KONZERT: SABATON - Frankfurt, Festhalle

BY Fabian Zeitlinger




SABATON sind bekanntlich keine Freunde von zu großer Bescheidenheit und so wurde auch die aktuelle Tour mit gigantischen Versprechungen und markigen Superlativen angekündigt.

Als Support verpflichtete man das LEGENDARY ORCHESTRA, welches große SABATON Hits darbieten sollte. Geführt wird dieses Künstlerensemble von Sängerin und Dirigentin Noa Grumann, der Violinistin Mia Asano und der Hurdy-Gurdy Spielerin Patty Gurdy.

Als die ersten Klänge durch das weite Rund schallen, ist die Festhalle schon gut gefüllt. Am Ende soll es zwar nicht ganz bis zum „Ausverkauft“-Schild reichen, aber die einzelnen freien Plätze muss man schon mit der Lupe suchen. Der Schachzug dieses Orchester mit auf Tour zu nehmen, erweist sich sehr schnell als ziemlich clever. Denn einerseits sind die von Natur aus sehr pompösen SABATON Songs prädestiniert für eine orchestrale Umsetzung und anderseits ist das Publikum natürlich mit dem Material vertraut und bereits bei den ersten Tönen von „Ghost Division“ voll dabei. Auch gibt es SABATON die Möglichkeit ihr reguläres Set umzubauen und auch mal auf Standards wie eben „Ghost Division“ oder „Swedish Pagans“ zu verzichten und diese quasi an das Orchester auszulagern. Der Sound ist fett, laut und massiv. Nach Kammermusik klingt das mitnichten und die drei Frontfrauen sind sehr aktiv und heizen die Stimmung unentwegt an. Positiv muss ich auch anmerken, dass eine lyrisch schwierige Nummer wie „The Final Solution“ nun endlich den akustischen Rahmen bekommt, der zur Thematik passt und dem ganzen einen gewisse Pietät verleiht. Aber natürlich wird auch Party gemacht und ein luftig-lockerer Song wie „The Unkillable Soldier“ funktioniert auch im Orchestergewand hervorragend. Nach einer guten Stunde verabschiedet man sich unter großem Jubel und macht Platz für das Original.

Während viele Acts auf große LED-Wände und Animationen setzen, gehen SABATON den umgekehrten Weg und fahren klassische und große Bühnenaufbauten auf, für die sich eine 200-köpfige Crew verantwortlich zeigt. Die Bühne ist eine mittelalterliche Burg mit Wehrmauer und Türmen und der bewegliche Drumriser wird von drei riesigen Steinhänden getragen. Auch der FOH ist mit einer Art Burgturm überbaut und genau dort erscheint plötzlich Napoleon, spricht über sein Leben und darüber, dass er diese „andere schwedische Band“ nicht mag, da sie ein Song namens Waterloo haben. Bald wird er von Dschingis Khan unterbrochen, der dem „kleinen Franzosen“ den Titel des größten Feldherrn aller Zeiten natürlich abspricht. Beide haben jedoch die Rechnung ohne Julius Cäsar gemacht. Dieser wird allerding von Dschingis gemeuchelt. Da liegt mir dann ein „Auch du, mein Freund Dschingis“ auf den Lippen. Als letztes erscheint eine Gruppe Templer, die sich mit einem Fackelzug durch die Halle auf den Weg zum Turm machen. Als der Anführer der Templer die rhetorische Kurve bekommt und endlich SABATON ankündigt, entpuppen sich seine Mitstreiter als Band und beginnen den Set in der Mitte der Halle. Von der Hallendecke senkt sich eine Brücke, über die die Musiker langsam während des Openers „Templars“ über die Köpfe des Publikums in Richtung Bühne schreiten.  „Mit The Last Stand“ geht es dann gleich in die Vollen. Nicht nur der gewaltige Bühnenaufbau beeindruckt, sondern auch die Vehemenz mit der hier Pyros abgefeuert werden. Es brennt, zischt und knallt an allen Ecken und Enden und es wird klar, dass SABATON Wort halten und in Sachen Epik, Show und Theatralik noch einen draufsetzen. Getreu dem alten Motto: „Mehr ist mehr“. Die Show hat fast schon Musicalqualität, was sich in den vielen Kostümwechseln und Auftritten von diversen Schauspielern widerspiegelt. Auch der Chor des „LEGENDARY ORCHESTRA“ kehrt im letzten Drittel der Show zurück. Durch die vielen Einlagen wirkt das zwar manchmal etwas zerrissen, hat man sich darauf aber eingelassen, dann funktioniert die Show in ihrer Gesamtheit.

Das neue Album „Legends“ steht klar im Mittelpunkt des Sets, doch auch die Historie findet ihren Platz und „The Art Of War“ oder „Primo Victoria“ werden begeistert gefeiert. Zu „I, Emperor“ werden Kanonen abgefeuert und zu „Attack Of The Deadman“ wabern „Gasschwaden“ durch die Halle während Joakim mit Gasmaske über die wieder heruntergelassene Brücke schreitet. Beim emotionalen „Christmal Truce“ verwandelt sich die Festhalle in ein Handylichtermeer und „Carolus Rex“ wird in Schwedisch dargeboten. Und so lässt sich die Band bei jedem Song etwas anderes einfallen und erweckt die Geschichten somit zum Leben. Auch wenn vieles einem klaren Skript folgt, findet die Band auch noch Zeit für kindische Albernheiten und so bewirft man sich gegenseitig mit Gitarrenplektren oder man bekommt einen Lachflash. Ganz am Ende wartet mit dem „Masters Of The World“ sogar noch eine faustdicke Überraschung auf die Fans. Mit einem Song von „Metalizer bzw „Fist For Fight“ hätte ich wirklich nicht gerechnet. Aber genau das ist die Freiheit im Erstellen einen spannenden Setlist, welche die Mitnahme des LEGENDARY OCHESTRA SABATON gibt.

Nach guten 2 Stunden lassen SABATON ein sichtlich begeistertes Publikum zurück und man kann mit dem Wissen, dass die Schweden Wort gehalten haben den Heimweg antreten. Das war wirklich legendär.


Danke an Britta Stippich für die tollen Fotos