Review:

Blind

(Blind)

TIPP
Mensch, was ist dass denn für ne geile Platte?? Gleich zu Beginn des neuen Jahres kommt da ein richtiger Kracher von einer noch jungen Kapelle Namens BLIND überraschend aus der Pipeline. Von der Band noch nie gehört? Klar, ist ja auch das gleichnamige Debüt, dafür hat man drei Jahre lang ausgiebig rumgefeilt, sogar diverse Deals abgelehnt und jetzt doch bei einem Major (EMI) unterschrieben. Muss auch kein Fehler sein, vom etwas stark stylisch geprägten Look sollte man sich nicht täuschen lassen, die Band hat musikalisch was drauf, auch wenn die Präsentation zumindest etwas die Teeniegefolgschaft von TOKIO HOTEL und Konsorten zielt.

Die 13 Tracks klingen insgesamt schlichtweg klasse, kommen wie aus einem Guss, gewisse ähnlich aufgebaute Songstrukturen lassen wir hier mal außen vor. Ein cooler Mix aus knackigem Alternative kombiniert mit leichten Power Pop und gelegentlichen Metalcore Sprengseln und das alles geht super ab wie Schmitts Katze. Die Jungs kommen zwar aus der musikalischen Diaspora Koblenz, aber klingen absolut international nach großem Alternative Rock. Der Bandanspruch war nicht deutsch zu klingen und wurde daher schon mal absolut erreicht!

Seit 2002 verfolgt die Band konsequent ihren Weg, verschliss bereits im Demo-Stadium mehrere (zu lasche bzw. weniger motivierte) Produzenten - dieses Quartett hatte seine ganz genauen Vorstellungen, was den Sound betrifft und wird jetzt für diese Geduld mit einer gelungenen Umsetzung und vielen Details, auch was die Instrumentierung betrifft, belohnt. Die Zeit war nicht so wichtig, aber jetzt können die jungen Herren durchaus stolz sein, erinnern mit ihrer Mucke ein klein wenig an LINKIN' PARK (hört euch dazu deren geile aktuelle Scheibe "Minutes To Midnight" mal genauer an), BILLY TALENT (nicht ganz so heavy), SEVENDUST (nicht so düster) sowie 3 DOORS DOWN (was die Eingängigkeit betrifft). Trotz aller Vergleiche schafft man schon eine recht eigene Soundcharakteristika mit vielen Klangfacetten, ausgetüftelten Arrangements und schmissigen Refrains in Serie. Tatsächlich verströmen die Tracks eine mitreißende Energie die den Zuhörer nicht still stehen lässt, hymnisch packende Hooks und knallige Riffs fliegen einem geradezu um die Ohren und insgesamt überzeugt das Quartett mit einem wunderbar kraftvollem (Zusammen-)Spiel. Produzent Vincent Sorg hat einen tollen Job gemacht und mit einer super fetten Produktion aus der Band sicher alles rausgeholt.

Bereits der heftige Opener "Jesus Only Knows" oder "Love Is Gone" sind richtige treibende Kracher geworden - ab und zu ein paar derbe Shouts eingestreut, passt. Dann etwas aufgemotzter Alternative Powerpop für die Charts mit "People" oder "We Can Stay". Einer der Höhepunkte ist für mich das zugleich melancholische und gut abgehende "Break Away". Auch bei der gelungenen Klavierballade "Every You, Every Me " zeigen BLIND, dass man hier was drauf hat, nicht zu schmalzig bzw. kitschig, gerade richtig. Mit der klasse Schlussnummer "Wake Me Up" wird noch einmal unterstrichen: Wir wollen Gas geben und keine weitere auf Singlehit getrimmte Nachwuchsband sein sondern Arsch treten! Mit Sänger Steve ist dies auch kein Problem, sein wunderbar angerautes Timbre inklusive leichtem Emofeeling unterstützt bestens die Musik und so liefert er einen sehr überzeugenden Job ab. Auch bei einem der schnellsten Tracks, dem rassanten "Triple X“, sieht er gut aus - zukünftig bitte noch mehr in diese Richtung.Für Metal-Traditionalisten ist dies wohl eher nix, aber alle anderen etwas toleranteren Musikfreaks, die für Zwischendurch etwas einfache aber trotzdem griffigere Mucke, die nicht zu seicht aber frisch und abwechslungsreich daherkommt suchen, könnte dies schon was sein. Interessant wäre jetzt nur noch, was die Band livemäßig so drauf hat! Ohne jetzt gleich in den nächsten Hype zu verfallen, aber aus BLIND könnte durchaus auf Dauer etwas mehr werden. Die musikalischen Fähigkeiten sind zweifelsfrei vorhanden.

Blind


Cover - Blind Band:

Blind


Genre: Alternative
Tracks: 13
Länge: 45:43 (CD)
Label: Virgin Germany
Vertrieb: EMI