it was a little bit interesting. Keep the DIY-flame burning ! GRIND IS PROTEST, NOT POSING! MINCE ON!!!