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REVIEW: Last Light Fades (GRAVES FOR GODS)

BY Meisenkaiser


Erinnern wir uns kurz zurück. Irgendwann, spät nachts, beim Thekeputzen in einer Göttinger Altstadtkneipe. Der Deal: Wer sauber macht, darf die Musik aussuchen. Die Wahl des schlauen Studiosos fiel auf „Turn Loose the Swans“ von My Dying Bride. Die Legende sagt, dass der gewitzte Metaller danach nie wieder einen Lappen in die Hand nehmen musste. Und genau deshalb ist diese Geschichte erwähnenswert. Denn GRAVES FOR GODS klingen auf ihrem zweiten Album „Last Light Fades“ exakt nach dieser Zeit. Nach Kerzenwachs auf Holz, nach kaltem Stein, nach Doom, der nicht modern sein will, sondern ehrlich.

Die Australier, gegründet 2020 in Adelaide, verleugnen ihre Wurzeln kein bisschen. Im Gegenteil: Sie tragen sie wie ein Banner vor sich her. Die großen Einflüsse sind die „Peaceville 3“ – Paradise Lost, My Dying Bride, Anathema – und „Last Light Fades“ fühlt sich an wie eine Zeitreise zurück in jene Ära, als Doom noch kantig, schwer, langsam und zutiefst melancholisch – und irgendwie neu – war. Der Sound ist jetzt herrlich antiquiert, warm, staubig und voller Patina. Kein Plastik, kein Trend, nur Schwere und Gefühl.

Inhaltlich geht es tief hinein in den Nebel der Geschichte. „Last Light Fades“ ist ein düsterer Marsch durch die Zeit: von Aufstieg und Fall des Römischen Reiches bis in die Moderne. Es geht um Manipulation, um Macht, um die Verderbnis des Menschen durch Götzen, Religion und falsche Heilsversprechen. Um blinde Wanderungen durch dunkle Zeitalter, um Zerstörung und Wiederaufbau. Um das ewige Aufstehen, nur um wieder zu fallen. Wenn das letzte Licht erlischt.

GRAVES FOR GODS beschreiben selbst einen Übergang ins Jenseits, durch die Ruinen alter Rituale. Hymnen hallen von Stein zu Stein unter grauen Himmeln, Monumente vergangener Anbetung zerfallen zu Tränen im Regen. Große Worte, ja. Aber sie passen. Diese Musik lebt von Atmosphäre, von getragenen Riffs, tiefem Growl und einer fast sakralen Schwere. Mehr Gewalt, mehr Tragik, aber auch mehr Hoffnung als auf dem Debüt „The Oldest Gods“ von 2022.

Veröffentlicht wird dieses Doom-Monument am 23. Januar 2026 über das belgische Label Meuse Records, das einmal mehr ein feines Händchen für Perlen der endlosen Langsamkeit beweist. „Last Light Fades“ ist kein Album für nebenbei. Es ist Musik zum Augen schließen, zum Zurückdenken an Studentenzeiten, an bessere Tage, an Nächte, in denen Doom noch alles war. Und bitte laut hören. Langsam. Schwer. Wie damals. 




LAST LIGHT FADES

Band: GRAVES FOR GODS
Genre: Alternative
Tracks: 5
Länge: 39:33
Medium: CD
Label: Meuse Music Records
Vertrieb: